Kapitel 5: Bastards never learn

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Geräuschlos begann die erste Träne, sich einen Weg auf meiner Wange zu bahnen. Kurz darauf folgten immer mehr und es dauerte nicht lange, bis mein Gesicht sich klamm und nass anfühlte. Das stumme Schluchzen, was unmittelbar auf die Tränen folgte, tat unglaublich weh. Mit jedem weiteren Schluchzer fühlte es sich so an, als würde sich meine Brust schmerzlich zusammenziehen, dabei meine Rippen verbiegen und mir die Lunge zuschnüren. Als ich an mir herunter sah, bildete ich mir ein, es auch sehen zu können.
In dieser Nacht hatte ich kein Auge mehr zugemacht.

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Jungkook pov.

Nachdem mir gestern Abend klar geworden war, was Mr. Kim von mir wollte, hatte ich fieberhaft überlegt, wie ich es ihm heimzahlen könnte. Glücklicherweise war ich aber Jeon Jungkook. Ich war der schlimmste Schüler in ganz Jeju. Kein Lehrer, nicht einmal ein Lehrer wie Mr.Kim konnte gegen mich ankommen. Obwohl Jackson mir gesagt hatte, dass ich mich für meinen Kampf heute unbedingt ausruhen sollte, hatte ich noch ein paar Besorgungen gemacht und war deshalb erst um kurz vor zwei Schlafen gegangen. Meistens schwänzte ich die ersten Stunden sowieso, weswegen ich mir wegen der Schule keinen Kopf machte.

Die nächste Englisch Stunde mit Herr Kim hatte ich sowieso erst in der fünften. Das gab mir noch genug Zeit, um die letzten Vorkehrungen für meine große Aktion heute zu treffen. Mir war klar geworden, dass Mr.Kim gestern ein ganz falsches Bild von mir gewonnen hatte. Er dachte, dass ich schwach wäre und dass er mich ,,in den Griff bekommen" könnte. Aber das war nicht im geringsten der Fall und heute würde ich schon dafür sorgen, dass ihm das klar werden würde.

Ab jetzt würde ich den Unterricht von Mr. Kim für ihn zur reinsten Hölle machen. In Gedanken an das, was ich für ihn vorbereitet hatte, musste in unweigerlich schmunzeln. Manchmal war ich ein echt schlechter Mensch nehme ich an. Ich liebte es Respektspersonen wie meine Lehrer so richtig aus der Fassung zu bringen. Egal für wie zivilisiert, für wie unumstößlich und durchweg moralisch sie sich auch gaben, ich wusste, dass das im Grunde alles nur gelogen war. Alles nur eine große Show war, mit der sich Leute wie Lehrer als besser darstellen wollten als andere, als ihre jüngeren Schüler.

Lehrer waren für mich sowieso der letzte Abschaum. Die einzigen Personen, die wirklich Lehrer werden wollten, waren Menschen die unbedingt in einem Machtverhältnis stehen wollten. Sie liebten es regelrecht andere klein zuhalten und sich selbst dadurch größer zu fühlen. Mr.Kim wollte genau dasselbe, dass wusste ich einfach. Immerhin hatte er mir das mit seinem Auftreten gestern ja schon bewiesen. Und deshalb musste ich das heute machen. Ich musste ihm, und somit auch allen anderen dieser Dreckssäcke, zeigen, dass sie sich mal kreuzweise konnten. 

Außerdem denke ich, dass es mir bei Mr.Kim aus irgend einem Grund besonderen Spaß machen würde ihn in die Schranken zu weisen. Ich wollte seinen Gesichtsausdruck sehen, in dem Moment, in dem er begriff, dass er gegen mich nichts ausrichten konnte.

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Taehyung pov.

Gestern Abend mit Yoongi in den Supreme Club zu gehen, war mit Abstand das dümmste, was ich in meinem Leben jemals getan hatte. Genau das entschied ich, als ich heute Morgen mit brummenden Kopfschmerzen und einem Gefühl im Magen, als wäre ich die letzten 24 Stunden an einen Achterbahnwargon gekettet gewesen, aufgewacht war. Auch wenn ich gestern keinen Tropfen Alkohol geschluckt hatte, wies ich jetzt die typischen Symptome eines Katers auf. Und dann auch noch einer, der es in sich hatte.

Ich hätte mich heute beinahe krank geschrieben, weil ich nicht einmal sicher war, ob ich diesen Tag überleben würde. So elend wie ich mich fühlte. Aber dann erinnerte ich mich wieder daran, dass das keine Option war. Ich wollte nicht wie die anderen Lehrer sein und einfach dann und wann aufkreuzen, wann es mir beliebte. Ich musste konsequent sein und eine Konstante für sie werden.

Reprimand me - vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt