kapitel 2: Man trifft sich immer zweimal im Leben

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Meine Stimme klang kalt als ich die Worte aussprach, aber ich konnte es nicht verhindern. Diese Kinder hatten schon zu viele Menschen gehabt, die ihnen ihr Verhalten einfach durchgehen ließen. Irgendwann hatten sie angefangen, es garnicht mehr anders zu erwarten. 
Es war Zeit, dass sich dies änderte.

Jk pov.

Energisch schlug ich auf den Boxsack ein. Was hatte ich mir heute nur dabei gedacht? Wieso habe ich es so weit kommen lassen?

Dieser Wixer Mr.Kim hatte mir einen fucking Knutschfleck verpasst! Und ich? Ich stand einfach nur da und habe es geschehen lassen. Was lief eigentlich gerade falsch bei mir?

Es gab zwei Dinge, die mich massiv daran störten.
Erstens, war ich auf keinen Fall schwul. Bei Gott, ich war alles andere als das. Ich hatte schon so viele Mädchen flachgelegt, dass einem glatt schlecht werden könnte von der Anzahl.

Zweitens, war ich nicht der Typ, der sich einfach so dominieren ließ. Ich hatte noch nie einfach da gestanden, wenn jemand mir nahe kam. Verdammt, ich war die Person, die andere gegen Wände drückte und küsste.

Wütend schlug ich wieder auf den Boxsack ein. Meine Schlagabfolge war dabei wahllos und gar nicht so überlegt wie sonst. Ich konnte mich selbst nicht dazu bringen wirklich darüber nachzudenken. Denn mit meinen Gedanken war ich gerade immer noch bei meinem verwirrenden neuen Lehrer – Lehrer, ja richtig. Herr Kim war mein Lehrer, wieso tat er dann so etwas? Ich hatte schon so viele Lehrer vor ihm, aber keiner von denen kam mir jemals zu nah. Körperlich gesehen jedenfalls, auch wenn ich mit einem mal fast eine Schlägerrei angefangen hatte.

Das war doch nicht normal, was Mr. Kim gemacht hatte. Aber es war nicht einmal wirklich die Tatsache, dass er mich geküsst hatte, die mich so aufregte und mein Blut zum kochen brachte. Daran lag es nicht. Nur durch diese dumme Aktion konnte ich ihn jetzt nicht mehr einschätzen. Seine Handlungen erschienen mir so undurchsichtig.

Er war definitiv eine interessante neue Figur auf dem Spielfeld. Die nächsten Wochen mit ihm würden auf jeden Fall Spaß bringen. Dennoch wollte ich das alles nicht einfach so leicht abtun. Ich musste vorsichtig bleiben, denn es stellte sich mir immer noch eine Frage. Was wollte er damit bezwecken? Was hatte dieser Spielzug von ihm zu bedeuten?

Und zu allem Überfluss hatte ich jetzt auch noch einen Knutschfleck der Größe von Russland, der allen direkt verriet, was ich so getrieben hatte. 

"Jungkook!" Brüllte mein Trainer als er aus der Tür ins Boxstudio trat. Er hatte wohl schon länger dort gestanden und mich beobachtet, wie ich wie ein Irrer auf den Boxsack vor mir einschlug. Jedenfalls deutete sein perplexer und auch etwas konsternierter Blick darauf hin.

"Was ist denn heute los mit dir?" Er atmete hörbar aus. ,,Normalerweise achtest du immer auf Taktik, wechselst deine Schläge ab. Aber heute scheinst du, als würdest du Jemanden umbringen wollen."

Es war klar gewesen, dass es heute Abend mindestens eine Person geben würde, der meine veränderte Stimmung auffallen würde. Und wenn es jemanden gab, der für solche Dinge ein Gespür hatte, dann war es Jackson. Er war mit großem Abstand die feinfülligste Person die ich kannte, obwohl man das von einem Boxtrainer ja eher nicht erwarten würde. 

Er wollte immer wissen, wenn was mit einem los war. Doch selbst ihm würde ich jetzt nicht die Wahrheit erzählen. Dass ich von einem Mann geküsst wurde. Dass ich es zugelassen hatte.

"Meine Mutter macht mir nur gerade wieder Stress, sagt immer, dass ich so lange weg bin und immer nur Ärger mache." Zugegeben, diese Notlüge war nicht besonders originell - und es sollte mich vielleicht auch beunruhigen, wie leicht mir das von den Lippen gegangen war - aber sie würde es schon tun müssen.

Reprimand me - vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt