01 - januar

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Januar 2016

Holmes Chapel || Zu denken, man könne in seiner Auszeit auch tatsächlich Ruhe finden, ist für Harry Styles auf vielen verschiedenen Ebenen ein Trugschluss.

Zum einen reicht eine offiziell ausgerufene Pause der Band noch lange nicht, um auch das öffentliche Interesse an seiner Person auf Eis zu legen - ganz im Gegenteil.
Die einzige Variable, die sich durch die Auszeit geändert hat, sind die offiziellen Auftritte mit One Direction. Durch die fehlende Präsenz in der Öffentlichkeit ist die Neugierde seiner Fans und das Interesse an allem, was er in seiner neugewonnenen Freizeit macht, sogar noch gewaltig gewachsen.

Harry war innerhalb der Band schon immer am meisten mediale Aufmerksamkeit zuteil geworden und auch jetzt hat man ihn stets im Visier, gespannt darauf, was er in den freien zwölf Monaten mit sich anfangen würde.

Doch abgesehen davon hat der Sänger auch seinen eigenen Schaffensdrang deutlich unterschätzt. Es ist gerade mal der erste freie Monat und schon jetzt hat Harry das Gefühl, ihm würde die Decke auf den Kopf fallen und all seine Kreativität Stück für Stück verloren gehen.

Um zumindest den ersten Punkt, den er sich für die Auszeit vorgenommen hat, abhaken zu können - nämlich Zeit mit seiner Familie zu verbringen - hat sich Harry für eine Weile wieder in seinem Elternhaus in Holmes Chapel breitgemacht. Gemeinsam mit Anne und Robin lebt er hier unter einem Dach und hat zumindest über zwei kurze Wochen hinweg das Gefühl eines idyllischen Familienlebens genossen.

Insbesondere seit Robins Krebsdiagnose ist jedem in dieser Familie klargeworden, wie wertvoll die gemeinsame Zeit ist und wie vergänglich sie doch sein kann. Selbst wenn er nicht Harrys leiblicher Vater war, hat Robin eine Menge zu Harrys Leben und seinem Wesen beigetragen, wofür er ihn aus ganzem Herzen liebt.

Aber mit jedem Tag, den Harry im alten Bett seines Kinderzimmers beendet, wächst das Gefühl sich rückwärts zu bewegen und Unzufriedenheit schleicht sich in sein Herz. Eine solche Veränderung im Gemütszustand ihres Sohnes erkennt Anne mit Leichtigkeit, aber mit ebenso großer Sorge.

Zehn Tage lebt Harry nun wieder in Holmes Chapel. Zehn Tage, an denen Anne beobachten konnte, wie Harry nach und nach gereizter und gefrusteter wurde, aber auch zehn Tage, an denen sie bislang schwieg.

Auch heute, am elften Tag, beobachtet Anne ihren Sohn aufmerksam, als er um halb 11 Uhr morgens in die Küche schlurft und sich grummelnd an der Kaffeemaschine zu schaffen macht, ehe er den Kühlschrank und die Vorratsschränke nach Essbarem durchsucht.

»Gemma will heute vorbeikommen«, fängt Anne an zu erzählen und ignoriert gekonnt die üble Energie, die Harry schon am Anfang dieses Tages ausstrahlt. »Sie meint, ihr hättet euch eine Weile nicht gesehen und du hättest dich auch nicht gemeldet.«

»Ach, führt ihr etwa Buch?«, schnauzt Harry sofort zurück, ohne sich seiner Mutter zuzuwenden.

Diese atmet ruhig und meditativ durch. Sie hatte Harrys Pubertät erlebt und war immer dankbar gewesen, wie umgänglich er war. Sie hätte es kommen sehen müssen, dass selbst er irgendwann diesen Durchhänger haben würde.

»Nein, tun wir nicht«, seufzt Anne und versucht gelassen zu bleiben. »Ich wollte damit nur sagen, dass dich deine Schwester vermisst und dich heute gerne sehen will.«

Genervt knallt Harry eine Keramikschüssel auf die Arbeitsfläche der Küche und befüllt sie mit Cornflakes.
»Gemma weiß, dass ich hier bin. Sie hätte jederzeit vorbeikommen können, wenn sie mich vermisst«, brummt Harry mürrisch vor sich hin.

two-faced || 1D  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt