Kein Weg zurück

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Ich hatte Mr. White immer für einen netten Mann gehalten. Nachdem Samantha weg war, hatte ich sogar gedacht, er sei ein Spießer der von Problemen wie meinen überhaupt keine Ahnung hatte.

Deshalb kam es mir nun auch seltsam vor, dass er nun einfach so Drogen kochen wollte. Denn wenn seine Familie unbedingt Geld brauchte, gab es bestimmt auch andere, einfachere Wege um an Geld zu kommen. So jemand wie er passte nicht ins Drogenbusiness. Er war viel zu...weich dafür. Anders konnte ich es einfach nicht beschreiben. Er könnte vermutlich nicht mal einer Fliege was zu leide tun.

Aber ich als ich eine Woche später einkaufen ging und Mr. White mit seiner Familie dabei zufällig traf, wurde ich allerdings eines Besseren belehrt.

Ich kam in den Laden und schaute dort nach einem neuen Top und Hotpants. Die Besitzerin kannte mich und gab mir häufig Rabatte. Ich sah Mr. White und seine schwangere Frau vor der Umkleide stehen. Sie redeten mit jemanden, der sich offenbar in der Kabine befand. Unauffällig kam ich näher um sie besser hören zu können. Ich erwartete nicht, dass sie jetzt über Mr. Whites Drogengeschäfte reden würden, aber vielleicht konnte ich ja das Verhältnis in der Familie mitbekommen.

„Soll ich reinkommen oder dein Dad?", fragte Mrs. White.

„Dad", kam es dann sehr zögerlich und scheinbar beschämt von drinnen.

Mr. White ging in die Kabine um seinen Sohn zu helfen, die Jeans anzuziehen. Bestimmt hatte das was mit seiner Krankheit zu tun. Der Junge ging ja nur auf Krücken und hatte ja auch Schwierigkeiten zu sprechen. Es war den Jungen offensichtlich sehr unangenehm.

Als er mit dem Jungen schließlich hervorkam und dieser sich im Spiegel betrachtete, hörte ich Mrs. White erneut reden.

„Wie fühlt sie sich in der Taille an? Ist sie zu eng? Du solltest sie nicht nehmen, wenn sie zu eng ist."

„Die...die ist vorgewaschen", sagte der Junge.

„Und bist du sicher, dass du nicht lieber einen anderen Schnitt willst? Die ganz engen Jeans, ich glaube, die sind gerade sehr in Mode. Diese Skater-Jeans", meinte Mrs. White erneut und ich grinste. Mütter sollten sich nie in die Shoppingpläne ihrer Kinder einmischen. Das war ganz wichtig.

„Seh ich aus, wie ein Skater?", war die sarkastische Antwort des Jungen und ich musste erneut grinsen. Er zählte offenbar auch dazu.

„Ich mein ja nur", meinte seine Mutter beschwichtigend.

Sehr mal, ich hab Hosen, wie ein großer Junge!", hörte ich dann plötzlich jemand anderen mit einer Kleinkinderstimme sagen.

Ich drehte mich um und sah drei Jugendliche, die sich offenbar einen Spaß daraus machten, den Jungen wegen seines Sprachfehlers zu verhöhnen. Arschlöcher.

„Mami, kannst du mir meinen Hosenstall zu machen?", sagte er erneut in dieser Kleinkinderstimme und seine Kumpels lachten.

Die White's schauten bereits zu den Jungs rüber, während der Spaßvogel seine Kumpels fragte: „Ob der überhaupt irgendwo alleine rumlaufen kann?"

Ich sah, wie die Frau Anstalten machte zu ihnen hinüber zu gehen, doch Mr. White hielt sie zurück.

„Lass", hörte ich ihn raunen. Es machte mich ein wenig nachdenklich. Wollte er denn nicht mal seinen eigenen Sohn verteidigen? Glaubte er etwa, diese Arschlöcher würden aufhören, wenn er alles friedvoll regelte oder einfach es ignorierte?

„Was?", zischte seine Frau, doch er meinte nur: „Tu es nicht!" und verließ den Laden.

Was sollte das denn jetzt? Schämte er sich etwa für seine Familie?

New Times New Crimes- Eine Breaking Bad StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt