Der Abend war über das kleine Dorf gezogen als Shihai und Ondai sich mit einer Pfeife den zweiten Sake bestellten. Sie hatten sich noch eine ganze Weile in den hohen Feldern und Wiesen aufgehalten und ein wenig in der Vergangenheit und Gegenwart geschwelt. Ondai hatte sich noch einmal sehr verändert seit Shihai vor Monaten losgezogen war. Nun auch davor hatten Sie sich bereits lange nicht so intensiv gesprochen wie an diesem Tag. Ein wenig Wehmut lag in Shihai's Blick, als er den Erzählungen seines Freundes schmunzelnd lauschte. Er hatte seine Gesellschaft doch mehr vermisst, als er sich eingestehen wollte. Er wollte gar nicht recht fragen, wann er wieder abreisen wollte. Das würde den Moment zerstören. Ondai betrachtete ihn ebenso verlegen. Shihai war so in Gedanken vertieft, dass er gar nicht merkte sie bereits seit einer guten Minute schwiegen. Er räusperte sich und der Samurai schreckte ein wenig auf. „Naja wie dem auch sei, ich wollte dich noch fragen wo genau du hier eigentlich wohnst? Wir d das was dauerhaftes?", fragte er und lehnte sich zurück. Der Wirt trat an den Tisch herein und stellte wortlos die beiden gefüllten Gläser vor die Herren. „Ich wohne aktuell über diesem Gasthaus hier", meinte Shihai und griff nach dem Glas, „Ich weiß nicht genau, was ich mir sonst nehmen soll. Vielleicht bleibe ich auch nicht allzu lange..." Erschaute errötend auf den Tisch und Ondai lachte laut auf. „Vielleicht wäre es auch klug sich mit mehr als einem Zimmer zu begnügen, falls du mal Gesellschaft für eine Weile bekommst!", meinte er und erhob sein Glas ebenfalls. Sie betrachteten sich für einen Moment mit einem durchdringenden Blick. „Dann werde ich wohl wie früher deinen Futon in Anspruch nehmen müssen", meinte Ondai und trank süffisant einen Schluck. Shihai betrachtete ihn ruhig und lächelte heimtückisch: „Wenn du u denkst das ich mir wie früher meine Matte klauen lasse, liegst du ganz falsch. Ich besorge dir lieber eine eigene!" Ondai prostete seinem besten Freund zu und musste kichern. Ein Moment der Stille kehrte zwischen den beiden ein und die Gespräche der anderen Gäste drangen zu den beiden durch. Wortsetzen berieselten die beiden Männer, bis mit einem Mal Shihai hellhörig wurde. Irgendwer hatte er gerade das Wort Hatsumomo gehört. Da war er sich ganz sicher. Binnen weniger Sekunden wirklichen Zuhörens hatte er den Mann gefunden der ein paar Tische weiter saß. Er erzählte von einem Poster, das er heute gesehen hatte. „...schon das Mädchen das, dass Poster dort befestigt hat war wunderschön. Die alte Schachtel in ihrem Okiya hat immer ein Händchen die schönsten der Schönen einzuspannen!" Die Männer an seinem Tisch lachten herzlich auf. Ondai hatte mittlerweile auch lokalisiert, wo Shihai seine Aufmerksamkeit hin verlagert hatte. Sie lauschten beide dem Mann am Nebentisch und starrten ihn dabei ganz unverblümt an. „Naja was solls, ich denke ich werde sowieso hingehen. Immer wenn diese Hatsumomo eine neue Show hat, kann man sich zumindest mal einen Abend vernünftig ablenken." „Wann soll's denn mit der hübschen wieder losgehen?", fragte einer seiner Freunde. „Morgen Abend is' Premiere glaube ich, aber da wird sicherlich schon alles an die Gäste verkauft sein, die mehr zahlen. Die bekommen dann auch das... gewisse Extra!" „Hey übertreib mal nicht, Geishas sind immerhin etwas... ganz eigenes", fauchte ein dritter dazwischen und erntete damit erneut Gelächter. Der Rädelsführer räusperte sich und trank einen Schluck aus seinem Glas. „Normales Geishas ja, aber die on Oba-san... sind immer etwas Besonderes!"
Shihai hatte für den Moment genug gehört und bemerkte nun, wie sehr er den Mann angestarrt hatte. Verlegen blinzelte er und sah Ondai an, der ihn bereits fest in seinem Blick hatte. „Das ist doch die Geisha, wegen der ich Nachforschungen angestellt habe oder?", fragte er ruhig und Shihai nickte. Hastig griff er nach seinem Glas, um seine blitzartig ausgedörrte Kehle zu befeuchten. „Und genau diese Dame der... Geheimnisse ist es also, was dich hierhergeführt hat?", hakte Ondai nach und schaute ihn nun streng an. Shihai nickte erneut und hustete ein wenig. „Nun genaugenommen, hat mich das Gerücht über eine Geisha, schöner als sie ein solches Kaff verdient hat hierhergelockt! Ich dachte mir, das wäre eine gute Gelegenheit, um mir das mal genauer anzusehen. Nun bisher hatte ich nicht so viel Glück, wenn ich ehrlich sein muss, stattdessen habe eine fast noch geheimnisvollere Person kennengelernt. Du fügst das Puzzle langsame zusammen, mit deinen Recherchen von außerhalb!" Ondai nickte stumm und wartete auf einen anderen Zusatz. „Was, reicht das nicht erstmal?", fragte Shihai und zuckte mit den Schultern. „Nun, ich bin nicht verwundert in was du dich da wieder verwickelt hast. Du hast ein Talent dafür in Komplizierte Situationen hereinzulaufen. Und am Ende läufst du vor ihnen weg." Shihai schluckte als er die Niederschmetternde Wahrheit hörte. Er wusste das Ondai Recht hatte. Wie war er denn dazu gekommen, dass er in einer Taverne von dieser ominösen Schönheit hier hörte? Er hatte sich von einer jungen Frau unbeholfen versucht zu trennen und es am Ende nicht hinbekommen, ihr die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.
Und davor? Die kleine Affäre mit dem Sohn eines ehemaligen Mitstreiters im Krieg...
Und davor?
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Wie Feuer auf meiner Haut
AcakEin Samurai, der nach dem Krieg sein Leben auf eigene Weise selbstbestimmt verbringen möchte. Einsam zieht er durch die Länder und lebt von einem Tag in den anderen. Eine wunderschöne Geisha, hinter deren Maske sich ein junger Mann mit einer verruc...