Im Garten übergab ich mich direkt auf die Sträucher. Alles was ich an diesem Tag gegessen oder getrunken hatte, fand wieder seinen Weg ans Tageslicht. Als der erste Schwall vorbei war, atmete ich keuchend ein und aus und versuchte ganz ruhig zu bleiben. Aber noch immer hatte ich den Geruch in der Nase und noch immer hatte ich das Bild von dem Matschhaufen vor Augen, weshalb ich mich gleich darauf ein zweites Mal übergab. Dann spürte ich jedoch zwei Hände an meinem Rücken, die mich hielten und verhinderten, dass ich mit meinen wackligen Beinen noch hinfiel.
„Schon gut, alles gut", hörte ich Jesse murmeln und nach ein paar Sekunden war auch zweite Mal vorbei.
Schwer atmend richtete ich mich langsam auf.
„Hier", Jesse reichte mir einen Lappen und eine Flasche Wasser.
„Danke", krächzte ich nur und wischte mir den Mund ab, ehe ich einen Schluck Wasser nahm.
„Geht's wieder?", fragte er dann.
Ich nickte erschöpft. Ich blickte auf die ruinierten Sträucher.
„Sorry", murmelte ich schwach.
„Ist okay. Bleib hier, wir räumen erstmal auf", meinte er, während er unbehaglich auf das Haus sah.
„Ich helf euch", meinte ich, doch er schüttelte den Kopf.
„Nein, Mr. White sagt, wir müssen die Schutzkleidung anziehen, die wir beim Kochen verwenden. Wir haben nur zwei. Du könntest dich verletzten oder krank werden, bei dem giftigen Scheiß", meinte er.
„Okay, ich warte hier. Ruft mich, dann helf ich euch die Eimer wegbringen oder...was auch immer", meinte ich dann.
Ich setzte mich auf die Bank, die im Garten stand und starrte nachdenklich auf die Straße. Menschen gingen vorbei. Jogger, Mütter mit ihren Kindern, Spaziergänger, Fahrradfahrer. Alle wirkten unbekümmert und ahnungslos. Ahnungslos, was vorhin hier passiert war. Irgendwie seltsam.
Es erinnerte mich an eine Situation, die ich eigentlich schon lange verdrängt hatte.
2001
Es war fünf Tage her, das Samantha nun verschwunden war. Ich war wieder von meinen Eltern zur Schule geschickt worden. Obwohl mein Vater natürlich wieder versuchte zuhause den Schein zu waren, war für mich nichts in Ordnung. Samantha schien oftmals wie ein helles Licht in meinem Leben zu sein, welches mich leitete. Und nun hatte man es auf einmal ausgeknipst und ich saß in völliger Dunkelheit. Es war als wäre ich taub geworden. Die Schulstunden zogen an mir vorbei. Ich war zwar da, aber ich bekam nichts mit. Ich war ganz allein in meiner eigenen Welt.
Irgendwann saß ich dann in der Pause auf dem Schulhof und sah die Menschen an mir vorbeilaufen. Zwar waren viele geschockt, als sie hörten, dass Samantha verschwunden waren, aber sie konnten es nach ein paar Tagen wieder wunderbar ausblenden. Aber für mich ging das nicht. Und nun liefen unzählige Schüler und Lehrer an mir vorbei über den Hof, quatschten, lachten und flüsterten. Für sie lief die Welt ganz normal weiter. Für mich war sie stehen geblieben. Am liebsten hätte ich geschrien. Hätte alle angebrüllt, wie es für sie so einfach weitergehen konnte, wo Samantha doch in Schwierigkeiten sein konnte. Aber ich blieb stumm. So wie immer.
Jesse und der Rest der Clique hatte sich bisher noch nicht blicken lassen. Ich war ihnen zwar ein paar Mal über den Weg gelaufen, aber mehr als ein paar Blicke hatten wir nicht ausgetauscht. Doch diesmal sah ich, wie Jesse mit Badger, Combo und Skinny Pete zu mir herüberkam.
„Lesley?", sprach Jesse mich vorsichtig an.
„Lesley?"
Ich sah hoch. Jesse stand vor mir und betrachtete mich besorgt.
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New Times New Crimes- Eine Breaking Bad Story
AçãoEigentlich hat die 23-jährige Lesley Boswald ein recht normales Leben. Doch nach fast 6 Jahren ruft plötzlich Jesse Pinkman, ihr Freund aus Schulzeiten, an und bittet sie um einen Gefallen. Obwohl Jesse als Drogendealer bekannt ist, kann sie ihm die...