3. Kapitel

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,,Wer ist Hora eigentlich?''Neugierig blickte der kleine Junge Ranea an. Sie, die Geschwister und Aria liefen über die sandige Straße durch Brillia. ,,Hora ist meine beste Freundin. Sie kann für euch sorgen, während ich jage.'' ,,Hast du deswegen so seltsames Zeug dabei?'' Die Ältere lachte. Obwohl sie das junge Mädchen gut verstand. Mit dem Bogen und den Pfeilen am Rücken, vollkommen in grün gekleidet, um nicht gesehen zu werden, musste sie wohl sehr lustig aussehen. Nur ihre kleine Schwester zog verwirrt die Nase kraus. ,,Du siehst doch beim Jagen immer so aus?'' Schnell beugte sich Ranea hinunter. ,,Das können die doch nicht wissen!'' Arias Blick klärte sich kein bisschen. ,,Warum nicht?'' Ihre große Schwester seufzte. ,,Ist auch egal. Sieh nur, gleich sind wir da!'' Aria blickte nach vorn, und es schien, als hätte sie ihre Frage schon längst vergessen. Glücklich hetzte sie davon. Panik erfüllte Ranea. Sie war schon fast außer Sicht. Was, wenn sie nun einem Nortonen über die Füße stolperte? Oder stürzte? Angstvoll brüllte ihre Schwester: ,,Aria! Aria, komm zurück!'' Doch sie kam nicht zurück. Noch einmal: ,,Aria!'' Nichts. Niemand. Sie nahm die Kinder an die Hand und rannte so schnell sie konnte in die Richtung, in der ihre kleine Schwester verschwunden war. Zu ihrer Erleichterung stand diese unbekümmert vor einem Haus und wartete. Außer Atem kamen sie bei ihr an. ,,Was hast du dir dabei gedacht?'', keuchte Ranea aufgebracht. ,,Wer weiß, was dir passiert sein könnte, du...'' Etwas beleidigt schnappte Aria dazwischen: ,,Ich was? Ist nichts passiert, also passt doch alles!'' Ein bisschen freundlicher fügte sie noch hinzu: ,,Außerdem bin ich jetzt schon bei Hora, kuck!'' Stolz deutete sie auf das Haus, vor dem sie standen, und ihre große Schwester erkannte, dass es das von Hora war. Ohne etwas zu erwidern, ging sie zur Tür und klopfte. Es dauerte ein Weilchen, bis sie sich öffnete. Heraus trat ein Mädchen. Ein Mädchen mit langen, glatten, schwarzen Haaren und auffallend klargrünen Augen. Als es Ranea erkannte, blitzten diese fröhlich auf. ,,Ranea! Du bist es! Warum bist du hier?'' Die Angesprochene begrüßte sie kurz, wurde dann aber wieder ernst. ,,Die Kinder.'' Sie schob die beiden vor sich. ,,Gestern ist ihr Vater von den Nortonen verschleppt worden. Ich habe sie also zu mir Nachhause genommen.'' Wahrscheinlich erkannte Hora ihre Klamotten und ihren Blick, denn sie ergänzte selber. ,,Und du willst, dass ich auf sie aufpasse, während du jagst.'' Ranea sah sie dankbar an und sagte: ,,Um Aria müsstest du dich auch noch kümmern. Tust du das für mich?'' Erst schien es, als zögerte ihre Freundin, dann aber lachte sie und rief: ,,Was denkst du denn? Natürlich!'' Glücklich fiel Ranea ihr um den Hals. ,,Danke! Du bist und bleibst die Beste!''

Wenig später streifte sie durch den Wald. In ihrer Hand griffbereit den Bogen, auf ihrem Rücken die Pfeile. Vorsichtig untersuchte  sie den Boden nach Spuren irgendwelcher Tiere. Sie schien nichts zu finden, doch plötzlich sah sie die Pfotenspur eines Wolfs und daneben einen Haufen, der höchstwahrscheinlich von ihm stammte. Sie erschrak. Nur zu gut konnte die Jägerin sich daran erinnern, wie sie früher mit ihrem Vater durch die Wälder lief. Damals. Bis ihr Vater weg war. Traurig dachte Ranea an seine Scherze und sein plötzliches Verschwinden. Davor war sie oft mit ihm Jagen gegangen. Eines Tages begegneten sie einem Wolf, und obwohl Wölfe eigentlich nicht auf Menschen losgingen, dieser war irgendwie...anders gewesen. Knurrend hatte er sie angegriffen. Wollte sie beißen, wollte sie kratzen, vielleicht sah er sie als Beutetier und wollte sie einfach... erlegen. Zum Glück war ihr Vater eingeschritten, hatte den Wolf von seiner Tochter gehoben, mit ihm gekämpft und ihn ins Gebüsch geworfen. Ob er noch lebte? Das wusste Ranea bis heute nicht. Auf jeden Fall hatte sie keine Lust, ihm erneut zu begegnen. Eilig schlug sie einen Weg ein, der hoffentlich weit weg von der Richtung, in die der Wolf gegangen war, führte. Bald schon konnte sie die Spuren von etwa zehn Rehen entdecken. Geschickt und vorsichtig folgte sie ihr, bis sie an den Rand einer Lichtung kam, auf der die Tiere grasten. Sie umquerte die ganze Lichtung, bis sie sich eines heraussuchte, das weit weg von den gefährlichen Männchen stand und leicht zu treffen war. Sie setzte den Pfeil auf, spannte... und schoss. Als der Pfeil knapp daneben ins Gras traf, konnte sie sich ein leises Fluchen nicht verkneifen. Verzweifelt beobachtete sie, wie die Herde in Panik geriet. Jetzt würde es noch schwieriger werden, zu treffen. Aber es half ja nichts. Also spannte sie erneut und schoss ab. Zu ihrem Glück hatte sie, wenn auch nur knapp, eines der Rehe am Bein erwischt. Sie sah, wie die Herde flüchtete und dabei mehr oder weniger unfreiwillig das Verletzte zurück ließ. Um sein Leiden zu beenden, traf Ranea das Tier schnell im Herz, dankte ihm, dass es sein Leben für sie geben musste, und trug es fort aus dem Wald.

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Soooo... Ich weiß, bis jetzt war es noch nicht so spannend, aber im nächsten und übernächsten geht es richtig los! Ich hoffe, ihr könnt noch bis dahin warten.

Ranea im Reich der PhantasienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt