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"Ich sagte, ich möchte dich nicht mehr sehen, also, was machst du hier?" fragte sie. Sie war nicht wütend oder ärgerlich, aber bestimmt.

Er trat vom Balkon in die Wohnung, war sich dabei aber im klaren, daß er wieder eine Grenze überschritt. "Glücklicherweise höre ich nie auf das, was man mir sagt", sagte er dann. Sie seufzte. "Wohl wahr. Nun gut, also was willst du?" Sie stand mitten im Raum und stemmte die Hände in die Hüften, während er sich nicht vom Fleck bewegte. "Reden", sagte er dann. Sie lachte. "Nein, es gibt nichts mehr zu reden. Ich habe wirklich sehr lange versucht, Verständnis für deine Launen aufzubringen, aber auch ich habe meine Grenzen. Du bist ein Psycho. Du hast 2 Gesichter. Damit kann ich nicht umgehen, und ich denke wirklich, daß du dir Hilfe holen solltest."

Sie machte einbe kurze Pause und als er nichts sagte, fuhr sie fort. "Du kannst so nett sein, charmant, wir können uns stundenlang über alles mögliche unterhalten, und es ist schön, und ich genieße das wirklich, aber dann, von einer Sekunde auf die andere bist du plötzlich gemein und abgrundtief böse. Das ist nicht normal", sie fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, die offen über ihre Schultern fielen und sich durch den Luftzug, der vom Balkon herein wehte, leicht bewegten.

Er mußte schlucken. Da war es wieder, das Gefühl des Kontrollverlustes. Aber diesmal durfte er sich keinen Ausrutscher erlauben. "Ich habe nie gesagt, daß ich normal bin", sagte er dann. Kopfschüttelnd sah sie auf den Boden. "Mein Leben ist auch so schon kompliziert genug, da kann ich nicht auch noch mit deinen Launen leben." Mit ihren nackten Zehen malte sie Figuren in den Teppich und er stand einfach nur da uns sah ihr zu.

Sie war einfach bildschön. Um einiges kleiner als er, schlank, anmutig, filigran. Ihre helle Haut, die dunklen Haare und die hellen Augen ergänzten sich perfekt, und ihre hohen Wangenknochen gaben ihr einen sehr edlen Gesichtsausdruck. Er erinnerte sich noch genau an das Gefühl, daß er gehabt hatte, als sich ihre Blicke das erste Mal gekreuzt hatten und auch daran, daß er von diesem Moment an das Bedürfnis gehabt hatte, sie zu umarmen und ihr einfach nur nah zu sein.

Doch dank des Teiles in ihm, der sich dagegen sträubte, war es nie soweit gekommen, und würde es auch nie, wenn er das ganze jetzt nicht in Ordnung bringen konnte. "Ich werde dir alles erklären, alles, und ich werde nichts auslassen. Ich verspreche es dir", sagte er dann. Sie sah auf. "Sam, ich weiß nicht, ob das was ändert, ich hatte stellenweise wirklich Angst vor dir", sagte sie dann. Er holte tief Luft. "Ich weiß. Und es tut mir leid", hatte er das gerade wirklich gesagt? "Und Sam ist nicht mein richtiger Name", ergänzte er seinen Satz. Sie machte große Augen. "Stimmt irgendwas von dem, was du mir erzählt hast?" fragte sie dann. "Ja, einiges, aber nicht alles. Gib mir nur diese eine Gelegenheit, dann kannst du mich gerne zur Hölle schicken, wenn du willst".

Sie schien nachzudenken. "Na gut. Aber keine Lügen oder Geheimnisse mehr." Er nickte. "Nun, dann fang an", sagte sie. "Ich will es dir zeigen", sagte er dann. Fragend sah sie ihn an. "Okay, und wie?" Er zeigte auf die Couch. "Setz dich."

The dark past (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt