Ein ungewöhnliches Erbstück

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Lilith stand verwirrt im Raum. Sie blickte auf den Inhalt der Truhe. Diese war von innen mit einer dicken Schicht Blei ausgekleidet. In ihr befand sich ein brauner Klumpen, etwa so groß wie zwei Tennisbälle nebeneinander. „Du wunderst dich bestimmt was das ist," schloss der Anwalt aus ihrem Blick. „Wenn du wissen willst was das sein könnte, kannst du ja deine Großtante Lisa fragen, vielleicht weiß sie mehr. Auf jeden Fall hoffe ich du kannst etwas damit anfangen. Deiner Mutter muss diese Truhe einen besonderen Wert gehabt haben. Sie war sehr aufgewühlt an dem Tag." Lilith blickte auf und ihm in die Augen. „Danke" sagte sie leise. „Wie viel Geld ist den auf dem Konto?" wollte Lilith auch wissen. Lächelnd entgegnete Jim: „Genug. Geh jetzt, deine Leute warten sicher schon. Bis bald Lilith, aus dir wird einmal etwas ganz besonders." er winkte ihr uns sie ging aus dem Raum.

Draußen standen Lisa, Clark und Cassandra. Sie diskutierten gerade über das Sorgerecht. Lilith konnte spüren, dass Cassandra in ihr einen Goldesel sah, den sie ausschlachten konnte. „Letztlich liegt die Wahl bei Lilith" argumentierte Lisa. „Ich will zu Lisa" sagte Lilith direkt. „Aber hör mal liebes, uns kennst du doch, willst du jetzt zu einer fremden gehen, die du noch nie vorher gesehen hast?" Cassandra versuchte sie zu überzeugen bei ihnen zu bleiben, aber Lilith hatte diese Masche von ihr durchhaut. „Meine Mutter mochte sie, also werde ich es auch tun. Und meine Mama wollte, dass ich zu ihr gehe. Ich kann euch ja besuchen kommen." Cassandra antwortete schnippisch: „Ja das kannst du". Lilith brauchte nicht einmal in ihren Kopf zu schauen um zu merken, dass es ihr uns Geld ging und nicht um sie. „Mein Rückflug geht übermorgen, am Sonntag. Wenn wir uns beeilen können wir noch ein Ticket bekommen." erklärte Lisa. „Bis dahin müsstet ihr aber noch ihr ein Visum besorgen. Ich kenne jemanden in Deutschland, der ihr sehr schnell die deutsche Staatsbürgerschaft besorgen kann." mürrisch nickte Cassandra. Clark war es eigentlich relativ egal, was mit ihr passieren würde. „Ich würde mich heute Abend bei euch treffen um das zu regeln." schlug Lisa vor. Sie tauschten ihre Handynummern und die Adressen und fuhren los. Lilith saß schweigend auf der Rückbank. Sie blickte auf die Tüte mit der Kiste, den Brief und eine Kopie des Testaments ihrer Mutter. Sie öffnete den Umschlag vorsichtig. Den darin sorgfältig gefalteten Brief las sie dann:

Meine liebe Lilith,
Ich hoffe dass dich dieser Brief erst sehr spät erreicht. Irgendwann ist es natürlich an der Zeit für mich zu gehen. Ich möchte dir in diesem Brief ein paar tröstende Wörter da lassen. Diesen Brief schreibe ich gerade genau drei Jahre nach deiner Geburt. Dein Vater starb vor zweieinhalb Jahren. Er hätte dich sehr gerne aufwachsen gesehen, aber das blieb ihm leider verwehrt. Ich hoffe du bist nicht zu sehr überrumpelt worden. Bei deiner Großtante Lisa wirst du sicher aufgehoben sein, sofern du noch nicht volljährig bist, sie hat mich schon für einen langen Zeitraum erzogen. Cassandra und Clark, so weit sie noch deine Wege kreuzen, werden sicher erleichtert sein, dich nicht als Bürde auferlegt zu bekommen. Ich sehe das anders. Du bist in jeglicher Hinsicht etwas besonders, einzigartig. Du hast sicherlich viele Fragen, die ich dir nicht mehr beantworten kann. Lisa kannst du alles fragen, auf vieles weiß sie bestimmt eine Antwort. Es wird eine große Umstellung sein, wenn du nach Deutschland ziehst, aber daran wirst du dich gewöhnen. Wenn man einmal dort ist, findet man es garnicht so schlecht, glaub mir. Du wirst dort neue Freunde finden, auf eine gute Schule gehen, und deutsch lernen. Suche deinen Platz in der Welt.

Ich werde dich immer lieben, bis uns wiedersehen, achte auf dich, pass auf, aber verschließe dich nicht vor anderen.
In Liebe,
Deine Mutter

P.s. Sei nicht die, die sie suchen, sondern diejenige, die sucht.

Während sie das las, kamen ihr die Tränen. Sie waren mittlerweile fast bei ihrer Tante Zuhause. Den Brief legte sie vorsichtig in den Umschlag zurück. Sie fragte sich, was ihre Mutter mit ‚Sei nicht die, die sich finden lässt, sondern die, die sucht' meinte. Sie grübelte traurig vor sich hin, als das Auto gerade auf den Hof fuhr. Lilith stieg betrübt aus. Sie griff nach ihrer Tüte und ging ins Haus.

Dort verzog sie sich direkt in ihr Zimmer. Sie dachte nach, über viele Dinge, aber vor allem, was dieser braune Masse war. Dass ihre Mutter diese nicht in ihrem Brief erwähnt hatte, machte Sinn, da sie die Truhe erst später zu Jim brachte. Lilith lag auf dem Bett und nahm die Masse heraus aus der Truhe. Sie war leichter als sie dachte, und war aus irgendwelchen Gründen warm. Als Lilith sie berührte, fühlte es sich kurz so an, als ob etwas in der Masse vibrieren oder sich bewegen würde. Lilith legte diese wieder in die Kiste zurück. Dann legte sie sich hin, zog die Vorhänge zu und schlief ein.

Sie wurde von der Ankunft ihrer Großtante geweckt. Es waren bestimmt drei Stunden vergangen, genau wusste sie es aber nicht. Sie setzte sich müde auf auf und schaltete das Licht an. Sie war sich nicht sicher, ob sie zu ihnen musste, deswegen blieb sie erst mal im Bett liegen. Wenn jemand etwas von ihr wollte, konnte er sie ja wecken. Sie legte sich wieder hin und schlief weiter.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 04, 2020 ⏰

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Lilith - [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt