5. Der Beginn der Lügen

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Ich widersetzte mich meinem Reflex, sofort nachzuschauen, ob Chris mir schon wieder geschrieben hat, da ich Rosie reden lassen wollte. Diese nutzte die Chance, um mit einem schelmischen Grinsen zu sagen: „Die Endgame-Premiere hat dich ganz schön angetan, jetzt endlich mit mir die Marvel-Filme zu gucken, was?" Ich überlegte mir schnell eine Antwort und sagte: „Jaa, seitdem ich da war, hat es mich in den Fingern gekribbelt, die Filme anzusehen.." Ich wurde rot, denn ich wusste, dass das nicht wahr war. Mit jemandem sehr berühmten in Kontakt zu sein, ohne viel über ihn zu wissen, war schon fast ein Skandal, bei den Möglichkeiten die man hat. Also wollte ich jetzt möglich viel über Chris Evans herausfinden.
Rosie lächelte und fragte: „Und welcher Film kommt dir in den Sinn?" Spontan antwortete ich: „Der chronologisch Erste wäre glaube ich sinnvoll, oder?" Ich hoffte inständig, dass Chris Evans dort mitspielte. „Ah ja. Captain America: The First Avenger wäre das. Da spielt Chris Evans die Hauptrolle!", sagte sie und quietschte. Volltreffer. Ich kuschelte mich zufrieden ins Bett und wartete darauf, dass meine beste Freundin, die gerade die DVD anmachte, sich ebenfalls zu ihrem Bett begibt.

Während des Films blieb mir des Öfteren der Mund offen stehen, wenn ich Captain America sah. Wie kann man nur so unglaublich gut gebaut sein?! Rosie sah mir den Schock an und flüsterte lächelnd: „Er ist heiß, oder?" Ich spürte die warme Röte in meine Wangen kriechen und sagte ablenkend: „Ja, aber findest du nicht Bucky viel heißer?" Ich drehte mich gleichzeitig weg, damit sie mein errötetes Gesicht nicht sah. „Nein, Cap ist so viel heißer! Manchmal versteh ich dich einfach nicht, Audrey", bemerkte sie scherzend und konzentrierte sich wieder auf den Film. Oh ja, natürlich war Cap viel heißer, aber ich könnte das niemals einfach so zugeben.

Am nächsten „Morgen" wurde ich mal wieder von den Sonnenstrahlen wach gekitzelt und setzte mich auf. Ein kurzer Blick durchs Zimmer machte mir klar, dass Rosie nicht da war und im nächsten Moment wurde mir auch klar, warum. Schule. Nach einem kurzen Herzinfarkt erinnerte ich mich daran, dass ich dienstags zwei Freistunden habe und es keinen Grund zur Panik gibt. Ich ließ mich erleichtert wieder rücklings ins Bett fallen, griff reflexartig nach meinem Handy und realisierte, dass ich die Nachricht von gestern Abend immer noch nicht angesehen hatte. Ich öffnete mit klopfendem Herzen iMessage und sah, dass die Nachricht von Chris war. Sie bestand wieder aus einem GIF, dass mich ebenfalls zum Schmunzeln brachte. Doch plötzlich, im selben Moment, vibrierte mein Handy und ich erschrak. Er hatte mir gerade noch eine Nachricht geschickt, diesmal bestehend aus Text. Ich las sie mir schnell durch.

Hey, ihr beiden. Heute habe ich ausnahmsweise mal nichts zu tun, also könnt ihr rüber in mein Hotelzimmer kommen und mir erzählen, warum ihr gestern in das Hotel eingebrochen seid😉 Ich hoffe ihr habt Zeit.

Shit. Mir blieb nicht viel Zeit zu antworten, da er sehen kann, dass ich die Nachricht schon gelesen habe, also setzte ich zu einer schnellen Antwort an.

Schön, dass Sie uns die Möglichkeit geben, mit Ihnen Zeit zu verbringen. Doch Rosie ist heute leider in der Schule und ich habe heute Nachmittag auch noch Schule, sodass das Zeitfenster ziemlich klein ist.

Im nächsten Moment bereute ich schon meine schmierige Antwort, denn sie klang wie ein Journalist, der Chris ein paar Fragen stellen darf. Mir blieb nicht viel Zeit, mich selbst dafür zu bemitleiden, denn die Antwort kam nach wenigen Sekunden.

Dann komm alleine, Audrey. Ich denke, du kannst mir auch alleine erklären, wie es zu dem Vorfall kam. Bis gleich!

Bis gleich?! War das sein Ernst? Sollte ich jetzt einfach zum Lotushotel fahren? Sollte ich Rosie Bescheid sagen? Immerhin ist sie das absolute Fangirl von Chris Evans. Ich überlegte. Sie sollte dorthin. Nicht ich.
Oder sollte ich die Chance nutzen? Wenn ich jetzt nicht gehe, hat keiner von uns Chris Evans gesehen. Ich glaube, Rosie würde wollen, dass ich hingehe. Ich entschied mich, ihr nicht zu schreiben und ihr nachher davon zu erzählen, sonst würde sie jetzt komplett ausrasten. Dabei wusste sie ja gar nicht, dass ich mit ihm halbwegs Kontakt hatte! Gerade wollte ich losgehen, da schaute ich mich nochmal im Spiegel an. Irgendwas fehlt. Ich dachte kurz nach, welche Make-Up-Möglichkeiten mir bereitstehen und ging anschließend ins Badezimmer. Ich sah Rosie's roten Lippenstift auf dem Waschbecken liegen und ehe ich mich versehen konnte, hatte ich ihn auf den Lippen.
Warum ich das tat? Ich hatte keine Ahnung. Noch nie in meinem Leben hatte ich das Bedürfnis, (roten) Lippenstift zu tragen. Was war los mit mir? Keine Zeit, darüber nachzudenken, verließ ich das Bad und anschließend auch Rosie's Haus, um mich auf dem Weg zum Lotushotel zu machen.

Dort angekommen, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, wie ich es denn überhaupt schaffen sollte, in Chris Evans' Zimmer zu gelangen... Ich überlegte und überlegte, doch kam zu keiner Lösung. Kurzfristig beschloss ich, einfach an die Rezeption zu gehen und zu sagen, dass Chris Evans mich eingeladen hat. Hoffentlich würde er dann runterkommen und alles aufklären... sonst halten die Rezeptionisten mich noch für ein besessenes Fangirl! Ach, wenn Rosie jetzt nur hier wäre, sie wüsste mit der Situation umzugehen..
Ich ging also zur Rezeption und schilderte die Situation, woraufhin die Frau sagte: „Ach Sie sind Audrey? Herr Evans hat Sie schon angekündigt, Sie können hochgehen, er erwartet Sie schon." Ungläubig starrte ich sie an. Er hatte mich angekündigt?! Die Frau sah mich fragend an und deutete dann zum Aufzug. „Vierter Stock, Zimmer 413. Einfach klopfen." Ich bedankte mich perplex, betrat den Aufzug und fuhr in Richtung des vierten Stocks. Mit jedem Meter, den der Aufzug zurücklegte, spürte ich meine Hände schwitziger werden. Okay, ganz ruhig, Audrey. Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich erschrak, als der Aufzug mit einem Ruck zum Stehen kam. Die Tür öffnete sich und ich trat in den dunklen Flur des vierten Stocks. Es war völlig ruhig hier. Während ich mich in Bewegung setzte, scannte ich jedes Türschild: 401, 403, 405, 407, 409, 411, 413. Vor dieser Tür blieb ich stehen und ging nochmal meinen konkreten Plan durch: Mit Chris Evans reden, ihm von gestern erzählen, weiter mit ihm reden und hoffentlich nichts Peinliches sagen oder machen. Rosie wird ausrasten, wenn ihr davon erzähle. Ich holte tief Luft und klopfte zweimal eher zögerlich als kräftig an der Holztür. Hoffend, dass meine Klopfer hörbar waren, trat ich einen Schritt zurück und wischte mir meine schwitzigen Hände an meinen Sachen ab. Ein paar Momente später hörte ich ein Rascheln auf der anderen Seite und die Tür öffnete sich. Von den hellen Lichtstrahlen geblendet, die aus dem Zimmer strömten, musste ich meine Augen zusammenkneifen. „Oh hey, Audrey! Wie schön, dass du es einrichten konntest, kurz hierher zu kommen", fing eine bekannte Stimme bereits an zu reden. Erkennen konnte ich durch die starke Lichteinstrahlung jedoch nichts. Erst, als ich reingebeten wurde und sich meine Augen langsam an das helle Licht gewöhnten, konnte ich Chris Evans erkennen. Im gleichen Moment fiel mir jedoch die Kinnlade runter: Er hatte nichts weiter an, als ein weißes Handtuch, das um seine Hüfte baumelte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 20, 2021 ⏰

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loving you is easy, keeping you is hard (chris evans ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt