Zwischen Rauch und Sake

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Es war bestimmt eine gute Stunde verstrichen seit Yuuto und Shihai sich gemeinsam an die Bar gesetzt hatten. Der Wirt schenkte ihnen immer wieder den gleichen Sake nach, obwohl ihn niemand darum gebeten hatte. Es hatte aber auch noch niemand mit Shihai wegen dem Besessenen Teufelskerl gesprochen der sich wie ein Wahnsinniger benommen hatte.
Seit dem der Mann von Yuuto niedergestreckt aus dem Lokal getragen wurde, hatte ohnehin niemand aus dem Wirt ein Wort mit den beiden gewechselt. Die einen fanden Shihai einfach unheimlich, die anderen wollten gar nicht erst erfahren was der Samurai zu sagen hatte. Die dritten machten sich hinter hervor gehaltener Hand ein völlig anderes Bild der beiden. Sie hatten gesehen mit was für einem Blick Yuuto seinen vermeintlichen Beschützer angesehen hatte. Da wollte sich niemand dazwischendrängen. Shihai hatte es nach wenigen versuchen geschafft das sein Saufkumpan mehr als einen Satz sagte und so waren die beiden mittlerweile mit einem Gespräch beschäftigt. „Wenn du bereits in einen Krieg gekämpft hast, was verschlägt dich dann in so eine Gegend? Ich das nicht...", Yuuto zögerte einen Moment, „etwas unter deinem Niveau?" „Der Krieg ist schon eine ganze Weile her, mit irgendwas muss man ja weiter machen, wenn es vorbei ist nicht wahr?", erwiderter Shihai schmunzelnd. „Viele Samurai wurden einfach Söldner, nachdem Sie nicht mehr gebraucht wurden. Der Krieg hat uns aber auch einen guten sowie schlechten Ruf beschert."
„Wie meinst du das?", fragte Yuuto, „ich kenne Samurai nur als geschätzte Mitglieder der Gesellschaft. Auch in unserem Dorf haben einige von euch gelebt und jeder hat sich darüber gefreut!" „So war es eine ganze Zeit, das stimmt schon. Doch manchen Leuten war scheinbar nicht klar das die Samurai in Dienste des Kaisers stehen. Somit stehen dienen sie zwar auch dem Volk, aber die Anordnungen des Kaisers steht für uns an oberster Stelle.", der ältere machte eine kunstvolle Pause und ihre Blicke trafen knisternd aufeinander. Shihai streckte seine Hand nach seinem Glas aus: „Wir haben vieles gesehen, was es für andere gar nicht gibt. Mehr Blut an unseren Händen als die meisten mit Stolz behaupten wollen. Nach dem Krieg wurden wir für manche zu Helden, für andere zum gefährlichen Abschaum." Ein gewisser Schmerz lag in seiner Stimme als er das erzählte und er zuckte kaum merklich zusammen.
Der Samurai stopfte sich seine lange, kunstvoll verzierte Pfeife. Yuuto beobachtete, wie er mit erstaunlich flinken Fingern dem krümeligen Tabak in die Öffnung vorne stopfte. Doch zwischen den schnellen Bewegungen erkannte er auch, dass der Mann nicht nur zum Tabak, sondern auch zu einem kleineren Fach danebengriff. Die Krümel daraus waren grünlich, anstatt braun. Yuuto schlug ihm blitzschnell auf die Finger, als er einen Griff in das Nebenfach bemerkte. „Ein Samurai, der sich berauscht?", fragte er spöttisch und rieb die Grünen Krümel zwischen seinen Fingern. Sein Blick brannte sich in Shihai's Augen fest. Er beinhaltete neben Argwohn auch eine Spur Enttäuschung und eine Portion Verachtung. Langsam legte er seine Hand auf Yuuto's und auch wenn ihm in diesem Moment ein kitzeln der wollüstigen Fantasien packt, war er auf Ruhe bedacht. „Yuuto, wir kennen uns kaum genug das du über mich urteilen kannst meinst du nicht?", versuchte er sich seinen Keimling des Zorns nicht anmerken zu lassen. Yuuto machte keine Anstalten seine Hand weg zu ziehen und schaute Shihai an. Ein kaum zu übersehendes Kribbeln lag in der Luft.
„Vielleicht magst du da recht haben", sagte er langsam und versuchte die Röte aufzuhalten die in seine Wangen stieg, „aber jeder der das bisher gesagt hat, hat meine Meinung nur gefestigt." Ruckartig zog er seine Hand weg und zerkrümelte das Grün auf den Tresen. Shihai seufzte und stopfte seine Pfeife fertig. Der trockene Tabak knisterte als er ihn mit einem Zündholz ansteckte. „Kleiner, du hat mir die letzte Stunde viele Fragen gestellt. Jetzt darf ich aber auch mal! Wer bist du überhaupt? Rennst du hier rein, ziehst einem gefährlichen Kerl eins über weil du einen schlechten Tag hattest?" „Als erstes fangen wir mit diesem ‚Kleiner' gar nicht erst an! Ich bin 22 Jahre alt und komme ziemlich gut klar. Und ich hatte einfach nur einen beschissenen Tag!" „Das ist zwar nicht annähernd die Antwort, die ich erhofft hatte, aber gut. Womit verdienst du denn dein Leben?" „Hiermit und damit", murmelte Yuuto und setzte sein Glas an. Er spürte den Blick auf ihn ruhen und wusste das er noch nicht durch war. „Das ist nicht gerade was man von einem jungen, anständigen Mann erwartet.", meinte Shihai und Yuuto prustete bei dem Wort anständig in sein Glas. Unwillkürlich hatte sein Gesicht eine dunkelrote Farbe angenommen. „Anständig bist du schon mal nicht", grinste Shihai den jungen Mann an. „Lass mich raten", er beugte sich ein wenig zu Yuuto herüber. Dieser wurde noch eine Nuance roter und begann sich plötzlich sehr warm zu fühlen. Es fühlte sich an als würde der ganze Alkohol des Abends auf einmal seine Wirkung entfalten. „Du hast bestimmt auch schon deine Erfahrungen gemacht, so gut wie du klarkommst!" Shihai legte vorsichtig seine Hand auf Yuuto's und beobachtete seine Reaktion. Dieser zeigte im ersten Moment keine Regung. Sein Blick lag wortlos auf den Händen der beiden und er seufzte kurz. Alles in seinem Kopf drehte sich gerade, Shihai's Stimme klang wie aus weiter Ferne in seinen Ohren. Dieser Mann... was hatte er nur an sich? Sie kannten einander kaum eine Stunde und doch war er fast schon geneigt ihm mehr zu erzählen als er wollte, als gut für ihn wäre. Es war doch nichts Ungewöhnliches das er Männer um sich hatte, die ihn begehrten. Und auch genug die sich am Ende einer Nacht in Rauch und Sake verwandelten, aus der sie gekommen waren. Doch Shihai forderte nicht. Er zwang nicht, er wartete auf seine Antwort. Und Yuuto war sehr geneigt einfach alle seine Prinzipien, die bei ihm aus Sex immer einen Vertrag machten hinzuwerfen. Vielleicht war der Sex an sich mal wieder einen Versuch wert. Zumal der Samurai nicht wusste wer genau er war. Als könnte er Gedanken lesen raunte er dem erstarrten Yuuto ins Ohr „Ich vertreibe mir den ganzen Abend bereits hier weil ich auf die Geisha warte die scheinbar jeden hier verzaubert. Hast du von dieser Person gehört?". Entgegen seiner Selbstbeherrschung riss Yuuto seine Augen weit auf und schüttelte den Kopf. Das bissige Lächeln von vorhin lag wieder auf Shihai's Lippen. Einen Moment genoss er es wie er den kleinen aus dem Konzept bringen konnte. Dann setzte er erneut an: „Ich denke ich habe etwas Besseres gefunden. Mein Blut kocht wie seit einer langen Zeit nicht mehr. Hmm weißt du eigentlich das du außergewöhnlich gut duftest?" „Ah Eh das kann nicht sein, d-das schmeichelt mir sehr aber ich habe heute gearbeitet und bitte Riech nicht einfach so an mir?!", Yuuto's Worte überschlugen sich und seine Stimmlage rutschte eine Nuance zu hoch. Doch Shihai hatte ihn mit seinem ergreifenden Blick so gut im Griff, dass er sich in Sekunden von allein wieder beruhigte. „Selbst dein Schweiß ist gerade wie ein Aphrodisiakum für mich! Yuuto?" „Ja Shihai?", hauchte dieser zurück, ein erdrückendes Herzklopfen beherrschte seine Brust. „Wenn du nicht möchtest, dass wir unseren Weg durch die Nacht nach dieser Schenke hier zusammen weitergehen, dann geh bitte jetzt. Bald kann ich nicht mehr an mich halten. Du bist genau das was ich gerade brauche!" Eine Stille senkte sich zwischen die beiden, doch das Knistern begann auf den Raum über zu greifen. Yuuto wusste das er egal welche Entscheidung bereuen könnte. So lächelte er und ein Funkeln blitzte in seinen Augen auf, als er noch zwei Sake orderte.

Wie Feuer auf meiner HautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt