Hoffnungslos

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Sie standen zu dritt dort. Fassungslos. Sie wussten nicht was jetzt passieren würde. Es kam die Spurensicherung, die Kriminalpolizei und ein Leichenwagen. Die Polizisten befragten sie zu Familienstand, Informationen zu dem Opfer und alle möglichen andren Fragen. „So", wollte die Polizistin wissen, „Das war deine Mutter oder? Das tut mir, beziehungsweise uns schrecklich leid. Wenn du mit uns über sie reden willst, dann kannst du uns jederzeit anrufen." sie gab ihr eine Visitenkarte mit den Nummern der Seelsorge, der Nummer gegen Kummer und ihrer private Telefonnummer. „Das war nicht meine Mama, sie war meine Tante." meinte Lilith, die für solch eine Situation oft genug von ihrer Mutter eingetrichtert bekommen hat, dass es für sie in dem Fall ihres Todes oder Verschwindens sicherer wäre nicht ihre Tochter zu sein. Zumindest nicht auf dem Papier, da war sie die Tochter von Clark und Cassandra, ihrem Onkel und ihrer Tante. "Und was war dann der Grund, für ihren Besuch?" wollte die Polizistin wissen um ihre Befragung der Angehörigen fortführen. "Wir wollten unser Kind für das Wochenende bei Ihr lassen, da wir aus geschäftlichen Gründen wieder auf eine Auslandsreise zu einem Kunden müssen. Diese Reise fällt jetzt erstmal aus. Deswegen war Lilith auch so oft bei der Frau meines Bruders, Ophelia." erklärte Clark ihr. "Und wo befindet sich ihr Bruder? Gibt es sonst noch Angehörige die es zu kontaktieren gilt?" wollte die eifrige Polizistin erfahren. "Mein Bruder verstarb einige Tage nach der Geburt unsres Kindes. Er verunglückte in einem tragischen Autounfall. Ophelia hat noch eine Tante bei der sie früher gelebt hat, in Deutschland. Aber ansonsten gibt es niemanden meines Wissens nach." Erklärte er ihr.
"Und wie geht es jetzt weiter?" Wollte Cassandra wissen. "Jetzt müssen wir auf die Auswertung der Spurensicherung warten, dann muss der Tathergang rekonstruiert werden. In der Zwischenzeit ermitteln wir in alle Richtungen." zählte die Polizistin ihr auf. Sie gab ihnen eine Karte mit verschiedenen Email-Adressen und Telefonnummern zum erreichen der ermittlungsleitenden Dienststelle. „Kontaktieren sie uns, wenn ihnen irgendetwas einfällt." damit ging sie zu ihrem Kollegen. Beide wechselten noch kurz ein paar Wörter, dann setzten sie sich in ihr Auto und warteten auf die Leute der Spurensicherung. Lilith stand weinend neben ihrer Tante. Diese legte ihren Arm um sie. „Lass uns gehen" sagte Clark.

Sie stiegen in das Auto, mit dem sie vor weniger als einer Stunde ankamen. Auf dem Weg zu ihnen wechselten sie kaum ein Wort. Cassandra versuchte sie zu trösten, aber Lilith war nicht danach zu mute. Seltsamerweise verspürte sie kaum Trauer, sie fühlte sich leer. Das einige Gefühl, welches sie empfand war ein starker Schmerz gepaart mit Aggression. Sie war wütend auf die Person, die ihrer Mutter das Leben nahm. Irgendwann würde sie dieser Person über den Weg laufen und sie stellen.

Endlich angekommen ging Lilith direkt in das Gästebett und schlief ein. Die Zimmertüre stand auf und sie konnte ihre Verwandten, während sie weg döste, reden hören. Ihre Tante redete auf Clark ein sie, nach dem alles hier geregelt wurde, zu ihrer Großtante nach Deutschland zu schicken. Sie könnte sich besser um Lilith kümmern, und dann wären sie aus dem Schneider. „Lilith stellt eine Gefahr da, nicht nur für uns, sondern auch für dich selbst. Wir können nur hoffen, dass keiner von ihr weiß, sonst sind alle die sie liebt in großer Gefahr."

In dieser Nacht schlief Lilith nicht gut, sie wachte häufig auf und wurde in ihrem Traum von gruseligen Gestalten verfolgt. Ab fünf Uhr konnte sie nicht weiter schlafen. Müde saß sie in ihrem Bett. Sie lies den Abend noch mal Revue passieren. Ihre Mutter wusste dass so etwas passieren könnte, aber darauf einstellen konnte Lilith sich nicht. Auch wenn sie oft genug von ihr gesagt bekommen hat, wie sie sich in einem solchen Fall verhalten muss, wusste sie nicht, wie es für sie weiter gehen würde. Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Der Hass und die Aggressivität von gestern machten nun der Trauer und Reue Platz. Lilith saß eine Weile still weinend auf dem Bett, bis sie keine Träne mehr weinen konnte. In einer Sache war sie sich jedoch sicher. In dem Moment, in dem man Lilith ihre Mutter nahm, hatte man sich mit einer falschen angelegt. Die Person würde dafür bezahlen müssen, und da würde ihr kein Geld der Welt reichen.

Lilith - [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt