Kapitel 3 - Am Frühstückstisch

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Am nächsten Morgen fühlte sich Peter, als wäre er von Sirius' neuem Motorrad überrollt worden. Als er in den Spiegel sah, stachen ihm sofort die dunkelvioletten Ringe ins Auge, die sich unter eben jenem befanden. Seufzend machte er sich fertig und ging gemeinsam mit seinen Freunden hinunter in die Große Halle zum Frühstück. So schlimm Peter auch aussah, neben Remus und Sirius wirkte er wie das Leben selbst. Die Augenringe der beiden waren noch ausgeprägter als seine eigenen und sie konnten sich kaum auf den Beinen halten, so müde und erschöpft waren sie. Offenbar hatten sie in der letzten Nacht auch kein Bisschen geschlafen, genau wie in den letzten Nächten des vorigen Schuljahrs. Seit ungefähr Herbst letzten Jahres schlichen sich Remus und Sirius ständig nachts gemeinsam weg und kamen erst früh am nächsten Morgen meist total übermüdet zurück. Daran hatte sich über die Sommerferien offensichtlich nichts geändert. James hatte davon allem Anschein nach nichts mitbekommen, und Peter fragte die beiden nicht, was sie nachts eigentlich taten. Möglicherweise hatte es etwas mit Remus' kleinem, pelzigen Problem zu tun, oder die zwei spielten irgendwem Streiche. Vielleicht hatten sie aber auch geheime Freundinnen, mit denen sie sich in der Nacht trafen. Peter wusste es nicht, und das war eigentlich auch nicht wirklich schlimm. Irgendwie ging es ihn ja nichts an.

Ein paar Minuten später saß Peter am Frühstückstisch und belud seinen Teller mit allerlei Essen jeder Art - Toast mit Marmelade, Rührei, Bacon und natürlich Käse, seinem Lieblingsessen. Als er gerade dabei war, sich Frühstücksflocken in seine Schüssel voll Milch zu kippen, während Sirius, der ihm gegenüber saß, lauthals verkündete, welch eine Unart es doch sei, die Milch zuerst in die Schüssel zu schütten, wanderte Peters Blick kurz in Richtung Slytherintisch. Einen Moment lang traf sich sein Blick mit dem einer der Schüler dort - Severus Snape saß ein Brötchen kauend da und starrte Peter feindselig an. Schnell sah der Gryffindor weg. Der nächtliche Vorfall war ihm nun bei Tageslicht äußerst peinlich, so peinlich sogar, dass er auf der Stelle rot anlief.

"Alles okay, Pete?", fragte Sirius mit vollem Mund, wobei ihm ein kleines Stück Bacon aus dem Mund fiel und Remus angeekelt das Gesicht verzog.

"Igitt, Sirius! Man spricht nicht mit vollem Mund!", tadelte er ihn, woraufhin Sirius lautstark schluckte und Remus angrinste.

"Ich weiß, Moony. Du sagst es mir oft genug."

Seit vorletztem Jahr trug Remus den Spitznamen Moony, den sich James und Sirius für ihn ausgedacht hatten. In ihrem zweiten Schuljahr hatten die Rumtreiber von seinem kleinen, pelzigen Problem erfahren und nach einem Jahr voller Vorschläge wie 'Heuli', 'Flauschi', 'Großmutterfresser' und 'Werwolf John McWerwolf' (was Sirius' Idee war, weil er meinte, das sei praktisch nur eine andere Schreibweise für 'Remus John Lupin'), hatte Remus seufzend dem am wenigsten schrecklichen Spitznamen zugestimmt: 'Moony'.

Als die Rumtreiber ihr Frühstück beendet hatten, machten sie sich auf den Weg zu ihrer ersten Unterrichtsstunde, Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Professor Wem-Auch-Immer. Jedes Jahr hatte die Schule einen neuen Lehrer für dieses Fach und mittlerweile hörte keiner der Schüler mehr wirklich zu, wie er hieß. Als die vier Freunde die Halle verließen warf Peter noch einen letzten Blick zum Slytherintisch, doch Snape war bereits gegangen. Gut so, denn dieser Blickwechsel am Frühstückstisch hatte ihm schon ein wenig Angst gemacht.

Don't Kiss Me, I Love You. | Peverus (NESC-Holiday-Special)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt