4. Kurz und schmerzlos

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John hatte mir für den Rest des Tages frei gegeben. Er war wie ein Vater gewesen, den ich nie hatte; er kümmerte sich um mich, als wäre ich seine Tochter und er wusste oft besser als ich, was gut für mich ist.

Er hatte anscheinend gemerkt, was da zwischen Taddl und mir läuft. Dieser hatte mich zu 'ner Pizza eingeladen, welche ich absagen musste, da ich ja arbeiten musste. Dank John aber konnte ich noch mehr Zeit mit Taddl verbringen. Seine Frau ersetzte mich währenddessen.

Auf dem Weg zur Pizzeria laberten wir viel; erzählten uns gegenseitig Geschichten aus unseren Leben, alberten rum und lachten.

Er war toll. Ich mochte ihn sehr. Doch mochte er mich auch? Und vor allem wie mochte er mich? Als beste Freundin, oder ist da noch mehr? Ich selbst bin mir da auch noch nicht sicher. Ich meine; er ist sehr sympathisch, er sah gut aus und wir hatten die gleichen Vorlieben...

Taddl und ich mussten feststellen, dass es die Pizzeria, in welcher wir zusammen essen wollten, geschlossen war bzw. es gab sie einfach nicht mehr. Stattdessen konnte man dort nun ein relativ gut besuchtes, chinesisches Restaurant vorfinden. Das wollten wir beide nicht.

Taddl lud mich deshalb zu sich nach Hause ein. Bis dorthin kamen wir aber nicht. Wir waren auf dem Weg stehengeblieben um der Sonne beim Untergehen zuzusehen. Der Himmel war rosa, die Wolken bildeten eine dünne Schicht über der orangefarbenen Sonne, die langsam hinter Köln verschwand. Diese Atmosphäre war wunderschön. Wir setzten uns auf eine gelegene Bank, warteten, bis man die Sonne kaum noch sehen konnte. Wir redeten nicht und trotzdem hatte ich das Gefühl, ihn zu verstehen. Zu verstehen was er denkt und was er fühlt. Mein Körper erfüllte sich mit Wärme, obwohl ein frischer November Wind wehte und nach Laub und Kaminfeuer roch.

Ich lehnte meinen Kopf an Taddls Schulter und nahm jeden seiner Atemzüge deutlicher war als zuvor. Er atmete tief ein und wieder aus, in einem langsamen, beruhigenden Rhythmus. Ein und aus. Meine Augen waren geschlossen, ich dachte an nichts. Es fühlte sich gut an, ich fühlte mich frei mit ihm an meiner Seite.

Taddl hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und streichelte mit seinen Fingern behutsam meinen Oberarm.

»Ich mag dich« flüsterte ich.

Man hörte für einen kurzen Moment nur den Wind, der die Bäume zum rascheln brachte.

»Ich dich auch« flüsterte er nun zurück.

Ich war froh, dass er dies nun gesagt hatte. Wie hätte ich denn sonst da gestanden?

Es wurde langsam dunkel und wir beschlossen uns beide auf den Heimweg zu machen. Jeder zu sich. Das hieß, wir mussten uns trennen.

Wir standen von der Bank auf, schauten uns an. Ich blickte ihm abwechselnd in sein linkes und sein rechtes Auge. Mir fielen keine Worte ein. Man war das nun peinlich...

Ich drückte ihn einmal fest und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann drehte ich mich um.

Kurz und schmerzlos, dann war es nicht so schlimm. Schließlich hatte ich nun seine Nummer und ein Wiedersehen war voraussehbar.

Possible Love? (Taddl FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt