Die Tränen wollen einfach nicht weniger werden.
Ganz im Gegenteil... sie werden immer mehr.
Mist! Oder doch nicht?
Heulend sitze ich in meinem Bett, während mich die Dunkelheit umhüllt und ich mich eindeutig von allen guten Geistern verlassen fühle.
Erst als sich meine Zimmertür geräuschvoll öffnet und ich Schritte vernehme, die auf mich zukommen, blicke ich auf. Dad kommt auf mich zu.
Nimmt mich in die Arme und drückt mich an sich. Ganz fest. Tröstende Worte, ehe er mich fragt, was los sei.
„Schlecht geträumt", zittrig kommen mir die Worte über meine Lippen.
Behutsam streicht mir Daddy über den Rücken, jedoch kann ich nicht verhindern, dass weitere Tränen über mein Gesicht kullern.
„Gracy ist bei Christian", sagt er dann irgendwann, als ich aufgehört habe zu weinen, „er kann auch nicht schlafen."
Ich nicke nur. Kaum kann ich einen klaren Gedanken fassen, ist meine leibliche Mom jedoch erneut in meinem Kopf. Ich sehe ihr blondgelocktes Haar, das vom Regen durchnässt ist. Ein greller Blitz zuckt bedrohlich über den dunklen Himmel.
Mich schaudert. Und erneut machen sich Tränen breit.
„Möchtest du etwas trinken?", fragt Dad.
Kraftlos schüttle ich meinen Kopf.
‚Nein, bitte bleib einfach bei mir und lass mich nie wieder los.'
„Und möchtest du mir verraten, was mit dir los ist?", stellt er seine nächste Frage und blickt mich an. Wie viel Liebe und Zärtlichkeit in seiner Stimme liegt. Bedingungslose, reine Liebe.
Oh, wie gerne ich ihm doch von meinem Traum erzählen möchte. Das möchte ich wirklich, aber aus einem mir unerklärlichen Grund, bringe ich kein Wort zustande. Mein Mund öffnet sich zwar leicht, aber Worte kommen keine raus. Ja, kein einziges schafft es aus mir heraus. Obwohl ich ihm so viel zu erzählen hätte. So unendlich viel!
Ob sich so wohl Christian fühlt?, kommt mir prompt in den Sinn. Vielleicht will er auch immer etwas sagen und bringt einfach nichts raus. So wie ich jetzt.
Ich schlucke... und wage einen erneuten Versuch.
„Kann ich doch etwas zu trinken haben?"
Okay, ist zwar nicht das, was ich ihm eigentlich sagen möchte, aber ich bin froh, überhaupt etwas herausgebracht zu haben. Daddy nickt sofort, erhebt sich und verlässt mein Zimmer.
Mit einem Glas und einer Wasserflasche kehrt er wenige Minuten später wieder zu mir zurück. Die klare, unsichtbare Flüssigkeit ins blaue Glas gefüllt, streckt er es mir entgegen. Ich nehme es an mich und mache einen Schluck daraus. Zuerst nur einen kleinen, dann folgt ein größerer.
Dad stellt die Wasserfalsche neben meinem Bett ab, ehe er sich wieder neben mich auf die Matratze setzt.
Behutsam streicht er mir über den Kopf.
„Ich denke du brauchst jetzt Grace", sanft kommen ihm die Worte über seine Lippen, „Warte, ich hole sie dir."
Sachte streicht er mir über den Rücken, ehe er sich erneut erhebt. Als er mein Zimmer verlässt, mache ich einen weiteren Schluck aus dem Glas. Ja, das kalte Wasser tut mir eindeutig gut.
Ich bin heilfroh, als Mom letztlich bei mir im Zimmer ist und sich neben mich setzt. Sie sagt nichts. Breitet einfach nur ihre Arme aus und ich kuschle mich an sie. Sachte streicht Mommy mir über den Rücken, während ich das, jetzt leere Glas, betrachte, dass ich zuvor auf dem Boden neben der Wasserflasche abgestellt habe. Sanft und voller Liebe. Mom zeichnet unsichtbare Muster auf meinen Rücken und irgendwie schafft sie es, mich mit ihrem Tun zu beruhigen. Ich atme durch und Mom zeichnet weiter. Ich spüre unsichtbare Blumen, die auf meinem Rücken entlangwachsen. Ranken, die sich in die Höhe bis zu meinem Schulterblatt schlängeln.
„Ich dachte, ich bin dir nicht mehr wichtig", verlassen die Worte irgendwann meine Lippen.
„Unsinn."
Moms Stimme ist brüchig, aber ich entdecke den Schrecken, der sich in sie hineingeschlichen hat. Sie hört auf, ihre unsichtbaren, beruhigenden Muster zu zeichnen, breitet ihre Arme aus und umarmt mich.
Ganz fest.
Und ich weiß, dass ich nicht alleine bin.
Dass sie mich lieb hat.
Ganz doll.
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Fifty Shades of Elliot (Band 2)
FanfictionSieh die Welt durch blaue Augen! Kaum in der wohlbehüteten Familie Grey gelandet, taucht schon ein Neuling dort auf. Ein Junge, mit grauen Augen. Ein Junge, der nicht spricht. Kindheit, Jugend, fleißiger Student... und wer war eigentlich seine erste...