Other Way's to survive

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Sie ist seltsam. Und es ist ein komisches Gefühl, wenn sie jemanden ansieht. Ihre Augen, so kalt. Nicht mal ihren Namen kenne ich. 

Ich seufze. Überlegungen über eine dir fremde Person kosten nur Kraft und Zeit. Und diese Kraft brauche ich um diese verdammte Schule zu überleben. Letztendlich habe ich es geschafft...für heute. Die Schulglocke läutet  und dieser scheiß erste Tag ist vorbei.

Mein Bruder hat immer zu mir gesagt: Wenn du die Welt mit offenen Augen siehst und dich so zeigst, wie du bist kannst du alles erreichen.

Zwei Tage später war er dann tot. Ist auch egal! Denn, was hatte ich bitte davon, mich so zu zeigen, wie ich bin? Nichts und wieder nichts! Nur Ärger und Lästereien. Darauf habe ich keine Lust mehr.

Ich nehme mir meine Tasche und mache mich auf den Weg nach Hause. Es ist nicht weit von der Schule weg. 15 Minuten Fußweg. Aber wenn ich schon daran denke nach Hause zu kommen und diese Frau, die sich Mutter schimpft, zu sehen, könnte ich kotzen. Seit dieser ganzen Sache zwischen Dad und ihr, tja, seit dem konnte ich sie einfach nicht mehr sehen. Es fühlt sich total falsch an, mit ihr unter einem Dach zu leben, als wäre sie nicht meine Mutter.

Seufzend schaue ich an der roten Backsteinfassade unseres Hauses hinauf und öffne diese alte knorrige Holztür. "Bin da.", murmel ich und schleiche hoch in mein Zimmer. Mom sitzt mal wieder in der Wohnstube vor ihrem Laptop und einer Flasche Wein. Ein alltägliches Bild. Natürlich hat sie nichts zu essen gemacht. Wieso sollte sie das aucht tun? Ich wohne ja nicht hier, sondern gehe nur aus und ein, weil es mir Spaß macht. Früher hat sie immer Essen für Dad und mich gekocht. Sie wusste, dass wir beide immer um die gleiche Zeit nach Hause kamen. Und heute? Ha! Sie geht nicht mal mehr einkaufen und schweigt mich die ganze Zeit an. Ich mache und tue! Bekomme gute Noten, schmeiße den Haushalt und bin fast den ganzen Tag am lernen! Es ist ihr scheißegal!

Wütend schmeiße ich mich auf mein Bett. Ich hasse sie. Ich HASSE sie. ICH HASSE SIE! Und wieder kann ich nichts anderes tun als lernen. Zwei Stunden später lege ich meine Aufzeichnungen weg, schnappe mir meinen schwarzen Mantel und gehe nach draußen.

Mein Weg führt mich durch die bunten, belebten Einkaufsstraßen. Junge Mädchen, die kichernd und quasselnd durch die Geschäfte laufen oder Punks auf den Bänken mit schrillen, bunten Frisuren. Diese Stadt hat so viele Gesichter. Es ist irgendwo faszinierend, all diese Menschen zu beobachten. Alle sind sie so unterschiedlich und doch sieht man an manchen Stellen einen Gothic mit einem Modepüppchen Händchen haltend durch die Straße laufen oder eine ältere Dame zwischen einer Gruppe von Skatern sitzen und lachen.

Mittlerweile stehe ich in einem riesigen Park. iIe Blätter der Bäume haben sich, dank dem Herbst, rot, gelb, orange und braun gefärbt und fallen nun auf den kalten, harten Betonweg und das gelbe vertrocknete Gras. Im Herbst scheint es, als wären die Bäume ihrem schönen Blätterkleid überdrüssig. Irgendwo ist es traurig.

Und dort, auf der Bank, sitzt sie. Dieses Mädchen aus der Toilette heute. Ich will sie kennen lernen, also nähere ich mich unauffällig und bleibe vor ihr stehen: "Hallo. Was machst du hier?"

Sie schaut mich an, in ihrem Blick ist nichts zu lesen. Er ist kalt, der Ausdruck monoton. Und doch ist sie nicht langweilig. " Vermutlich das Gleiche wie du." sie zuckt mit den Schultern und deutet mit einem Nicken auf den Platz neben sich.

Ich setzte mich neben sie, senke meinen Blick, damit sie sich nicht angestarrt fühlt. "So? Was denkst du denn, was ich hier mache?", irgendwie muss ich grinsen, darum schaue ich schnell in eine andere Richtung. Sie soll nicht denken, dass ich mich über sie lustig mache. Aber ich spüre, das sie mich ansieht. Wahrscheinlich hat sie mitbekommen, das ich grinsen muss.

"Weg von daheim. Deinen Tag revue passieren lassen. Raus, erstmal den Kopf frei bekommen." ihre Stimme ist standhaft, selbstbewusst. Wahrscheinlich war sie keine von den Girls, die den ganzen Tag reden. Sie war anders... Die junge Frau neben mir, deren Namen ich noch immer nicht kenne, dreht sich zur Seite, greift in die Tasche neben sich und holt etwas heraus. Kurz danach höre ich ein Feuerzeug.

Erstaunt über ihre Worte sehe ich zu ihr. Als könnte sie meine Gedanken lesen. Und dann... dann sehe ich den Joint. Ich kannte diesen Geruch. Es war der Gleiche, wie heute in der Mädchentoilette. Ich räuspere mich: "Gedankenleserin. Verrätst du mir deinen Namen?" Ich weiß, es muss blöd klingen, aber ich finde keinen anderen Weg, um ihren Namen zu erfahren.

Ihr Gesichtsausdruck verändert sich nicht, doch sie sieht mich an. Ihre Augen sind so hell, noch nie in meinem Leben habe ich sowas gesehen. Es ist ein tiefes Blau außen, doch innen sind sie fast weiß, umhüllt von kleinen Kristallen. Sie zieht an ihrem Joint, hält ihn mir hin. " Du auch? Nach dem Tag.. ", sie scheint, noch etwas sagen zu wollen, deswegen warte ich einen kurzen Moment ab, " Ich glaube, Valerie, meinen Namen musst du nicht zwangsläufig wissen."

Etwas skeptisch nehme ich den J zwischen die Finger und betrachte ihn. Ich kenne das alles... von ihm. Aber will ich das auch? Und wie ich das will. Für einen Moment nicht denken. Einfach nur entspannen und dem ganzen Scheiß entfliehen. Ich selbst sein. Meine Lunge füllte sich mit dem dichten Qualm und ich muss kurz husten. Aber schon alleine dieses Gefühl etwas Verbotenes zu tun, lässt mich ein weiteres Mal ziehen. Nach dem dritten Mal gebe ich ihr dieses helfende Mittel wieder und schaue sie an: "Ist es nicht irgendwie unfair, dass du meinen Namen weißt, aber ich deinen nicht?"

Sie lächelt ein wenig, nickt dann. " Eventuell ist es das. Aber weißt du, V, ich kann nichts dafür, das der Direx deinen Namen vor der Klasse nannte.", sie lacht ganz leise, nimmt den J, zieht und atmet tief ein. Ok. Jetzt ist es an der Zeit für mich zu schmollen. Ich ziehe eine Schnute und verschränke die Arme vor der Brust, meine Kette mit dem Ring schleift über mein Schlüsselbein. "Mhm...dann kann ich dich aber nicht richtig ansprechen. Außer mit: Du da!", und ich muss lachen, einfach so. Es soll nicht böse klingen oder so, als würde ich sie auslachen. Nein, ich finde es einfach nur lustig, dass ich sie nicht richtig ansprechen kann.

Sie lacht mit mir, dann schüttelt sie mit dem Kopf. Sie zieht noch einmal und reicht ihn mir dann:  "Du da reicht doch". Ein Seufzen entweicht ihr, ihr Blick trifft meinen. "Mein Name ist Rain.", gibt sie schließlich doch von sich Preis.

Dankbar nehme ich den Joint. Ziehe daran und freue mich über die Wirkung. Ich lächle und stehe nach einem kurzen Blick auf dir Kirchenuhr auf. "Hat mich gefreut, Rain. Ich muss jetzt leider los. Wir sehen uns morgen in der Schule! " Dann laufe ich nach Hause.

She's like hell (GirlXGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt