Laura, 30. Juni 2020
Lächelnd huschte ich durch die einst fremden Straßen, die ich am Anfang so verwirrend fand, da gefühlt jede aussah wie die andere. Mittlerweile hatte ich mich super eingewöhnt und kannte viele Ecken der Stadt schon so gut wie meine Hosentasche, auch wenn das nur wenige Ecken der Stadt waren, eben die, in denen ich öfter war. Die letzten zwei Monate hatte ich damit verbracht, meine Familie in Hamburg zu besuchen, Melissa zu besuchen und dann war ich noch mit Melissa und Richard für eine Woche in Spanien. Ich hatte meinen Urlaub also vollkommen genossen, auch wenn ich im Urlaub ein wenig arbeiten musste, und war bereit, morgen wieder ins Arbeitsleben zu starten, mal davon abgesehen, dass es bald erstmal ins Trainingslager ging und das nicht mit der normalen Arbeit zu vergleichen war, da dort alles ein wenig entspannter ablief. Im Gegensatz zu früher, beim FC Köln, arbeitete ich jetzt nicht mehr als PR- und Personalmanagerin, sondern eigentlich nur noch als PR- Managerin, nur wenn es Personalmangel geben würde, müsste ich für kurze Zeit auch noch ein bisschen in die andere Abteilung. Das hieß also, ich müsste im Trainingslager wahrscheinlich nur unsere Social-Media Kanäle kontrollieren, Zeitungsartikel über den Verein lesen, im Notfall darauf reagieren und die Neuzugänge promoten, also hatte ich wirklich nicht allzu viel zu tun. Bevor ich aber wieder an die Arbeit machte, wollte ich heute den letzten freien Tag genießen und das zusammen mit Ann-Kathrin, die gerade hier in der Stadt war und mich nachträglich zum Geburtstag eingeladen hatte. Zwar hatte ich schon im April, also vor drei Monaten Geburtstag, aber wir hatten uns schon fast seit vier Monaten nicht mehr gesehen, so dass sie darauf bestand, mich einzuladen und mir ein Geschenk mitzubringen. Generell waren Ann-Kathrin, Mario, Scarlett die einzigen, mit denen ich noch ein wenig Kontakt hatte. Zu Jannis, Sophia und Kai war der Kontakt von meiner Seite aus Abgebrochen worden, als ich im Dezember schließlich aus Köln gezogen war. Ich hatte es in der Stadt nicht mehr ausgehalten, ohne ständig an Julian zu denken und es hatte mich total kaputt gemacht, so dass ich kurzerhand raus aus der Stadt bin. Ich wollte einfach neu anfangen, wieder glücklich werden. Und das bin ich jetzt, nach etwas mehr als einem halben Jahr endlich. Zwar war ich immer noch traurig und wütend auf mich selbst, dass ich wegen Julian die Freundschaft zu den anderen dreien beendet hatte, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich es fürs Beste gehalten, da sie mich nur an ihn erinnert hätten.
„Hey, tut mir Leid, dass ich zu spät bin. Ich hab ein bisschen gebraucht, bis ich mich hier zu Recht gefunden habe.", begrüßte mich Ann-Kathrin, als sie das kleine Café betrat. Wie immer war sie total schön angezogen und hatte ein breites Lächeln auf den Lippen. „Lass dich erstmal drücken. Alles Gute nachträglich, nochmal."
„Dankeschön.", lächelte ich und erwiderte die Umarmung, in die sie mich gezogen hatte. Gerade als wir uns hingesetzt hatten, kam der Kellner vorbei und brachte mir meine Limonade und den Espresso für Ann-Kathrin, den ich für sie mitbestellt hatte. Sie liebte Espresso, genauso wie ihr Mann, also konnte ich damit nichts falsch machen, als ich es bestellt hatte.
„Du hast für mich schon mitbestellt? Vielen Dank.", sagte sie lächelnd und blickte mich dankend an.
„Ist doch kein Problem, ich konnte mir ja schon denken, dass du wieder erstmal den Espresso testen musst.", lachte ich als Antwort und brachte sie damit ebenfalls zum Lachen.
„Na klar.", grinste sie. Dann griff sie unter den Tisch und nahm einen großen schwarzen Beutel auf den Schoß, den sie mitgebracht hatte. „Aber erstmal werden die Geschenke ausgepackt! Sind natürlich auch von Mario." Damit überreichte sie mir das erste Päckchen. Drinnen war ein wunderschönes Sommerkleid, eins wonach ich schon länger gesucht hatte und ich wusste auch, dass ich Ann-Kathrin irgendwann mal davon erzählt hatte.
„Du bist die Beste! Wo hast du das gefunden?", fragte ich sie und betrachte das Kleid überglücklich.
„In Italien, als ich vor ein paar Monaten dort war. Ich hab sofort an dich gedacht und musste es mitnehmen, ich hab selbst auch so ein ähnliches. Aber da müsste irgendwo noch ein kleiner Umschlag drinnen sein.", antwortete sie und deutete auf das Geschenkpapier, das ich nicht weiter beachtet hatte. Neugierig hob ich es kurz hoch und es viel ein kleiner roter Umschlag raus, nach dem ich griff.
Das Kleid könnte man doch perfekt auf einem Trip nach Mallorca anziehen, findest du nicht auch? xx
„Ich dachte, es wäre an der Zeit, dass wir mal zusammen ein bisschen Urlaub machen. Meine Eltern haben nichts dagegen, wenn wir bei ihnen schlafen, also müssten wir uns auch nicht ums Hotel kümmern. Wir müssten nur schauen, wann wir beide Zeit finden.", schlug sie vor und sah mich abwartend an.
„Das ist eine super Idee. Du musst mir nachher unbedingt mal sagen, wann du wieder freie Tage hast, dann kann ich bei meinem Chef Urlaub beantragen.", meinte ich lächelnd.
„Klar. Aber das war es noch nicht mit den Geschenken, eins habe ich noch.", strahlte das blonde Model und überreichte mir ein in schwarzes Papier eingepacktes Geschenk. Unter dem kam ein orangener Karton zum Vorschein und ich hatte schon eine kleine Vermutung, die sich bewahrheitete, als das Louis Vuitton Zeichen erkennbar war.
„Ann-Kathrin. Du sollst nicht viel Geld für mich bezahlen.", murmelte ich anklagend und sah, wie sie lächelnd ihre Augen rollte.
„Mach doch erstmal auf, du wirst sie lieben. Außerdem musste ich nicht den vollen Preis bezahlen, weil ich eine Freundin habe, die dort arbeitet und alles günstiger bekommt.", verteidigte sie sich. Seufzend gab ich nach und öffnete den Karton. Darin lagen die Star Trail Ankle Boots, die ich das erste Mal bei Ann-Kathrin gesehen hatte und mich direkt in sie verliebt hatte. Mit großen Augen sah ich zu der Blonden rüber, die mich grinsend ansah. Überglücklich stand ich auf und umarmte sie dankend.
„Vielen, vielen Dank, Ann. Ich weiß gar nicht, wie ich das verdient habe oder mich genug bedanken soll.", flüsterte ich in ihre Haare und drückte sie kräftig an mich.
„Du musst dich nicht bedanken, Mario und ich waren beide der Meinung, du hasst sie dir verdient, so sehr wie du die letzten Monate gelitten hast.", murmelte sie und spielte damit hundertprozentig die Trennung mit Julian an, was mich leise seufzen ließ.
„Ohne dich und Mario wäre ich jetzt wahrscheinlich immer noch nicht drüber weg.", sagte ich traurig lächelnd und sah sie noch einmal dankend an. Als ich nach der Trennung noch in Köln war, hatte ich täglich mit den beiden telefoniert, oder sie waren zu mir gekommen, manchmal auch nur Mario, wenn Ann-Kathrin gerade unterwegs war, dadurch waren wir drei noch viel besser zusammen gewachsen. Zwar hatte ich da auch noch regelmäßigen Kontakt zu Sophia und den anderen, aber es war eben doch einfacher mit Ann-Kathrin zu reden, zwar kannte sie Julian auch, aber lange nicht so sehr wie die anderen, die zwischen den Stühlen standen.

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love again ↬ Julian Brandt
Fanfiction⋙ Fortsetzung von "I love you"⋘ Ein halbes Jahr war seit der Trennung von Julian vergangen und in dieser Zeit war viel passiert: Laura war wortwörtlich aus der Stadt geflüchtet, dazu hatte sie den Kontakt zu den Anderen abgebrochen, um in einer neue...