Kapitel 2

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~Adam~

Einzelne Schweißperlen rinnen über mein Gesicht und die Hitze macht sich in meinem ganzen Körper breit. Meine Beine und Arme ziehen von der ständigen Bewegung. Die Kraft schwindet langsam aber sicher aus meinem Körper. Schwer atmend nehme ich den letzten Rest meiner Kraft und schlug so schnell und fest ich noch konnte auf den Boxsack. Nach meinem letzten Schlag stelle ich mich gerade hin und schaue erschöpft auf den sich bewegenden Boxsack. Hinter mir hörte ich Geklatsche, weswegen ich mich auch umdrehe.  Mein Trainer, Joe, kommt auf mich zu und strahlt übers ganze Gesicht. Seine Falten machten sich noch bemerkbarer und sein weißes Haar leuchtete selbst bei der schlechten Beleuchtung in der Halle. Manchmal frage ich mich, warum er überhaupt dieses Boxstudio eröffnet hat statt selbst mit dem Boxen eine eigene Kariere zu starten. Immer wenn ich ihm diese Frage stelle lächelt er mich aus erschöpften Augen an und wechselt das Thema. Vielleicht wurde er ja krank und darf deswegen keinen einzigen Schlag ausüben. Aber wie schafft er es nur? Für mich ist dieses Studio ein zweites Zuhause. Hierher komme ich, wenn ich mich abregen muss oder einfach das Verlangen habe zu boxen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als kleiner zehnjähriger Junge mit meinem Freund und seinem Bruder hierhergekommen bin und unbedingt hier trainieren wollte. Ich wollte immer ein erfolgreicher Boxer werden, nur ist es nicht einfach erfolgreich zu werden. Man braucht etwas einzigartiges, etwas undefinierbares und trotzdem etwas so offensichtliches. Anscheinend bin ich so durchschnittlich, dass ich nichts der Punkte erfülle.

,,Du wirst immer besser. Mach so weiter und bald wird aus dir etwas großes", ein müdes, aber ehrliches Lächeln erscheint auf seinem faltigen Gesicht und lässt nur noch mehr Falten erscheinen.

Dies sagt er mir schon seitdem ich hier angefangen habe und immer wieder kontaktiert er verschiedene Boxmanager, aber bis jetzt kam keiner. Auch wenn ich das eigentlich nicht wissen dürfte und er es immer verheimlicht habe ich es gemerkt und immer wenn er erschöpft und niedergeschlagen auflegt zieht sich etwas in meiner Brust zusammen. So vieles hat er für mich getan, so viel Geduld bewiesen und so viel Engagement, dass ich es ihm niemals alles zurückgeben könnte. Allein der Gedanke an ihn, lässt eine angenehme Wärme um mein Herz schließen. Müde erwidere ich dieses Lächeln und gehe an ihm vorbei zu den Kabinen. Erschöpft setzte ich mich mit meiner halb vollen Wasserflasche auf die Bank und trinke gierig den Rest. Die leere Flasche landet in die nächste Ecke, meine Beine tragen mich zur Dusche, wo ich erstmal die stinkenden Klamotten loswerde und das kühle Nass auf meinen viel zu heißen Körper tropft. Das Klingeln meines Handys entreißt mich aus meiner Gedankenwelt und befördert mich ins hier und jetzt. Seufzend stelle ich das Wasser ab und wickle mir ein Handtuch um meinen Unterkörper. Ich fische mein Handy aus der Tasche und schaue zuerst auf den Namen. Ohne die Mimik irgendwie zu verändern hebe ich ab und höre sofort die Stimme meines besten Freundes.

,,Adam, schön, dass ich dich auch mal erreiche."

Ich lasse nur ein etwas genervtes Brummen raus und schon spricht er weiter.

,,Ich treffe mich heute mit Iman und sie will ihre Freundin mitnehmen. Deswegen kommst du mit und hast ein Date mit ihr."

,,Warum sollte ich auf ein Date gehen, wenn ich das Mädchen Nichtmal kenne? Ich mach das nicht."

,,Du wirst es nicht bereuen. Vertrau mir, als dein bester Freund und Bruder."

Einerseits habe ich überhaupt keinen Bock auf ein Null-Acht-Fünfzehn Mädchen und mit ihr einen ganzen Nachmittag zu verbringen. Andererseits hat mich Ilias noch nie verarscht, vor allem nicht bei dem Thema Frauen. Genervt seufze ich und lasse meinen Kopf in den Nacken fallen.

,,Okay ich mach's, aber wehe du enttäuschst mich." 

Mein Handy wandert wieder in meine Tasche. Mit einem zweiten Handtuch trockne ich meinen Oberkörper ab und ziehe meine sauberen Sachen an. Erschöpft schließe ich den Schließfach und schultere meine Sporttasche. Zum Abschied hebe ich meine Hand, wobei dies nur an meinen Trainer galt, da mich die anderen herzlichst wenig interessieren. Eine warme Briese wehte, ließ aber eine Gänsehaut auf meinen Armen erscheinen. Mit schnellem Gang machte ich mich auf den Weg nachhause, um mich für dieses Date fertig zu machen. Je schneller ich es hinter mir habe, desto besser. Ich verstehe mich manchmal selbst nicht. Warum um Gottes Willen stimme ich bei Sachen zu, wo ich überhaupt keinen Bock drauf habe? Viel lieber würde ich etwas anderes tun, als einen ganzen Nachmittag mit einem Mädchen zu verbringen. Vertrau mir, als dein bester Freund und Bruder. Manchmal hasse ich mich selbst, dass ich alles für ihn tun würde, aber ich weiß, dass er genauso alles für mich tun würde. Ihn kenne ich schon mein ganzes Leben schon und ich vertraue ihm blind. Ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern, wo ich dieses Vertrauen in Frage stellte, denn er war und ist immer ehrlich, dabei spielt er nur mit offenen Karten. Wahrscheinlich ist es wegen seiner Ehrlichkeit, weswegen ich ihm sosehr vertraue. 

Sabah - Das Mädchen, das auf die Liebe verzichtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt