-- Kapitel 2 --

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Mit blieb jedoch gar nicht so viel Zeit sie genauer zu betrachten, denn genau in dem Zeitpunkt als die ansetzen wollte um mit ihre finale Predigt zu erteilen kam aus der letzten Ecke des Raumes ein sehr leises:

"Hildegard, das ist alles meine Schuld"

Die klare, pipsige Stimme war trotz ihrer geringen Lautstärke in ganzen Raum zu hören und lies mich zusammenzucken.

"Maya..?"

Hildegard klang schokiert.

Man könnte die Verwirrung deutlich spüren als sie mit ihrer krächzenden Stimme zu Maya sprach.

Hildegards Aufmerksamkeit lag nun voll und ganz auf ihr und ich nutze augenblicklich die Chance aus um meinen Kopf zu senken.

Ihr von dieser Entfernung lange in das Gesicht blicken zu müssen war für mich und viele anderen hier eine reine Qual.

"Ich habe ihre Klamotten unter der Matratze versteckt, tut mir wirklich Leid.
Ich werde mir in Zukunft keine solchen Späße mehr erlauben."

Maya's Stimme klang gekonnt und fest. Auch als ich aufblickte und sie unter der Menge an startenden Mädchen ausmachte strahlte ihr Blick pure Sicherheit aus.

Hildegard schien ihr die gekonnte Lüge zu glauben und nickte ein letztes Mal Gedankenverloren in Maya's Richtung.

Sie lief an mir vorbei ohne ein weiteres Wort über die Sache zu verlieren und nach einem kurzen Zögern folgten die anderen Mädchen ihr.

Nur vereinzelt drehten sich ein paar Köpfe in meine Richtung.

Ich nahm ein paar tiefe Luftzüge und mein Kopf wurde mit jedem Male wieder etwas klarer.

Ich mussten dort wohl eine Weile so gestanden haben, denn nach ein paar weiteren Wortlosen Sekunden spürte ich eine Hand die sich sanft auf meine Schulter legte.

Maya ließ ihre Hand ein paar Momente dort ruhen und lächelte mich sanft über meine Schulter hinweg an.

"Pass Lieber nächstes Mal besser auf Ranja, ich weiß nicht wie oft ich dir noch aus der Klemme helfen kann."

Ihre großen, weißen Hasenzähne strahlten mit freundlich entgegen und ich konnte nicht anders als ihr dankbar lächelnd zuzunicken.

Wir rannten aus der dunkelbraunen Fichtentür in den von Schnee bedeckten Vorhof und hatten die anderen im Handumdrehen eingeholt.

Schon wenige Augenblicke später standen wir alle zusammen vor der kleinen Kirche die sich in mitten des Klostergebäudes befand.

Als die Uhr nun 6:15 Uhr schlug betraten wir alle zusammen die Kirche.

Sie war nicht schön, ganz im Gegenteil.

Jedes Abteil im Kloster hatte seine eigene kleine Kirche oder auch Kapelle die speziell nur für diesen Teil gebaut wurde.

Unsere war aber leider kein wirklich schöner Anblick.

Die Säulen und Wände waren von einem dreckigen grau, das vermutlich in seinen besten Jahren Mal Weiß gewesen sein sollte. Dir Marmorverzierung an den Säulen war schon lange abgebrökelt und man konnte nur noch schwach überhaupt irgendwas erkennen.
Die Bänke waren von einem sehr hellen, verbleichten Holz und hatten weder Kissen noch irgendwelche andere Sitzpolster um einem das sitzen zu erleichtern.
Am Altar vorne wo nun schon einer der Priester stand befand sich nur ein schmächtiger Holzaltar und eine große, weiße Kerze die dort lichterloh in ihrem runden, vollkommen Verrosteten Verschlag einsam vor sich hin brannte.

Ich betrat gefolgt von den anderen Mädchen und Maya eine der Bankreihen und machte es mir so bequem wir möglich.

Kaum hatte ich das erledigt stimmte der Priester auch schon das erste Kirchenlied an und der Gottesdienst begann.

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Es waren knapp 20 Minuten verstrichen und ich war mit meinen Nerven bereits am Ende.

Der Predigt lauschte ich schon seit einigen Momenten nicht mehr.

Und ich schweifte ab in mein "eigenes kleines Universum", wie es meine Mutter damals immer genannt hatte.

Meine Gedanken wanderten an den Tag zurück an dem ich diesen Ort zum ersten Mal betreten hatte.
Zu diesem Zeitpunkt war ich sechs Jahre alt gewesen.
Als meine Mutter an Krebs starb und mich in alleine mit meinen Großeltern in dieser großen weiten Welt zurückließ, hatten meine Großeltern mich vor Verzweiflung hier abgegeben.
In dem Kloster kümmerte man sich um verweiste Mädchen und erzog sie zu treuen Anhängern der Kirche.
Purer Schwachsinn wenn ihr mich fragt, zu seinem Glauben kann man niemanden zwingen.

Ich hatte ihnen dafür nie verziehen. Sie hatten noch nie Ahnung von Menschen. Selbst auf meine Mutter hatten sie nie so Recht acht geben können.
So entstanden so Manche Geschichten die mir meine Mutter immer Abends am Bett erzählt hatte.

Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, er hatte meine Mutter ohne ein Wort mit mir alleine gelassen und hatte ihr somit das Herz gebrochen.

Meine Mutter war immer eine optimistische Person gewesen, hatte das Verschwinden von meinem Vater innerhalb meiner ersten Lebensjahre super weggesteckt und hatte sich zu einer selbständigen, Jungen Frau entwickelt.
Sie blieb bis zu ihrem Tod hin optimistisch, so wie sie mir in dem letzten Brief schrieb den sie je an mich verfasste:

"Das Leben geht weiter.
Ich glaube an dich, mein Engel.
Mami liebt dich."

An ihren genauen Sterbetag erinnere ich mich nur Wage. Sie hatten mich aus ihrem Zimmer geschoben.

"Sie ist doch nur ein Kind, sie könnte das niemals verstehen.",
Hatte ich sie schreien hören.
Mit dem sterilen Krankenhaus-Geruch in der Nase und den Tränen in den Augen war ich dagestanden und hatte die Welt nicht mehr verstanden.

Vielleicht war ich hier doch besser dran als bei meinen Großeltern die mich seit dem Tod meiner Mutter keines Blickes mehr gewürdigt hatten, als hätte ich den Fehler gemacht. Als wäre ich an allem Schuld gewesen.

Bis heute wünsche ich mir sie hätte mich nicht verlassen.

So wie ich hier saß, allein, in einer Kirche, umgeben von Mauern kam mir mein Leben mehr als nur leer und einsam vor.

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Habe mich dazu entschieden Mal das nächste Kapitel hochzuladen.

Surprise. :D

Denke nicht das irgendwer diese Geschichte verfolgt, aber irgendwann siegt die Langeweile ja immer c;

Freue mich über Feedback. :3

See U soon :D

- J

So Cold Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt