2. Kapitel

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,,Wach auf!'' Ranea blinzelte. Das Licht fiel durch ihr Fenster herein und sie erinnerte sich schlagartig wieder an die gestrige Nacht. Schnell blickte sie zum Teppich, auf dem die Kinder geschlafen hatten, und bekam einen Riesenschreck: Der kleine Junge lag nicht mehr darauf! Dann jedoch erkannte sie eine kleine Gestalt am Bettrand und merkte, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel. Jetzt erkannte Ranea auch die Stimme, die sie geweckt hatte. ,,Was ist denn?'', flüsterte sie dem Jungen zu, um seine immer noch schlummernde Schwester nicht zu wecken. ,,Ich hab Hunger'', klagte er, ,,und außerdem tut mein Rücken weh!'' ,,Das wird schon... Warte kurz hier!''
Leise ging das Mädchen in die Küche und holte drei Scheiben Brot. Als sie zurückkam, war auch das andere Kind wach. Ranea teilte das Brot aus und aß gemeinsam mit beiden Kindern. Dabei überlegte sie, was sie nun tun sollte. Ich muss es Mutter sagen...und dann? Was dann? Wie wird sie reagieren? Und überhaupt, ist sie schon Zuhause? Kann ich die Kleinen denn alleine lassen, wenn ich heute jagen muss? Sie wusste, dass ihre Mutter manchmal noch tief in der Nacht kam, manchmal auch gar nicht. Aria war es gewohnt, den Tag ohne Aufsicht zu leben, doch waren die fremden Kinder es? Nein, ich muss jetzt rausgehen und schauen, ob Mutter da ist. Und ich muss Aria's Frühstück machen. Das sagte sie sich so lange, bis sie entschlossen erneut in die Küche marschierte und wieder das Brot herausholte. Dann weckte sie ihre Schwester und stand zum Schluss direkt vor der Tür des Schlafzimmers ihrer Mutter. Vorsichtig spähte sie hinein und bemerkte erleichtert und gleichzeitig bestürzt, dass sie wohl erst am Nachmittag kommen würde. Aber was sollte sie nun tun? Sie musste bald jagen, sonst würde Garh wütend werden und ihr zukünftig den Lohn verwehren. Doch sie konnte unmöglich drei Kinder unter sechs Jahren den ganzen Tag unbeaufsichtigt lassen. Vor allem nicht, wenn Raneas Mutter heimkommen würde, ohne dass Ranea ebenfalls zuhause war und ihr alles erklären konnte. Sie raufte sich die Haare. Im Hintergrund kroch Aria aus ihrem Zimmer und quiekte erstaunt, als sie die fremden Kinder bemerkte. Schnell drehte sich ihre Schwester um. ,,Aria, das sind...'' Ihr fiel auf, dass sie die Namen der beiden nicht kannte und fragte schnell: ,,Ähm...wie heißt ihr denn?'' Der Junge wollte schon anfangen, doch seine Schwester kam ihm zuvor. ,,Das wollen wir lieber nicht sagen. Wir vertrauen dir, aber man weiß heutzutage nicht mehr, wer alles zuhört...'' Ranea war erstaunt über die Wachsamkeit und Klugheit des Mädchens, doch sie fuhr fort. ,,Nun gut. Also, Aria, das sind zwei Kinder, deren Eltern im Moment nicht für sie da sein können.'' Sie versuchte, es so schonend wie möglich zu erzählen, und ignorierte die Wut über die Nortonen, ohne die das alles gar nicht passieren würde. ,,Ich habe sie für eine Weile bei uns untergebracht, und ich erwarte von dir, dass du freundlich bist, okay?'' Doch Aria machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten, sondern trottete schon hinüber zu dem kleinen Jungen und reichte ihm ihren Holz-Tauren. Das war eine Holzfigur eines Tauren, einer Gestalt, halb Mensch, halb Tier, die am südlichen Ende der Bergkette lebte. Glücklich darüber, dass sich ihre Schwester mit den beiden verstand, wollte sich Ranea schon abwenden, als ihr noch ein wichtiger Punkt einfiel. ,,Eins noch: Du bist es ja gewohnt, alleine zuhause zu sein, aber ich kann die anderen Beiden schlecht ohne Erwachsenen in einem ihnen fremden Haus zurücklassen. Weißt du, wo sie hinkönnten?'' Das Mädchen glaubte zwar kaum, dass Aria etwas einfallen würde, doch sonst wusste sie auch nicht weiter. Zur Verblüffung Raneas zuckte ihre Schwester nur mit den Schultern, meinte kurz: ,,Hora'', und verschwand. Ranea strahlte. Das war die Idee! Warum sie nicht selbst darauf gekommen war! Schnell rief sie den drei Kindern nach: ,,Kommt! Auf geht's zu Hora!''

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So, das war's. Wer oder was denkt ihr, ist Hora?

Ranea im Reich der PhantasienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt