Prolog

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Schreie hallten durch die Wohnung und ließen mich hochfahren.Eine männliche Stimme schrie. Sie war so unschuldig und jung.Es konnte nur Jonah sein. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich von meinem Bett,auf dem ich Sekunden zuvor noch nichtsahnend gesessen war und der Musik die durch meine Kopfhörer dröhnte, gelauscht hatte,auf und polterte die hölzerne Treppe hinunter. Von Zorn erfüllt riss ich die Tür zum Wohnzimmer auf, dass sie beängstigende Laute von sich gab und hatte freie Sicht auf meinen Stiefvater Patrick,der mit den Resten einer zersplitterten Bierflasche in der Hand dastand, den hasserfüllten Blick auf meinen dreizehnjährigen Bruder Jonah gerichtet, als wollte er abermals zuschlagen. Das ganze Wohnzimmer stank erbärmlich nach Aklohol, Rauch und Blut. Jonah lag zusammengekauert und blutend am Boden, die Arme schützend um seinen mageren Körper geschlungen und zitterte."Du gottverdammter Arsch, was glaubst du was du da machst,!?" Wutentbrannt entriss ich ihm die Flasche."Vergreifst dich einfach an kleinen Kindern du perverser Wichser, lass Jonah in Ruhe oder bist du so feig,!" Mein Hals brannte vom vielen Schreien und ich bekam nur mehr teilweise mit, dass er mich mitten ins Gesicht schlug. "ich hasse dich und ich lasse mich ganz sicher nicht von dir einschüchtern,!" brüllte ich ihn an.Sein wahnwitziges Grinsen war einem zornigen Blick gewichen.Er scheuerte mir wieder eine,doch dann fing er an, wie ihm Wahn auf Jonah einzutreten. So gut es ging zog ich ihn von meinem kleinen Bruder weg,wofür ich weitere Schläge kassierte."Lass deine Wut von mir aus an deiner neuen Affäre aus,aber nicht.an.JONAH!" Jonah zuckte zusammen als ich seinen Namen rief,doch Patrick war nur einen Moment erstarrt und blickte mich entgeistert an."Glaubst du ernsthaft mir wäre nicht aufgefallen,dass du jeden Tag eine neue anschleppst??Seid Mom's Tod holst du dir doch jede die bei drei nicht am Baum ist,glaubst du ich merke das nicht??Ich verstehe bis heute nicht wieso Mom dich als Vormund bestimmt hat, aber nimm Zeke und verpiss dich einfach!" Ich holte einmal tief Luft und ließ Patrick's schnell wechselnde Gesichtsausdrücke auf mich wirken.Zuerst wütend und zornig funkelnd,dann nur noch emotionslos.

Er machte kehrt,was mich äußerst verwunderte, schritt zu einem der eichernen Schränke und kramte wild herum, bis er kurz innehielt und einen Gegenstand hervorzog, der kurz im dämmrigen Licht aufblitzte.Meine Augen weiteten sich vor Angst.Ein Revolver,dachte ich und stieß mit einem Mal alle Luft in meinen Lungen aus.Panik breitete sich aus, der Respekt vor der Waffe ließ mich automatisch zurückweichen, bis ich die kalte Wand an meinem, nur von einem grauen Tanktop bekleideten Rücken spürte."Nein,Nein,das würdest du nicht tun," flüsterte ich,wie er mit dem Revolver auf mich gerichtet immer näher kam.Sein Blick zeigte kompletten Wahnsinn, doch irgendwo zwischen meiner Angst flammte ein winziger Funken Wut gegen diesen Mann auf. Kurz warf ich einen Blick zu Jonah, dessen Blut eine kleine Lache am Boden gebildet hatte. Der Funke entbrannte zu einem wahren Höllenfeuer, das ich nicht mehr unter Kontrolle hatte.Schnell, dass Patrick nicht reagieren konnte sprang ich auf ihn zu, riss ihm die Pistole aus seinen widerwärtigen Pranken,nahm sie selber und drückte ab.

In Sekundenschnelle breitete sich ein feuerroter Fleck auf seinem weißen Hemd,unter dem sich sein Bierbauch abzeichnete,aus,genau dort wo eigentlich ein Herz sein müsste.

Der Schuss verhallte,Stille kehrte ein,geisterhafte Stille, Patrick kippte langsam nach hinten wo er mit einem dumpfen Schlag am Dielenboden aufkam.

In mir wabberten plötzlich, langsam aber sicher, Schuldgefühle auf, die genau dem Gegenteil meiner eigentlichen Gefühle für dieses Monster entsprachen.

Obwohl...

Eigentlich...

War ich ja das Monster...

Emotionen kochten in mir auf,Tränen schossen mir in die Augen und ich sank langsam an die Wand gelehnt zu Boden. Schluchzer erschütterten mich. Das Gefühl für jemandes Tod verantwortlich zu sein...Ich war kein Stück besser als der, der jetzt vor mir tot auf dem Boden lag.

Dumpfer Nebel durchflutete meinen Kopf und ich konnte nicht mehr klar denken. So saß ich, den Kopf in die Hände gestützt da, von heftigen Heulkrämpfen da und die Tränen flossen in Strömen an meinen Wangen hinunter. "Ach Mom...ohne dich geht alles den Bach hinunter..." Der Gedanken an die couragierte Frau, die immer gerecht gehandelt hatte, egal worum es ging, trieb mir abermals das Wasser in meine glasigen, braunen Augen.Im Gegensatz zu mir. Ich ließ mich von Hass, Wut und Trauer leiten.Das hätte sie niemals getan. Aber wäre sie noch hier, hätte auch ich das nie getan.

So versank ich neben Blut und Tod in meiner Trauer. Das letzte was ich noch sah, war Jonah der sich hilfesuchend umsah."Josh...," rief er,dann war ich weg.Versunken in der dunklen Ohnmacht,in meinem eigenen Traumreich.

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JusticeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt