𝐞𝐢𝐧𝐬

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DIE HAND MEINER Mutter krallt sich durch den schwarzen Stoff meines Kleides, als wir nebeneinander vor dem braunpolierten Sarg stehen und mit Tränen in den Augen darauf hinabsehen.
Einsam rollt der erste Tropfen meine Wange nach unten, welcher sich an meinem Mundwinkel ansammelt. Der salzige Geschmack, den er auslöst, lässt die anderen Tränen ebenfalls kullern, bis meine Augen gerötet sind.

Eine Woche ist es her, seit ich mit meinem Vater dieses Gespräch hatte und gestern ist es wirklich passiert. Josef Williams hat sich aus dieser Welt verabschiedet und hinterlässt seiner Frau und Tochter alles. Er hinterlässt Schmerz, der jedoch nicht zu groß ist, da wir alle wussten, dass es so weit kommen wird.

»Komm.«, haucht meine Mutter und zieht mich langsam mit sich, bevor ich ein letztes Mal auf den Sarg sehe, der nun langsam mit Erde bedeckt wird.

Auch der tiefe Atemzug löst nicht den Knoten in meiner Brust, der sich immer mehr verhärtet.

×××

Schweigend sitze ich auf meinem Bett.
Das schwarze Kleid schmiegt sich immer noch an meinen Körper, während mein Blick schwach aus dem Fenster gerichtet ist.
Ich kann nicht.
Ich kann nicht hierbleiben.

Schnell schlucke ich den  Kloß in meinem Hals nach unten und stehe frustriert auf.
Grummelnd fahre ich mir durch die Haare, löse den geflochtenen Zopf und laufe auf und ab.
Hierbleiben...Ich...Ich muss von hier weg...Ich...

Mit einem Keuchen trete ich an das Fenster und stütze mich auf dem Brett ab, wobei mein Blick auf dem Flugzeug in der Scheune fällt.
Sie gehörte meinem Großvater, meinem Vater und nun... gehört sie mir.

Mein Puls wird immer schneller und ich werfe die Hände auf den Kopf, fahre mir über das Gesicht und verwische bestimmt somit die Schminke, welche meine Mutter mir in der schwachen Zeit heute Morgen draufmachte, doch das ist mir egal.

Rasselnd ziehe ich die Luft in meine Lunge und stemme die Hände in die Hüften, bevor ich nach dem kleinen Spiegel auf meinem Nachtschränkchen greife und mein Gesicht betrachte.
Augen gerötet, verwuschelte Haare und die verwischte Schminke lassen meinen Blick total wild wirken.
Ich sehe nicht aus wie ich.

Eine fremde Person schaut mich in meinem Spiegelbild an.
Eine Person, die dem männlichen Geschlecht ähnelt.

×××

»Mutter?«
Als ich die Treppe nach unten komme, sitzt sie mit gesenktem Kopf am Küchentisch, hebt jedoch mit einem schwachen Lächeln den Kopf.
»Ja, Schätzchen?«
»Du hast doch Mal davon gesprochen, mich bei den Krankenschwestern anzumelden, oder? Da der Krieg nun kommen wird und wegen Vaters Tod habe ich gedacht... nun ja, wie wäre es, wenn ich mit meinem einundzwanzigsten Lebensjahr einen Neuanfang beginne; bei einer Ausbildung als Krankenschwester.«

Langsam sinken ihre Hände in ihren Schoß, während meiner Mutter alle Gesichtszüge entgleiten.
»Willst du das wirklich?«
»Ja, ich meine, es fühlt sich gut an, wenn man helfen kann.«

Im nächsten Moment bin ich schon in ihren Armen gelandet und sie zieht mich fest an sich.
Seufzend entfernt meine Mutter sich wieder von mir und sieht mir direkt ins Gesicht.
Zum Glück habe ich mich gewaschen, sonst hätte sie mich bestimmt herumkommandiert.

»Das freut mich wirklich sehr, Antonia. Wir können in die Stadt fahren und-«
»Ich mach das schon, Mom. Du ruhst dich aus und sprichst mit den Männern vom Amt und klärst alles wegen Dad und ich werde morgen in die Stadt fahren und mich einschreiben, okay?«
Ihre Mundwinkel wandern ein Stück in die Höhe, trotzdem erkenne ich die Erschöpfung in ihrem Blick.
»Okay.«, haucht Mutter.

Mit einem Nicken lösen wir uns, während ich wieder nach oben gehe, jedoch im Schlafzimmer meiner Eltern verschwinde und den Schrank öffne, denn ich brauche etwas zum Anziehen.
Klamotten, die keine Frau tragen sollte.

Ich werde es wirklich durchziehen. Ich werde mich als Mann verkleiden und der Air Force beitreten.
...Ihr werdet schon sehen.

×××

Da ich mir nicht einfach die Haare abschneiden kann, aufgrund meiner Mutter, ist mein erster Halt der Frisörlanden in der Stadt.

Die Blicke, als ich nach einer männlichen Perücke frage, sind einfach köstlich, doch meine Ausrede ist noch besser.

»Wer will sich denn nicht Mal als das andere Geschlecht verkleiden?«

Mit einem Lächeln verlasse ich den Laden und steuere dann einen einfachen Klamottenladen an, um mich in einer der Umkleiden umzuziehen und fertig zu mache.

Ein wenig dunkle Schminke, um männliche Züge zu betonen, die Perücke und eine Mütze.
Die Sachen von meinem Vater sind mir etwas zu groß, doch wenn ich das Hemd in die Hose stopfe passt alles.
Zufrieden nicke ich und verlasse die Umkleide, wobei meine anderen Klamotten in dem Beutel verschwinden, den ich mir locker über die Schulter werfe.

Zwei Mädchen sehen mir gerunzelter Stirn nach, bevor sie tuschelnd die Köpfe zusammenstecken.
Gott, so fühlen sich Jungs also...
Und ich dachte, Mädchen fühlen sich meistens so.

Doch ich behalte die Fassung und betrete das Werbebüro der amerikanischen Streitkräfte mit einer lockeren Haltung.
Erneut bekomme ich komische Blicke, die ich gekonnt ignoriere und gehe auf den Mann zu, der mich vor einer Woche rausgeschmissen hat.
»Hallo.«, gebe ich mit gedämpfter Stimme von mir.
»Was willst du?«
»Anmeldeformular zur Air Force, Sir.«
Seine rechte Braue wandert in die Höhe, als er an mir herabschaut.
Na toll.
»Also? Bekomme ich jetzt eine oder nicht?«, hake ich mit rauer Stimme nach und sehe ihn abschätzend an.
Mit einem kurzen Blick durch den Raum, steht er auf, holt ein Zettel vor und setzt sich wieder.
»Name?«
»Toni Williams«
»Alter?«
»23«
...dauert noch zwei Wochen, aber egal.

»Unterschrift.«
Kurz schiebt er den Zettel zu mir und händigt mir einen Stift, mit dem ich flink unterschreibe, danach zieht er das Papier wieder raschelnd zu sich.
Der Typ stempelt den Zettel ab und reicht mir dann zwei kleinere Briefe.

»In zwei Tagen fährt der erste Zug nach Philadelphia, wo sie getestet werden. Wenn sie dies schaffen, fahren sie mit ihrer Gruppe nach Long Island, wo sie auf weitere Truppen treffen, mit denen sie zu einem richtigen Piloten ausgebildet werden.«

Er hält den ersten Umschlag hoch.
»Ticket nach Philadelphia.«

Zweiter Umschlag.
»Zulassungspapiere.«

Verständnisvoll nicke ich, nehme beides und verlasse das Büro.
Als ich auf der anderen Straßenseite stehe, mache ich einen Luftsprung und kann nicht verhindern, wie eine Bekloppte zu grinsen.

Das Erste wäre geschafft!

WAR OF HEARTS ▹ 𝘥𝘢𝘯𝘯𝘺 𝘸𝘢𝘭𝘬𝘦𝘳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt