Prolog - Dinge ändern sich

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Lily fühlte sich unwohl. Das erste Mal in sechs Jahren wünschte sie sich nicht auf diesem Bahnsteig zu stehen. Gleis 9 ¾. Sechs Mal bedeutete dieses Gleis, das Ende ihrer Ferien. Es bedeutete nach 8 endlosen Wochen endlich wieder von ihrer rachsüchtigen Schwester getrennt zu sein. Es bedeutete ihre Freunde wieder zu sehen. Es bedeutete auch den nervtötenden James Potter wieder zu treffen. Aber das war ihr Leben und für Lily hatte dieses Gleis, die letzten sechs Jahre alles bedeutet. Es war ihr Zutritt zu einer anderen Welt.

Aber etwas war dieses Jahr anders. So recht, konnte sie es sich nicht erklären. Lily wusste nicht, ob es daran lag, dass sie das letzte Mal als Schülerin der Zaubererschule Hogwarts in den Hogwarts Express steigen würde. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass Lord Voldemort zusehends seine Schatten auf die Magische Welt warf und selbst die Muggel seine Anwesenheit und sein Vorhaben spüren ließ. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass sie die Rumtreiber wieder treffen würde. Da es auch ihr letztes Jahr war, würden sie es wohl mit noch mehr Streichen, Vorhaben und durchgeknallten Plänen dekorieren. Einigen würden sie damit Freude und Tränen des Lachens bescheren, anderen Kopfzerbrechen und zumindestens allen Slytherins die Freude am Leben verderben.

Es wäre wohl wahrscheinlich gewesen, dass dieses Jahr so geendet hätte und das dies Lilys Problem wäre, wenn sie tief in ihrem Innersten nicht gewusst hätte, dass die Rumtreiber dieses Jahr auf keinen Fall so weiter machen würden wie zuvor. Vielleicht war das der Grund für ihr Unwohlsein. Auch wenn die Rumtreiber sie so oft zur Verzweiflung und zur Weisglut getrieben haben. In all der Dunkelheit, Ernsthaftigkeit und Kälte, die Voldemorts Streben nach Macht mit sich brachten, waren diese vier Jungs, die sich fast ausschließlich wie Kleinkinder verhielten, immer ein kleiner Lichtblick gewesen.

Mit ihrer Unbekümmertheit, fast schon Sorglosigkeit; durch ihre Treue, Solidarität und Loyalität sowohl zueinander, als auch gegenüber all ihren Mitschülern, die nicht an die dunklen Künste glaubten und mit ihrer unweigerlichen Lust am Leben, hatten sie so einige Mal die Leute aus den Depressionen gerissen, die häufig die Folge von Voldemorts Auftreten waren.

Aber Lily und auch der Rest der Schule bezweifelten, dass sie nachdem, was im Sommer geschehen ist, noch annähernd so sein würden, wie noch vor 8 Wochen.

Sie musste an James Potter denken. 2 Jahre lang, hatte er sie jeden Tag gefragt, ob sie mit ihm ausgehen würde. Jedes mal war ihre Antwort Nein gewesen. Er war ein egozentrischer, arroganter, angeberischer Großkotz, der sich ständig mit seinen drei Freunden in Schwierigkeiten brachte und sich fast jeden Tag zum Nachsitzen bei den Lehrern wieder fand. Trotz alledem war er bei fast allen und vor allem bei den Mädchen beliebt, auf Grund seines Talents für Quidditch, seiner hohen Intelligenz, die ihn zusammen mit seinem wohl besten Freund Sirius Black jedes Jahr zum Jahresbesten machte und auf Grund seiner Verabscheuung gegen die dunkeln Künste. Er war reinblütig. Die Familie Potter war bekannt für viele große Auroren, die sich erfolgreich gegen viele dunkle Mächte aufgelehnt hatten. James Potters Gerechtigkeitssinn ging zuweilen so weit, sich sogar gegen seine Mitschüler zu wenden, die Interesse an diesen dunklen Künsten zeigten. So war Severus Snape, ein Slytherin, sein stetiger Feind. Und dies war ein weiterer Grund für Lily, James Potter die letzten Jahre zu verabscheuen.

Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm dieses Jahr gegenüber treten würde. Sie hatte keine Ahnung, was sich geändert hatte. In ihrem Herzen wünschte sie sich, er wäre der Alte geblieben. Doch es war unwahrscheinlich.

Lily drückte ihren schwarzen Kater Mercutio fest an sich. Er begann zu Schnurren und blickte sie eindringlich mit seinen grünen Augen an, als wollte er fragen, ob mit ihr alles in Ordnung war. Lily lächelte und graulte seine Ohren. Dann holte sie tief Luft und stellte sich den Tatsachen.

Nachdem Lord Voldemort die zwei mächtigsten Auroren, die es zurzeit in England gab, höchstpersönlich ermordet und deren Sohn James Potter als Waise zurück gelassen hat, würde nichts mehr so sein wie es einmal war.

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