loving you is easy, keeping you is hard (chris evans ff)

1. Filmpremiere

„Jetzt beeil dich doch mal, die machen gleich dicht!", schrie Rosie mir zu. Wenn sie nicht so lange im Bad verbracht hätte, um sich zehn Tonnen Schminke ins Gesicht zu spachteln, ständen wir schon längst in der ersten Reihe. Ich rollte mit den Augen, was sie zum Glück nicht sehen konnte, da ich hinter ihr lief.
Als wir angekommen waren, hastete Rosie in Richtung der parkenden Limousinen, aus denen nach und nach die Schauspieler ausstiegen. Ich joggte nur noch locker hinter ihr her, da ich durch dieses verdammte Asthma nur noch ganz schwer atmen konnte. „Oh mein Gott!" hörte ich sie brüllen, „Er steigt gerade aus! Komm schnell, Audrey, sonst verpasst du ihn noch!" Ich blieb stehen und hörte sie kaum, weil ich zu beschäftigt damit war, richtig Luft zu holen. Nach ein paar Momenten hatte ich alles wieder im Griff und hielt nach meiner besten Freundin Ausschau. Einen Augenblick später hatte ich Rosie auch schon im Visier, wie sie sich gerade in die erste Reihe vordrängelt, um direkt an der Absperrung zu stehen und ihn anhimmeln zu können. Ihn, Chris Evans. Rosie war ihm schon verfallen, als sie ihn das erste mal in Fantastic Four gesehen hatte. Seitdem dreht sich alles nur um Chris. Chris hier, Chris dort, Chris überall. Mir geht diese Schwärmerei schon lange auf den Keks, weil sie von nichts anderem mehr redet. Vor allem aber tut sie mir leid. Sie verschwendet ihre ganze Lebenszeit, nur um einen weltberühmten Schauspieler anzuhimmeln, den sie sowieso nie haben kann. Rosie sieht jedoch alles durch die rosarote Brille und denkt sich schon Namen für ihre gemeinsamen Kinder aus. Total hirnrissig. Aber als ihre beste Freundin liebe ich sie mit all ihren Fehlern und unterstütze sie in allem was sie tut, auch wenn diese Schwärmerei nur Fragezeichen auf meiner Stirn hinterlassen.

„Audrey!!" Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich meinen Namen hörte und sah direkt wieder zu Rosie. Sie schaute mich mit großen Augen an und deutete mir an, zu ihr zu kommen. Ich kam ihrer Bitte nach und eilte in großen Schritten auf sie zu. Als ich mich zu ihr vordrängelte, hüpfte sie wie ein kleines Kind von einem Bein aufs andere und streckte ihre Hand zu mir aus. Als ich diese ergriff, zog sie mich augenblicklich an sich heran und blickte mich aufgeregt an. „Und? Hast du Chris schon auf dich aufmerksam gemacht?", fragte ich und wackelte mit den Augenbrauen. „Nein, leider noch nicht..", sagte sie und schmollte. Danach warf sie Chris einen sehnsüchtigen Blick zu und wurde ein wenig rot im Gesicht. Ich folgte ihrem Blick und sah dem Schauspieler direkt ins Gesicht. Das erste was mir auffiel, waren seine strahlend himmelblauen Augen. Um ehrlich zu sein, waren das die schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Sie strahlten einfach so eine Aura aus, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich ihn gerade anstarrte.
Im nächsten Moment wurde mir einmal heiß und kalt, denn die himmelblauen Augen fixierten auf einmal mein Gesicht. Ich weitete die Augen und mied so schnell es ging seinen Blick. Um mir einen anderen Fixpunkt zu suchen, sah ich Rosie unbeholfen an, die auf einmal total anfing zu kreischen: „OH MEIN GOTT!!! CHRIS ICH LIEBE DICH!!!" Total erschrocken von ihrer Kreischerei zuckte ich heftig zusammen und schaute daraufhin nochmal in die besagte Richtung. Chris hatte sich mittlerweile abgewandt und war in Richtung Eingangshalle gegangen, in der sich gleich die eigentliche Filmpremiere abspielte. Obwohl man sein Gesicht nicht mehr richtig sehen konnte, erkannte ich ein breites Grinsen, das seine Lippen umspielte.
Rosie packte mich an den Schultern und schüttelte mich einmal kräftig durch, sodass ich mich an ihr festhalten musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Oh. Mein. Gott. CHRIS EVANS HAT MICH ANGESTARRT!!!", dröhnte es in mein Ohr. Innerlich hatte ich das Bedürfnis ihr zu widersprechen, aber ich stutzte. Warum sollte ich? Er interessiert mich doch gar nicht. Außerdem kann sie doch in dem Glauben lassen, der Mittelpunkt ihres Lebens hätte ihr für einen Moment seine Aufmerksamkeit geschenkt. „Als ob! Das ist ja noch nie passiert!", entgegnete ich ihr gespielt und sah sie vielversprechend an. Rosie sah so aus, als würden ihr gleich die Augen rausfallen, so aufgeregt sah sie mich an. „Vielleicht hat es ja zwischen uns gefunkt! Also so wie er mich angeguckt hat, könnte man das behaupten.", erwiderte sie stolz,  sah mich lächelnd an und die Hitze stieg ihr noch mehr in die Wangen. Ich konnte nicht anders und lachte los, obwohl ich versuchte es zu unterdrücken. Rosie sah mich total verständnislos an. „Was ist daran so lustig? Ich könnte mir wirklich etwas Ernstes mit ihm vorstellen", bemerkte sie und sah mich ernst an. Das brachte mich jedoch nur noch mehr zum Lachen. „Er ist ein weltberühmter Schauspieler und er ist 38 Jahre alt. 38 Jahre, Rosie. Du bist erst 17. Das wird niemals klappen, tut mir leid.", teilte ich ihr mit, wobei ich beim letzten Teil aufhörte zu lachen. Sie schmollte und wich gekränkt meinem Blick aus, was ich ihr aber nicht abkaufte. Sie war so eine schlechte Schauspielerin. „Hey", sagte ich schmunzelnd und schubste sie sanft nach hinten. Rosie brach darauf ihr Schweigen und fiel in ein Gelächter aus, so wie jedes Mal wenn sie ihre Schauspielkünste präsentierte. Ich stieg mit ein und wir lachten eine Runde, bevor Rosie sich wieder voll und ganz auf Chris fokussierte.

Den Rest der Premiere hab ich damit verbracht, als Anhängsel von Rosie zu dienen und Chris auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Irgendwie tat er mir ja schon leid. Wenn mich irgendwelche Fan-Girls die ganze Zeit verfolgen und in meiner Gegenwart mir die Ohren vollschreien würden, geschweige denn dass man sich in irgendeiner Weise mit denen unterhalten kann, ohne dass die gleich in Ohnmacht fallen, wäre ich schön längst verrückt geworden.

Am Abend haben wir kurzfristig beschlossen, dass ich bei Rosie übernachte, da wir am nächsten Tag  Schule hatten und meine ganzen Schulsachen noch bei ihr rumlagen. Am Abendbrotstisch blubberten unsere Erlebnisse nur so aus Rosie's Mund raus, so aufgeregt war sie immer noch. Ihre Eltern hörten ihr gespannt zu, da sie auch sehr große Marvel-Fans waren und die zugehörigen Schauspieler schon seit längerem  verfolgen. Ich war davon leider nicht so überzeugt, da ich Superhelden-Filme generell als sehr unrealistisch betrachte und mich dieses Genre überhaupt nicht interessiert. Auch eine bettelnde Rosie konnte mich davon nicht überzeugen, einen Marvel-Film zu gucken. Ich hatte mich ja schon dazu breitschlagen lassen, sie zu den Filmpremieren und Talkshow-Auftritten von Chris Evans zu begleiten, das war's aber auch. Da brauchte ich mir wenigstens nicht die Filme anzusehen.
Als ich am späten Abend ins Bett ging, dachte ich noch einmal an das unangenehme Gefühl, das mich durchströmte, als Chris mich angesehen hatte. Ich schlief kurz darauf ein und träumte von den himmelblauen Augen, die mich einige Stunden zuvor noch so durchdringlich angesehen hatten.