8: DAY 2

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Wirklich helfen konnte Chaeyoung mir auch nicht.
Ich sollte aufhören, bei anderen nach Hilfe zu suchen, dachte ich, sonst könnte ich gleich Woojins Grab schaufeln. Ich musste es selber angehen.
Nach einer halben Ewigkeit Überlegen beschloss ich, erstmal klein anzufangen und die Orte zu besuchen, an denen ich und Woojin waren, um mich an die tollen Zeiten zurück zu erinnern. Um nochmal aufzurufen, wie schön es mit ihm war. Und dabei hoffentlich die kleinsten Anzeichen von Liebe zu entdecken.

Erster Anhaltspunkt: Der Stadtpark.
Woojin, paar andere Freunde und ich waren hier immer am öftesten. Gewesen. Wie auch immer.
Hier haben wir unsere meiste Zeit zusammen verbracht. Football gespielt, uns entspannt, Picknicke gemacht und einfach zusammen unser Leben genossen. Das letzte Mal hatten wir uns vor 2 Monaten getroffen.
Wenn ich so daran dachte, fing ich an diese Zeiten zu vermissen. Ich bereute es, Woojin abgewiesen zu haben, wobei ich wusste dass ich es nicht anders hätte machen können, aber trotzdem wollte ich nichts mehr als ihn einfach als besten Freund wieder zu haben. Ich wollte die alten Zeiten verdammt nochmal wieder.
Langsam setzte ich mich auf das Gras mitten im Park, starrte in die Leere und verarbeitete erstmal alles was heute passiert war, es war einfach viel zu viel auf einmal. Mir kamen wieder die Tränen und ich hatte diesmal nicht mal vor sie zurück zu halten. Diese Welt war so dreist geworden, und obwohl ich Woojin in meinem Leben behalten werde, hat man mir meinen besten Freund genommen. Irgendwer da oben der dafür verantwortlich ist schuldet mir eine Erklärung, und zwar möglichst schnell.
Tränen kullerten mir immer und immer wieder die Wangen herunter, während ich da saß und den Hanriver beobachtete, ich hörte lange nicht auf zu weinen. Mein Herz tat weh, mein Kopf tat weh, alles tat weh, ich spürte meinen ganzen Körper nicht mehr. Ich wollte weg. Ich wollte für immer weg, aber ich musste hier bleiben, Woojin zuliebe. Ich musste diesen Schmerz aushalten. Ich musste Gefühle für ihn bekommen, und das möglichst schnell. Hatte ich schonmal erwähnt dass das wehtat? Ich wusste jetzt warum ich mich selbst davor bewahrt hatte verliebt zu sein.
"Ey, Felix? Alles in Ordnung??", hörte ich auf einmal jemanden sagen und drehte mich um.
War das gerade eine Vision oder stand Woojin tatsächlich vor mir?
Meine Schmerzen verschwanden sofort, als ich sein Gesicht sah, und nicht eine Spur von einer Blume war zu sehen. War er wieder gesund? War ich in ihn verliebt??
Ich stand abrupt auf, ich bereute es nichtmal als die Kopfschmerzen reinhauten, sondern ging auf ihn zu. Ich wollte ihn umarmen, einfach nur umarmen und nichts sagen. So lange hatte ich ihn nicht mehr in normalem Zustand gesehen, und ich freute mich einfach, dass er endlich da war. Doch bevor ich bei ihm ankommen konnte, verschwand er. Ich rannte einfach durch ihn durch, und ich stand da wie ein Blöder, als wäre ich die ganze Zeit alleine gewesen, als hätte ich Woojin nie da stehen sehen.
Noch nie hatte etwas so sehr wehgetan wie das hier. Niemals war ich so fertig gewesen, niemals hatte ich mir so sehr gewünscht, zu sterben. Die ganze Freude von eben gerade wurde jetzt aus meinem Körper rausgerissen, und es wurden dabei noch mehr Narben hinterlassen. Ich fiel auf meine Knie, in die Leere starrend, und fing an, mich selbst zu bemitleiden. Wie erbärmlich musste ich gerade bitte aussehen?
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um, hoffend, dass es Woojins Gesicht war, in das ich blicken würde. Aber er war es nicht.
Es war Changbin.
"Felix?? Was zur Hölle- Was machst du hier alleine? Und was verdammt ist mit dir los, du bist total verheult!"
Ich stand langsam auf, stellte mich direkt vor ihn und schaute ihm kurz in die Augen, bevor ich dann meine Arme um ihn schlang. Er erwiderte die Umarmung sofort, und streichelte meinen Rücken, versuchend, mich zu beruhigen. Was nur teilweise klappte, aber wenigstens überhaupt.
"Felix, ich muss dir was erzählen. Dafür müssen wir aber zu mir nach Hause. Ist das okay?"
Ich nickte, und damit löste er sich auch der Umarmung und wir gingen los.
Auf dem Weg zu ihm nach Hause war ich komplett still. Erst jetzt hatte ich angefangen, mich zu fragen, was er mir denn zu erzählen hatte, und ich wurde gespannt. Hatte es mit mir zutun? Hatte er scheiße gebaut?
Oder war es wegen seiner Mutter?
Seine Mutter war schwer krank, und lag schon sehr lange im Krankenhaus, es hieß, sie sollte nicht mehr lange leben, so schlimm sei ihr Zustand. Ich wusste genau, wie er sich fühlen musste, bloß dass er sich nicht dazu noch zwingen musste, sich in sie zu verlieben. Komische Vorstellung.
"Warte kurz."
Ich blieb stehen und sah ihn gespannt an. Was jetzt?
"Ich will es dir hier sagen. Ich halte es nicht mehr aus."
Er sah mich lange an, bis er dann begann, zu reden.
"Felix. Ich weiß nicht wie ich dir das beibringen soll, aber ich versuche es irgendwie. Ich habe mich entschieden dir das zu sagen, weil ich es zu lange für mich behalten habe, und es hat mich von innen aufgefressen. Weißt du...ich...habe mich vor einiger Zeit...in dich verliebt."
Nicht im Ernst.
Ich antwortete ihm nicht. Sah ihm einfach nur in die Augen und hielt meine Tränen zurück. Was jetzt? Wenn ich Pech hatte, würde jemand anderes auch an Hanahaki erkranken, wegen mir.
"Changbin...es...ich..."
Nein. Ich würde ihm nicht antworten. Ich drehte einfach um und rannte. So schnell ich konnte rannte ich nach Hause, und ich verlor wieder eine Träne, als ich merkte, dass das der Ort war, an dem Woojin mir seine Liebe gestanden hatte. Und ich ihn abgewiesen hatte.

he loves me not (woolix) [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt