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Seit einiger Zeit schon verhielt er sich komisch.
Ich konnte nicht erklären was genau sich an ihm geändert hatte, er war irgendwie distanzierter, aber gleichzeitig auch näher an mir dran.
Hatte er etwas gemerkt?
War er verwirrt?
Oder erwiderte er meine Gefühle vielleicht sogar?
Ich sah ihn die ganze Zeit an, und überlegte. Nein, ich wartete. Ich wartete darauf dass er seinen Kopf hob, mich ansah und mir sagte, er habe mir etwas zu erzählen. Aber das passierte nicht.
Er schaute bloß auf seine Hände und blieb totenstill.
"Felix?", begann ich kleinlaut.
Er hob seinen Kopf schließlich und sah mich mit müden, traurigen Augen an.
"Alles okay?", fragte ich dann, und er ließ seinen Kopf erneut senken, diesmal zuckte er mit den Schultern.
"Also nein. Ehmm...was ist los?"
Wieder zuckte er mit den Schultern. Was war los mit diesem Jungen?
"Liegt es an mir?"
Pause. Schulternzucken.
"Willst du heute noch ein Wort sagen oder kann ich abhauen??" So langsam verlor ich die Geduld, meine Stimme wurde etwas lauter, doch Felix rührte sich diesmal gar nicht. Er zuckte nur zusammen und drehte seinen Kopf komplett von mir weg.
"Tut mir leid.", seufzte ich, "Ich will dir einfach nur helfen."
"Nein. ICH will DIR helfen."
Nicht sein Ernst oder?
Er sah mir jetzt tief in die Augen, ich sah dass er den Tränen bereits nahe war.
"Ich will nicht dass dir etwas schlimmes passiert, Hyung."
"Was soll mir denn passieren?"
Keine Antwort. Ich lachte auf, wie konnte er das ernst meinen?
"Felix, hör auf ein kleines Kind zu sein. Was zur Hölle soll mir denn bitte passieren?"
"Du wirst in Lebensgefahr sein!!", rief er und stand plötzlich auf.
"Felix.", begann ich ruhig, "Ich werde schon auf mich aufpassen. Keine Sorge. Du kannst mir vertrauen."
Ich würde ihn so gerne umarmen gerade, aber er würde es bestimmt falsch verstehen. Er würde sofort merken dass mit mir etwas nicht stimmt.
Ich hatte Gefühle für ihn. Ich war schon für eine Weile in ihn verliebt gewesen, und ich wusste aber, dass er diese Gefühle niemals erwidern konnte. Und doch wuchs in mir immer wieder Hoffnung, dass er es eines Tages doch tun würde.
"Machen wir es so. Ich habe auch etwas, das ich dir erzählen muss. Ich sage es dir zuerst und dann sagst du mir was mit dir los ist, okay?"
Was zur Hölle hatte ich da gerade gesagt??
"Okay.", antwortete er, und ich saß in der Falle. Rausreden brachte nichts mehr, ich wusste dass er mir niemals glauben würde, würde ich ihm eine Lüge erzählen, er merkte so etwas sofort.
"Also. Felix, ich werde direkt mit dir sein, viel drumherum reden bringt nichts. Es ist schon etwas länger her seitdem es losgegangen ist, aber für die letzten paar Monate habe ich...naja...gewisse Gefühle...für dich entwickelt. Ja...ja verdammt, ich habe Gefühle für dich. Und ich habe oft versucht es zu ändern, aber es hat einfach nicht funktioniert. Also, jetzt ist es jedenfalls raus, ich...bin in dich verliebt." Ich atmete tief ein und wieder aus, etwas bereute ich schon das was ich getan hatte, aber ich wollte wissen was mit ihm los war, es brach mir das Herz ihn so niedergeschlagen zu sehen.
"Das ist ja das Problem.", murmelte er mit Tränen in den Augen. "Ich wusste es."
Überrascht und verwundert sah ich ihn an, ich hatte nicht damit gerechnet. Wie lange schon? Wie hat er es rausgefunden?
Von WEM hat er es rausgefunden?
"Aber...Felix...was ist das Problem?"
Die erste Träne verließ sein Auge, und ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Ich war schnell bei ihm und hielt ihn in meinen Armen, doch so lange ich auch wartete, er erwiderte die Umarmung nicht.
"Das...das Problem ist...dass ich nicht dasselbe für dich fühle."
Es traf mich wie ein Schuss, eine Kugel steckte in meinem Herzen drin. Und der Schmerz traf sofort ein, so extrem und so drückend, dass ich Probleme hatte, normal zu atmen. Langsam ließ ich von ihm ab, trat ein paar Schritte zurück und sah ihn an.
"Warum hast du mir das nicht früher gesagt?"
"Ich wollte dich nicht verletzen!"
Und ich verstand was er meinte mit Lebensgefahr. Mein Wille zum Leben war komplett verschwunden in diesem einen Moment, alles tat weh, und mir fiel das Atmen schwer.
"Es tut mir leid."
Er wischte sich die Tränen weg und sah mich wieder an, aber ich schüttelte den Kopf.
"Und ich habe umsonst die ganze Zeit mit der Hoffnung gelebt, dass du es doch tun würdest."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und schlug meinen Weg nach Hause ein, immer noch diesen Schmerz in meinem Inneren tragend.

he loves me not (woolix) [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt