Juni 2016
Dünkirchen || »Also wie gesagt, wenn du nicht gerade auch 'nen Film drehst oder ein Neugeborenes zu bespaßen hast, dann mach' Musik!«, wiederholt sich Harry bereits zum dritten Mal.
Ebenso oft hatte er zuvor von Niall wissen wollen, was in dessen Leben so vor sich geht und jedes Mal hatte er ein gelangweiltes »Nichts besonderes« als Antwort bekommen. Und auch dieser Vorschlag scheint nur auf verhaltene Begeisterung zu stoßen.»Vielleicht versuch' ich das mal«, gibt sich Niall halbwegs enthusiastisch.
»Oder treib Sport!«, bietet ihm Harry direkt die nächste Alternative. »Mir wird hier jeden Tag bewusst, wie wenig ich im Form bin, obwohl ich eigentlich vom Gegenteil überzeugt war. Aber jede Minute, die ich hier für einige Szenen mit dem Wasser kämpfe, beweist mir, dass ich durchaus fitter sein könnte.«Ein müdes Lachen seitens Niall erreicht Harry durch die Leitung. »Das mach' ich sowieso«, versichert ihm Niall.
»Wie geht's denn deiner Familie? War alles gut in Irland?«
Harry hat schon das ganze Telefonat über das Gefühl, Niall zu interviewen, so sehr durchlöchert er ihn mit Fragen.
In den letzten Wochen hat ihn ein solch schlechtes Gewissen überkommen, weil er sich so selten gemeldet hatte, dass er nun versucht, all das nachzuholen.Im Gegensatz zu Niall versinkt Harry in Arbeit. Und wenn Harry arbeitet, reißen die Monate wie Kalenderblätter ab. Trotzdem, oder gerade deshalb, will er Niall versichern, dass ihm sehr wohl etwas an ihrer Freundschaft liegt und er Interesse am Leben des Iren hat. Dazu nutzt er auch jetzt wieder seine Drehpause und hat sich mit dem Handy in seinen Trailer zurückgezogen.
»Joarh, alles wie immer. Greg hat halt wieder seine Problemchen, aber das ist ja nichts Neues«, antwortete Niall emotionslos.
Harry aber horcht auf. »Habt ihr euch nicht mal ausgesprochen?«Seufzend verneint Niall. »Da gibt es nichts auszusprechen. Er ist, wie er ist und das muss ich akzeptieren. Er kann eben auch nicht aus seiner Haut.«
»Kannst du das denn? Akzeptieren, meine ich.«
»Das weiß ich nicht. Aber wenn nicht, ist das mein Problem, Greg lässt sich nicht ändern«, ist sich Niall sicher.Harry weiß um die Probleme und die depressiven Phasen von Greg, die das Leben der Horans immer wieder bestimmen. Der Erfolg der Band hatte die Familien aller Jungs nachhaltig verändert, doch die Horans hatten am meisten damit zu kämpfen gehabt. Neid, Eifersucht, Scham, Überforderung - vieles hatte damals dazu beigetragen, dass Niall und Greg nun nicht mehr die Brüder sind, die sie einst waren.
»Jeder kann sich ändern«, ist sich Harry sicher. »Ihr könnt bestimmt wieder zusammenfinden.«
Zögerlich atmet Niall am anderen Ende der Leitung durch. »Mhm.«Gerade will Harry weiterhin ermutigend auf ihn einreden, als plötzlich die Türe seines Trailers aufgeht und eine der Aufnahmeleitungen ihren Kopf hereinsteckt.
»Harry, komm bitte.«Aufmerksam schreckt Harry auf und nickt der Frau mit Headset und Klemmbrett zu.
»Bin unterwegs«, lässt er sie schnell wissen, ehe sie wieder aus dem Wagen verschwindet.
Nicht nur die Aufnahmeleiterin, auch Niall hat diesen Wink verstanden.»Na dann lass ich dich mal wieder arbeiten«, lenkt der Ire selbst ein. »Viel Erfolg und sauf' nicht ab.«
»Ha-Ha«, raunt Harry augenrollend, ehe er doch nochmal vertraulichere Töne anschlägt. »Aber danke. Und wirklich, ruf' jederzeit an, wenn was ist. Drehen besteht zu 80 Prozent aus Warten. Ich hab' also reichlich Zeit und mein Handy meistens griffbereit.«
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two-faced || 1D ✓
FanfictionDie erfolgreichste Boyband der Welt gibt sich ein Jahr Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Doch in ihrer einjährigen Pause finden nicht alle das, wonach sie gesucht haben. Einer verliert sich.