POV Jungkook (30. Dezember 2019)
Ich sah mich unschlüssig in der Gegend um, in der ich mich befand.
Ich hatte ein Versprechen einzuhalten und ich wollte es wirklich, aber als ich endlich das Wohnhaus fand, in dem sein Freund hoffentlich noch immer wohnte, wurde ich zunehmend nervöser.
Obwohl es Winter war und der Schnee um mich herum nur so tobte, war mir viel zu warm und ich verspürte das unsägliche Verlangen, mir die Jacke vom Leib zu reißen, damit ich endlich aufhörte so sehr zu schwitzen.
Ich atmete die kalte Luft zitternd ein und trat einige Schritte auf die Tür des Wohnhauses zu. Ich hoffte wirklich, dass die Adresse noch aktuell war und ich gleich seinen Namen an der Klingel sehen würde, denn ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, würde ich ihn nicht finden können.
Ich atmete erleichtert auf, als ich tatsächlich fündig wurde. Tja, schien wohl als wäre der erste Teil meiner Mission geschafft. Fehlte also nur noch der schwere Teil.
Unschlüssig starrte ich auf das Klingelschild, auf dem feinsäuberlich der Name Kim Taehyung geschrieben stand. Ich hob die Hand, um es endlich hinter mich zu bringen, zog sie jedoch wieder zurück und biss mir nervös auf den Knöchel meines Zeigefingers.
Ich ließ meinen Blick einen Moment lang durch meine Umgebung schweifen, weil ich das Gefühl beobachtet zu werden einfach nicht loswerden wollte. Da ich aber niemanden entdeckte, widmete ich mich wieder der Klingel und beschloss, es jetzt einfach durchzuziehen. Ich war es ihm schuldig und ich hatte es versprochen, niemals würde ich dieses Versprechen brechen können!
Ich hob also erneut meinen Finger und drückte diesmal zu, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Wieder sah ich mich nervös um, als könnte ich so herausfinden, ob er bereits auf dem Weg zur Tür war, um mir zu öffnen.
Meine Geduld hing bereits an einem seidenen Faden. Wenn nicht bald etwas passierte, würde ich sicher noch durchdrehen! Ich klingelte also wieder, vielleicht hatte Taehyung die Klingel ja nicht gehört? Ich hoffte, dass es das war und nicht, dass er einfach nicht da war.
Ich beschloss noch ein letztes Mal zu klingeln, damit ich wenigstens guten Gewissens sagen konnte, ich hätte es versucht.
Sofort lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, als ich das vertraute Summen hörte, dass mir ankündigte, dass er mir tatsächlich die Tür öffnete.
Ich drückte die Tür auf und verringerte den Abstand zu seiner Wohnung um einen ganzen Schritt. 'Wow Kookie, damit bringst du's voll'. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und spielte mit dem Gedanken, einen Rückzieher zu machen.
Tatsächlich drehte ich mich wieder um, und wollte gerade türmen gehen, doch das schlechte Gewissen meldete sich nahezu sofort und ließ mich in meiner Bewegung innehalten.
So ging es einige Augenblicke lang weiter. Ich setzte einen Fuß vor, um es einfach endlich zu tun, drehte mich dann doch wieder um, weil mein Herz in meiner Brust schlug als würde ich einen Marathon laufen und meine Lungen wegen meiner Panik nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen wollten, und drehte mich dann wieder um, weil ich auf keinen Fall mein Versprechen brechen wollte.
Ich wusste, ich musste jetzt einfach einmal in meinem Leben mutig genug sein, aber mein innerer Angsthase flüsterte mir immer wieder zu, ich solle gehen und mich unter einem Stein begraben..
Keine Ahnung wie ich ihn die ganze Zeit nicht hatte bemerken können, aber als ich nach einer gefühlten Ewigkeit meinen Kopf hob, erblickte ich Taehyung und erstarrte wiedermal mitten in der Bewegung.
Scheiße war mir das peinlich! Ich spürte sofort, dass ich vermutlich roter wurde, als Taehyung's Haare und die waren wirklich sehr rot!
Trotzdem musste ich mir eingestehen, dass es vermutlich gar nicht soo schlecht war, dass er mich jetzt gesehen hatte, denn so gab es für mich jetzt kein Zurück mehr.
Ich schmiss also all meine Gedanken über Bord und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu, um meine Arme um seine Brust zu schlingen. Ich spürte wie er sich verkrampfte und löste mich fast sofort wieder.
Einen kurzen Moment sah ich ihm in die faszinierend dunklen Augen, doch der Moment währte nicht lange, denn ich wollte einfach nur noch weg hier und im nächsten See ertrinken. Oder so. Jedenfalls einfach weg von ihm und dieser awkwarden Situation, die ich selbst geschaffen hatte.
Ich murmelte also eine hastige Entschuldigung und stolperte fast über meine eigenen Füße, als ich einfach ohne mich umzudrehen wieder raus in den Schnee stürmte.
Ich rannte bis zur Bushaltestelle ein paar hundert Meter die Straße runter und ließ mich dort schwer atmend auf die hölzerne Bank fallen.
Ich war froh, dass ich es endlich geschafft hatte und doch kam ich nicht umhin, mir Gedanken um Taehyung zu machen. Er musste furchtbar verwirrt sein und ich überlegte tatsächlich, ob ich nochmal zurück gehen sollte, um ihm eine Erklärung dafür abzuliefern, warum ich extra bei ihm geklingelt hatte, nur um ihn dann zu umarmen und genauso schnell wieder zu verschwinden.
Mein innerer Angsthase meldete sich aber wieder zu Wort und meinte, dass ich vermutlich gut daran täte, diesen Gedanken gleich in die nächste Tonne zu kloppen, denn ich war nach wie vor eine introvertierte Kartoffel und hatte keine Ahnung wie ich auf Menschen zu gehen sollte.
Ich lehnte meinen Kopf mit geschlossenen Augen an die Wand der Haltestelle und wartete, bis mich der nächste Bus nach Hause bringen würde.
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Every year again
FanfictionAls Sunghee stirbt, bricht für Jungkook eine Welt zusammen. Er hat seinen einzigen Freund verloren und eigentlich gäbe es nichts mehr, wofür es sich für ihn noch zu Leben lohnt. Eigentlich. Denn an seinem Sterbebett, gibt er Sunghee ein Versprechen...