Kapitel 8 - Leere Klassenzimmer und dunkle Nischen

96 12 0
                                    

Zwar hatte Peter jetzt eines der beiden Dinge, die ihn in letzter Zeit so beschäftigt hatten, aus der Welt geschafft, doch da war immer noch das Snape-Problem, das ihm keine Ruhe lassen wollte. Zumindest hatten die Rumtreiber Severus in letzter Zeit keinen Streich gespielt. Doch nun, da er sich keine Gedanken mehr über Remus und Sirius machen musste, dachte er umso mehr über den Slytherin nach, über ihren Kuss und die vielen Träume. Es war einfach merkwürdig. Peter kannte Snape doch gar nicht richtig, wie konnte es also sein, dass er so viel über ihn nachdachte? Noch dazu auf eine so intime Weise? Nicht zu intim allerdings. Nach wie vor war ihm bei der Vorstellung, Snape oder irgendwen sonst zu küssen oder sogar mehr, nicht ganz wohl. Eigentlich überhaupt nicht wohl. Nein, küssen wollte er Snape nicht. Aber er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als bei ihm im Arm zu liegen. Peter verfluchte sich selbst für diesen Gedanken. Auch wenn er nun gelernt hatte, dass es nicht schlimm war, etwas für das eigene Geschlecht zu empfinden, so war es trotzdem nach wie vor Schniefelus, um den es hier ging.

Wieder einmal völlig in Gedanken versunken wanderte Peter nachmittags durch die Gänge Hogwarts', um nicht als James' und Sirius' Versuchskaninchen für einige ihrer Streichzauber dienen zu müssen, als ihn plötzlich eine zischende Stimme in die Realität zurückholte.

"Psst, Pettigrew! Peter!"

Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich um, nur um in das magere Gesicht Snapes zu blicken, das aus einer dunklen Nische herauslugte.

"Was willst du, Snape?", gab Peter flüsternd zurück. "Ich dachte, ich soll dich in Frieden lassen?"

"Vergiss, was ich gesagt hab, und komm mit!"

Der Slytherin zog ihn am Ärmel mit sich und in ein verlassenes Klassenzimmer, in dem augenscheinlich seit Jahrhunderten kein Unterricht mehr stattgefunden, geschweige denn jemand geputzt hatte.

"Also...?", fragte Peter und versuchte seine Nervosität und sein Herzklopfen zu überspielen, indem er eine genervte Miene aufsetzte.

Doch statt einfach zu antworten zog ihn Snape in einen kurzen, beinahe schüchternen Kuss. Ihre Lippen berührten sich nur ganz leicht, und es fühlte sich nicht ganz so merkwürdig an wie die Küsse, die Peter zuvor mit Menschen geteilt hatte. Nicht wirklich gut, auch nicht wirklich schlecht, aber auf jeden Fall weniger seltsam als sein erster Kuss mit Severus. Dieser war nun scharlachrot geworden und sah verlegen zu Boden.

"Tut mir leid, ich... Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich meine, wir kennen uns kaum und...", begann er mit kratzender Stimme zu sprechen. "Und trotzdem... denke ich oft an dich und..."

"Ich weiß was du meinst.", unterbrach ihn Peter. "Mir geht es genauso."

Snape sah auf, einen verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht.

"Das... Das kam unerwartet.", krächzte er.

"Du hast mich gerade einfach so geküsst. Das kam unerwartet.", erwiderte Peter.

Er hätte nicht gedacht, dass es möglich gewesen wäre, doch Severus' Gesicht nahm ein noch dunkleres Rot an.

"T-tut mir leid... Sollte ich das lieber lassen? Also, falls du das hier auch wirklich fortführen willst natürlich."

Kurz musste Peter überlegen.

"Ich... Ich weiß nicht so recht. Ich meine, erstens sind wir Feinde. Zweitens, sollten wir uns dennoch entscheiden, uns von nun an zu treffen, bin ich mir nicht sicher, ob ich will, dass du mich küsst. Versteh' mich nicht falsch, anscheinend... mag ich dich tatsächlich... irgendwie. Aber ich mag Küssen einfach nicht, egal mit wem. Verstehst du?"

Snape nickte.

"Ja. Und was... was sollen wir jetzt tun? Offensichtlich haben wir Gefühle füreinander, aber wie du bereits sagtest, eigentlich müssen wir uns hassen. "

"Woher soll ich das wissen?", fragte Peter.

Er überlege einen Moment lang. Einerseits wäre es wohl das Einfachste, wenn er und Snape wieder Feinde würden, doch andererseits - das wurde ihm jetzt klar - wollte er ihn wiedersehen, koste es was es wolle.

"Ich will dich treffen. Heimlich, wenn es sein muss, aber ich will dich wiedersehen. Allein.", sprach Severus Peters Gedanken aus.

"Ich dich auch.", sagte er.

"Dann... bis irgendwann? Möglichst bald.", verabschiedete sich Snape, schenkte Peter ein Lächeln, als er die Tür öffnete.

"Ja.", sagte Peter. "Bis bald."

Severus trat durch die Tür und schloss sie hinter sich. Und Peter blieb zurück, sich fragend, was zur Hölle gerade passiert war, aber glücklich. Selbst wenn er sich mit Snape nur heimlich in leeren Klassenzimmern und dunklen Nischen treffen konnte, allem Anschein nach war es das wert. Denn dummerweise schien Peter sich wirklich in ihn verliebt zu haben. Vielleicht nur ein bisschen, aber da war etwas. Ob er es wollte oder nicht.

Don't Kiss Me, I Love You. | Peverus (NESC-Holiday-Special)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt