Schmerz (1)

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Die Sirene heult einsam über die scheinbar stille Basis.
Ein Maschinengewehr an der äußersten Stellung zerreißt jäh die laute Stille.
Flüche ertönen, dann kommt Bewegung in die jetzt nicht mehr ruhige Befestigungsanlage.
Ich selbst springe ebenfalls auf, die dampfende Tasse Kaffein steht vergessen auf dem Tisch der Offiziersmesse.
Auf dem Weg aus dem grauen Hauptgebäude schnappe ich mir noch mein Gewehr vom Waffenstand, bevor ich hinaushaste.
Aus der Kommunikationszentrale höre ich Leutnant Tyrus laute Stimme, der als Fernmeldeoffizier versucht herauszufinden, was vor sich geht.
Ich selbst stürze aus der gepanzerten Tür und stürme über den hölzernen Boden des Schützengrabens, während ich meinen Zug über Vox zu mir rufe.
Die trampelnden Schritte der Männer, die vorher in Bereitschaft gewartet hatten, kann ich mehrere Augenblicke später hinter mir hören.
Der komplette Zug, fünfzig Männer und Frauen stampfen jetzt auf ihren schweren Stiefeln hinter mir her - es ist ein erhebendes Gefühl Anführer dieser schlagkräftigen Gruppe zu sein. Ich kenne jeden von ihnen mehr oder weniger persönlich und ich weiß, dass ich jedem von ihnen mein Leben anvertrauen würde.

Leutnant Tyrus' Stimme klingt angenehm ruhig aus dem Vox. Er erläutert die Bedrohung: Ein gepanzerter Wagen der Orks ist in unseren überwachten Bereich eingedrungen und bewegt sich in Richtung unseres Verteidigungsring.
Seine Stimme, egal in welcher Stresssituation, scheint immer ruhig zu sein, allerdings nie ohne den nötigen Ernst vermissen zu lassen.
Seine ruhige Stimme hat mir schon oft geholfen, mich selbst zu beruhigen und gibt mir auch jetzt ein Gefühl der Sicherheit, mein Anker im stürmischen Meer des Kriegschaos.
Unwillkürlich will ich an das Medaillon greifen, welches ich unter meiner Rüstung und meinen Klamotten an meiner Brust spüre.
Einer seiner blonden Locken ist darin verwahrt, damit ich immer ein Teil von ihm in der Nähe meines Herzens trage.
Tyrus selbst besitzt auch solch ein Medaillon. Der einzige Unterschied ist, dass er eine meiner rötlich-braunen Haarsträhnen darin verwahrt hat.
Wir kommen im äußeren Verteidigungsring an und beziehen unsere Feuerstellungen in dem Schützengraben hinter dem Erdwall.
Ich selbst eile als Anführerin meiner Einheit zum Unterstand im Wall.
Das Dach des Holzbunkers ist mit Erdsäcken als Splitterschutz bedeckt.
Einer meiner Männer hat bereits den Schweren Bolter besetzt und schwenkt das große Maschinengewehr aufmerksam den Waldrand entlang.
Ich selbst schnappe mir mein Fernglas und beobachte auch den Waldrand.
Die Bäume wurden bis zu einem Abstand von einem Kilometer um die Basis gerodet, um im Notfall genügend freie Sicht auf den Feind zu haben, aber auch um selbst nicht gleich von feindlichen Einheiten entdeckt zu werden.
Die Basis war als Fernmeldezentrale eingerichtet worden, um Nachrichten von verschiedenen Frontabschnitten zu sammeln und weiterzugeben und gleichzeitig Befehle vom Oberkommando an einzelne Einheiten auszugeben. Kurzum, die Basis ist eine Koordination- und Kommunikationschnittstelle, die außerhalb der Kampfgebiete liegt. Doch trotz der Entfernung zu den Fronten kann es immer passieren, dass sich Orks hierher verirren, weshalb die Basis auch relativ gut gesichert ist. Sie ist schließlich auch recht wichtig.
Ich kann nichts Bedrohliches erkennen, außer einiger neuen Orkleichen westlich von unserem Unterstand.
War es das schon gewesen?
Ein Grollen rollt plötzlich durch den Wald, als würde man versuchen den Motor eines sterbenden Fahrzeugs mit Gewalt wiederzubeleben.
Schwarzer Rauch schießt steil über den Baumwipfeln empor, dann stürzen auf einmal die Bäume vor den Rauchschwaden mit einem lauten Bersten zu Boden, als würde ein riesiges Ungetüm auf seinem Weg durch den Wald alle Hindernisse vor ihm einfach zertrampeln.
Tyrus' Stimme klingt jetzt auch unruhiger: „Der Panzerwagen bewegt sich jetzt direkt auf dich zu, Freya!"
Aus seiner Stimme kann man deutlich die Sorge um mich heraushören.
„Wir schaffen das schon hier draußen", flüstere ich zurück, obwohl sich mein Herz auch ein wenig zusammenzieht, als ich beobachte wie noch mehr Bäume auf dem Weg der Orks zu uns unbarmherzig umgepflügt werden.
Wir erwarten alle mit gespannten Nerven das Auftauchen.
Mehrere Sekunden vergehen noch, dann stürzt sich mit einem Dröhnen das riesige Fahrzeug aus dem Wald.

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