Alles nur eine Erinnerung?

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Ich schlage die Augen wieder auf. Ich habe bis jetzt alles mit geschlossenen Augen erzählt. Wahrscheinlich, weil ich mich so besser zurückerinnern kann. Herr Bernhard, mein Psychiater sieht mich geschockt an. 'Ich wusste ja das Sie viel mitgemacht haben, aber alles an einem Stück zu erfahren ist doch ziemlich heftig.' Ich wusste das. Bisher habe ich ihm immer wieder Teilstücke erzählt, oder er hat mir geholfen den Menschen wieder zu vertrauen. Doch die ganze Geschichte, ohne irgendetwas zu verschweigen zu erzählen, war ich in den bisherigen 10 Jahren noch nicht bereit. 'Wollen Sie gerne weitermachen, oder ist es Ihnen genug für heute? Wenn Sie wollen, können wir morgen daran weiterarbeiten.' fragt mich mein Psychiater. 'Ich würde gerne morgen weitermachen.' antworte ich ihm. 'Das ist in Ordnung. Benützen Sie alle Zeit, die Sie brauchen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend', Mit diesen Worten reicht er mir die Hand und ich gehe mit einem 'Gleichfalls' aus dem Raum.

Zuhause angekommen erwartet mich schon Milo. Mit ihm bin ich nun schon 2 Jahre zusammen. Er war es, welcher mich überzeugt hat noch einmal zum Psychiater zu gehen, nachdem ich es aufgegeben hatte. Er fragt mich noch bevor ich richtig angekommen bin: 'Und wie ist es gelaufen?' 'Ganz gut' antworte ich. Milo kennt meine Vergangenheit und weiss wie schwer es mir fällt über diese zu reden. 'Das ist schön zu hören Schatz. Wie geht es dir?' 'Bin ziemlich müde. War ein anstrengender Tag.' 'Darf ich wissen wie weit ihr schon seit?' 'Etwa 5 Tage. Es wird noch eine Weile gehen, bis ich alles durchhabe.' antworte ich ihm niedergeschlagen. 'Sag mal, bereust du es eigentlich?' Diese Frage hatte er mir noch nie gestellt. Aber wenn ich so darüber nachdenke, es ist eine berechtigte Frage. Immerhin wurde ich danach 3 Jahre lang gefangen gehalten. Und dennoch antworte ich mit: 'Nein. Ich weiss, ich habe so Menschenleben gerettet. Das ist das wichtigste.' 'So kenn ich meine Lisi.' sagt Milo zu mir und nimmt mich in den Arm. Ich sage zu ihm: 'Es ist schön dich zu haben.' Mit diesen Worten löse ich mich von ihm und laufe ins Schlafzimmer und schlafe auch sogleich ein.
In der Nacht wache ich auf. Ich höre Schritte. Ich versuche Milo aufzuwecken, doch er wird nicht wach. Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun. Ich stehe langsam auf und laufe zur Schlafzimmertür. Auf dem Weg dahin nehme ich noch meinen Stock, welchen ich immer an der Zimmerwand stehen hab. Ich stelle mich damit hinter die Tür, damit man mich nicht sehen kann, wenn man hereinkommt. Schon höre ich wie die Schritte Richtung Tür kommen. Gerade noch rechtzeitig, denke ich mir, als auch schon die Tür aufgeht. Ich bleibe im Verborgenen. Die Person geht auf das Bett zu und schlägt die Decke zur Seite. Ich nutze die Gelegenheit aus und springe kampfbereit in Richtung Person. Diese dreht sich ruckartig um und greift nach meinem Stock. Ein Ruck und ich halten diesen nicht mehr in der Hand. Nun wird eine Pistole auf mich gerichtet und ich hebe abwehrend die Hände. Die Person legt meinen Stock nun auf das Bett in welchem Milo immer noch schläft. Wie kann er nur einfach so weiterschlafen? Als ob die Person meine Gedanken gelesen hätte sagt sie: 'Schlafmittel.' Die Stimme klingt nach einem Mann. Als dieser meinen geschockten Gesichtsausdruck sieht, schiebt er ein 'keine Angst, er wird schon wieder Aufwachen.' hinterher. 'Geh nun ins Wohnzimmer!' bekomme ich als Anweisung. Doch ich denke nicht daran.
Ich drehe mich als ob ich der Anweisung folgen würde und ins Wohnzimmer gehen würde. Als ich mich jedoch um 180 Grad gedreht hab, springe ich ab und trete dem Mann die Waffe aus der Hand. Die Waffe fällt auf den Boden. Bevor ich diese jedoch aufheben kann, trifft mich schon ein Schlag im Gesicht. Ich falle rücklings um. Ich hatte keine Zeit zum realisieren was gerade passiert ist, da werde ich schon auf den Bauch gedreht und meine Arme auf den Rücken gefesselt. Dabei kann der Typ mir nicht einfach die Arme zusammenbinden, sondern er muss meine Arme erst raufdrücken und bindet sie dann so zusammen das ich sie nicht mehr runternehmen kann. Ich versuche es dennoch, merke doch gleich das es nur noch mehr schmerzt. Ich wimmere leise. Er hört dies wahrscheinlich denn kurz darauf hat er mich geknebelt. Er zieht brutal an meinen Armen sodass ich in den Knebel schreie und aufstehen muss. Als ich auf den Beinen bin, stösst er mich in den Rücken als Zeichen, das ich loslaufen soll. Ich laufe los. Aus dem Schlafzimmer raus, die Treppe runter und den Gang entlang ins Wohnzimmer. Dort angekommen werde ich geschubst so dass ich wieder auf dem Boden lande. Ich höre es knacken und schreie wieder. Der Knebel dämpft dies aber so fest, dass es nach aussen nicht lauter als normales Sprechen ist. Da tritt der Typ vor mich. 'Bis wohin hast du erzählt?' fragt er mich. Ich verstehe nicht ganz und schaue ihn fragend an. Entweder sieht er dies nicht oder er ignoriert es. Ich vermute zweites. Er tritt mich in den Magen. 'Antworte!' sagt er zu mir in normaler Lautstärke, doch ich merke ihm an, dass er gereizt war. 'Hmi hu huha' bringe ich heraus. Ich glaube er meint den Psychiater. Da er das unmöglich verstanden haben kann, beugt er sich zu mir runter und zieht mir den Knebel aus dem Mund. 'Nochmal!' sagt er in strengem Ton. 'Bis zu Luca' antworte ich eingeschüchtert. Er knebelt mich wieder und sagt: 'Danke, ich wünsche dir eine angenehme Nacht.' Ich kann die Ironie deutlich heraushören. Mit diesen Worten steht er auf und geht. Ich versuche noch zu schreien, aber es bringt nichts. Ich höre wie die Haustür auf und zu geht und dann war ich alleine. Alleine in meinem Wohnzimmer, brutal gefesselt und geknebelt, während mein Freund betäubt im Schlafzimmer liegt. Das sind meine letzten Gedanken, bevor ich Ohnmächtig werde.

Ich wache auf. Ich habe Schmerzen am ganzen Körper. Ich schaue zu Luca hinüber. Auch er ist wach. 'Wie geht's dir?' frage ich ihn. Er hob seinen Kopf an und schaut mich erschöpft an. Das ist Antwort genug. Seit Tagen haben wir nichts mehr gegessen. Wir wurden hier angekettet und bekommen alle zwei Tage jeder einen Liter zu trinken. So war ihr Plan zumindest. Luca überzeugte sie gestern sein Liter ebenfalls mir zu geben. Jetzt war er es der müde in seinen Ketten hing und nicht mehr lange durchhielt, weil er 3 Tage nichts mehr zu sich genommen hat. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich morgen auf das Wasser verzichten werde, damit er mehr hat. Er sagte daraufhin jedoch nichts. Soll er auch nicht. Es ist gut spart er seine Kräfte. Da erklingt das Schloss in der Türe. Sind schon zwei Tage um? Es war doch gestern als wir etwas zu trinken bekommen haben? Ich kann meine Gedanken nicht weiterführen. Luke höchst persönlich kommt herein und schliesst meine Ketten auf. Sobald diese offen sind, sinke ich auf den Boden. Er zieht mich jedoch auf die Beine und so aus dem Raum hinaus. Ich stolpere hinter ihm her. Die Zeit nachzudenken habe ich nicht. Ich muss mich konzentrieren nicht umzufallen. Wir treten gerade durch eine Tür, als mich Luke vor sich zieht und festhält. Mich blendet das helle Tageslicht, weshalb ich erst mal die Augen zukneife. 'Lassen Sie das Mädchen los!' schreit jemand. Da werde ich weitergezogen. Ich bemühe mich die Augen zu öffnen, um nicht umzufallen. Ich sehe wie ein Auto neben uns hält und die hintere Türe aufschiebt. Da meine Aufmerksamkeit nun auf dem Auto liegt, merke ich zu spät das ich wieder einen Schritt laufen soll. Es kommt wie es kommen muss und ich falle hin. Luke lässt mich los und hastet ins Auto. Mit den Worten: 'Das ist die Rache für meine Tochter.' zielt er mit der Waffe auf mich und drückt mehrmals ab.

This Day (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt