Liebe im Rollstuhl ~ "Geht" das überhaupt?

8. Kapitel ~ Alex's dunkles Geheimnis - Teil 2

Alex kommt in mein Zimmer und schaut mir tief in die Augen er sieht irgendwie aus als würde ihm das Ganze extrem leid tun. Im gleichen Zug streckt er mir die Rose hin. „Hier Jo, es tut mir wirklich leid was passiert ist, ich hoffe du kannst mir das verzeihen..."
„Was sollte das Alex?" frage ich ihn.
„Ich.. ich war dumm okay? Alle denken nur weil ich so schüchtern bin könnte ich niemals scheisse bauen oder mich wie ein arschloch aufführen. Ich wollte es den Idioten beweisen, denn sie mobben mich schon einige Zeit lang. Ich wollte doch einfach nur wieder dazu gehören Jo.." ich unterbreche ihn mit einem „und darum muss man jemanden der dich liebt so verletzen? Applaus Alex, du bist echt ein Arsch."
„Jo du verstehst das nicht.." erwiedert er.
„Wie soll ich das auch verstehen? Du machst mit so Idioten eine Wette um ihnen dann zu erzählen wie es ist mit einer Behinderten Sex zu haben, die wahrscheinlich eh nichts spüren wird? Wie hast du dir denn vorgestellt wie ich auf so eine bescheuerte Idee reagieren würde? Hä?" schreie ich ihn an und er zuckt zusammen. „Jo es tut mir leid, ich wusste von anfang an das dies eine dumme Idee ist.." sagt er eingeschüchtert und beschämt. „ach und deshalb hast du es von Anfang an so durchgezogen? Dein Ernst Alex? Ich will dich nicht mehr sehen. Geh einfach." sage ich und rolle zu meinem Pult. Er kommt zu mir rüber und legt seine Hand auf meine Schulter. Ich schiebe sie weg und er versteht. Als sich die Tür hinter ihm schliesst nehme ich ein weisses Blatt Papier hervor und fange an zu zeichnen.
Es lenkt mich ein bisschen von der Tatsache ab, dass ich eine dumme Wette war.
Nach etwa einer Stunde kommt Marea in mein Zimmer.
„Was hat Alex gesagt?" fragt sie und schnappt sich dabei einen Hocker der im Zimmer steht, dann setzt sie sich zu mir ans Pult. Ich erzähle ihr alles und sie sieht mich verzweifelt an.
„Jo.. ich.. es tut mir leid ist er so ein Arsch. Ich habe nicht gewusst, dass er so einer sein kann." sagt sie und streicht mir über den Rücken. Es beruhigt mich ein wenig, aber die Enttäuschung steht mir trotzdem förmlich ins Gesicht geschrieben.
Später in der Nacht kann ich nicht schlafen. Mein Kopf hat sich mit so vielen Fragen gefüllt. Ich denke darüber nach, ob ich das wirklich verdient habe, so behandelt zu werden. Ich meine ich habe es schon genug schwer einen Partner zu finden der meinen Rollstuhl akzeptiert. Alex hat mir einfach gezeigt, dass ihm der Rollstuhl doch nicht so egal ist wie er immer tut.
Mir geht der gedanke durch den Kopf *was wäre wenn ich laufen könnte?* hätte Alex das selbe gemacht?
Laufen.. wie sehr wünsche ich mir, dass ich wieder laufen kann.
„Jo hör auf damit das wirst du sowiso nie wieder können!" sagt meine innere Stimme und so verdränge ich den Gedanken erfolgreich. Das mache ich immer wenn mir etwas negatives in den Sinn kommt. ich weiss aber, dass ich irgendwann mal zu viel verdrängt habe und es doppelt so schlimm zurück kommt.
So führt ein Gedanke zum anderen und am Schluss ist schon der nächste Morgen und ich habe nicht eine Sekunde geschlafen.
Ich liege im Bett und Marea kommt in mein Zimmer.
„Jo willst du nicht mit uns frühstücken?" fragt sie mich und setzt sich auf mein Bett.
„Ich habe keinen hunger." antworte ich ihr. Sie schaut mich an und nickt. „Wir machen später was zusammen okay? Zieh dich schonmal an so weit es geht und bei den Hosen helfe ich dir nachdem ich gegessen habe ja?" sagt sie. Ich nicke und versuche ihr ein lächeln zu schenken.
Wie ich es hasse auf Hilfe angewiesen zu sein. Ich will doch einfach nur selbstständig sein.. ist das zu viel verlangt?!
Ich fahre in die Dusche und mache mich so weit fertig das Marea mir nur noch die Hose anziehen muss, dann gehen wir zusammen in den Park und ich geniesse einfach die Zeit mit ihr und das lästern natürlich auch. Ich denke garnicht an Alex bis ein junger Mann an uns vorbei läuft. Er sieht Alex extrem ähnlich. Ich senke den Kopf und Marea merkt sofort was los ist.
„Willst du auch ein Eis? Ich spendiere." sagt sie und ich nicke. Ich versuche ein lächeln über die Mundwinkel zu bringen aber mir ist momentan wirklich nicht zum lachen.