10: DAY 4

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Ja, ich hatte weniger Zeit.
"Felix...Woojin geht es schlimmer. Sein Zustand hat sich drastisch verschlechtert, er hat wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben.", berichtete Jisung mir, völlig außer Atem an meiner Tür stehend.
Ich bekam Panik. "Weißt....weißt du ungefähr wie lange?"
Er senkte seinen Kopf und räusperte sich leise. "3 Tage."
"3 Tage??", rief ich panisch und raufte mir die Haare.
"Fuck!! Wie soll ich das schaffen??"
"Du musst dich von Changbin trennen...so bald wie möglich. Er ist immun gegen Hanahaki."
"Er ist immun?" Ich starrte Jisung fassungslos an und fühlte wie die Wut in mir aufstieg.
"Warum hast du mir das nicht früher gesagt??", schrie ich und zog ihn in meine Wohnung.
"Wowowow, warte kurz-"
"Nein ich warte nicht! Weißt du denn nicht worum es hier geht?? Es geht um Leben und Tod, Jisung, du musst mir alles erzählen wenn du etwas Wichtiges rausfindest!!"
"Ja das ist ja das Problem!" Er riss sich von mir los und schaute zur Seite.
"Changbin hat es mir erst heute erzählt. Er hat angerufen und mir von dir erzählt, und irgendwie sind wir dann auf dieses Thema gekommen. Dann hat er erwähnt, dass er immun dagegen ist, weil er geimpft wurde."
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf das Sofa, was neben mir stand. "Alles umsonst. All diese Schmerzen umsonst!!", redete ich vor mich hin und fing wieder an zu schluchzen. Jisung setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schulter, während er ruhig auf mich einredete.
"Ich werde es ihm erklären. Er kann nicht sterben, deshalb ist es auch nicht allzu wild wenn er die ganze Wahrheit erfährt."
Ich nickte einfach, ich hatte nicht mehr genug Kraft dazu, gegen ihn anzureden. Changbin musste die komplette Wahrheit erfahren, und auch wenn es scheiße klang, hatte ich dann keine Hindernisse mehr.
Ich hustete einmal kurz, weil meine Brust auf einmal zog, und rieb mir mein Gesicht.
"Alles wird gut, oder? Alles wird gut werden.", murmelte ich und Jisung nickte. "Alles wird gut."

Als Jisung wieder weg war, schrieb ich Changbin einmal kurz dass ich heute doch nicht kommen konnte, und legte mich aufs Sofa. Warum tat es auf einmal in meiner Brust so weh?
Mein Herz war anscheinend wortwörtlich gebrochen.
Woojin tauchte mit einem Mal in meinen Gedanken auf, und es fing an, noch mehr wehzutun. Ich wollte zu ihm. Ich wollte einfach nur zu ihm und ihn umarmen, ihm sagen dass mir das alles so schrecklich leid tut.
Ihm sagen...
Meine Augen weiteten sich. Da waren sie. Sie waren da.
Meine Gefühle für ihn.
Sie waren endlich da.
Ich setzte mich langsam auf und fuhr mir einmal durch die Haare. Wie konnte das auf einmal passieren? Kam es wirklich so plötzlich dass man sich in jemanden verliebte?
Oder war das einfach nur weil ich es versucht hatte?
Ich stand auf und lief hin und her. Es fühlte sich schön an, verliebt zu sein. Während ich dann aus dem Fenster starrte, musste ich anfangen zu lächeln. Woojin musste es jetzt schon besser gehen, vielleicht war er auch schon komplett geheilt.
Was machte ich eigentlich auch zuhause noch?
So schnell ich konnte lief ich in den Flur, zog mir meine Schuhe an und lief raus. Auf dem Weg zum Krankenhaus grinste ich die ganze Zeit, alles hatte sich gelohnt! Der ganze Schmerz, die Tränen, die Hölle durch die ich gegangen bin. Alles hat sich ausgezahlt.
Doch aus irgendeinem Grund ging der Schmerz aus meiner Brust nicht weg. Während ich auf dem Weg zum Krankenhaus war, fing es an mehr und mehr wehzutun. Und es war kein Herzschmerz, sondern wortwörtlicher Schmerz. Körperlicher Schmerz.
Ich musste einmal kurz stehen bleiben, um tief durchzuatmen, in der Hoffnung, dass der Schmerz weggehen würde. Jedoch bereute ich es, da es nur noch mehr anfing, zu ziehen. Ich entschloss mich jedoch, einfach weiter zu gehen, sollte es etwas schlimmes sein, war ich ja eh auf dem Weg zum Krankenhaus.
Irgendwann fing ich an mir Sorgen zu machen und beschleunigte meine Schritte, bis ich dann endlich beim Krankenhaus angekommen war und mich wieder zum Zimmer 22 aufmachte.
Anklopfen. Eintreten. Meine Brust schmerzte mittlerweile so unerträglich, dass ich Punkte sah.
Woojin saß dort, sah mich an, seine Augen leerer als das weiße Zimmer um uns herum. Die Blumen waren weg, sein Gesicht hatte an Farbe zugenommen. Doch was war falsch mit ihm?
"Oh, du."
Er stand auf und ging zum Fenster.
"Ich glaub du bist jetzt ein wenig zu spät gekommen."
Ich wollte nicht verstehen was er meinte. Ich wusste es, aber ich wollte es nicht.
Und jetzt war mir auch klar, woher dieser Schmerz kam.
"Du...wurdest...operiert?", krächzte ich und hielt mir meine Brust, die Schmerzen wurden immer schlimmer, und meine Luft wurde mir aus den Lungen gesogen.
"Ja. Gestern.", antwortete er.
"Ich wollte nein sagen. Aber ich konnte nicht einmal einen Muskel bewegen, einen Laut machen. Und jetzt musst du die Konsequenzen tragen.", er drehte sich zu mir um, "Nur weil ich dich geliebt habe."
Ich hustete zweimal, und merkte danach, dass meine Hände voller Blut waren. Ich betrachtete sie kurz und sah wieder zu ihm herauf, nur um festzustellen, dass er eine Träne nach der anderen verlor.
"Felix...ich..."
Er senkte den Kopf und verdeckte sein Gesicht mit einer Hand, um seinen Tränen den freien Lauf zu lassen. Geräuschvoll fiel ich auf die Knie, und keuchte weiterhin, während mir die Luft immer und immer weiter ausging.
Ich sah mit Tränen in den Augen zu ihm hoch und lächelte. Wenigstens hatte ich es geschafft, mich in ihn zu verlieben.
Das letzte, was ich sah, bevor die Welt um mich herum schwarz wurde, war ein Rosenblatt, welches leise und sanft auf den Boden fiel.

he loves me not (woolix) [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt