"-verurteilt zu zehn Jahren Haft."
Verurteilt .Zu zehn Jahren. Der letzte Satz des Richters hallte in meinem Kopf ruhelos umher. Eingesperrt. Sie nahmen mir alles. Meine Freiheit.Meine Jugend. Und jetzt sogar meinen Bruder.
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Die verdunkelte Scheibe des Autos ließ die Straße und die vielen Leute,an denen das Auto vorbeifuhr, draußen so düster wirken. Das eintönige Brummen des Motors schläferte mich fast ein. Heute war der Tag an dem ich meine Haftstrafe antreten musste.
Der Audi bog in eine Hintergasse ein,bis wir vor einem hohen,backsteinernen Tor standen, das durch Gitter verschlossen war,standen. Der Polizist der am Beifahrersitz saß, hob sein Walky Talky an den Mund, sprach einige unverständliche Worte hinein und sah zu, wie sich das Gittertor quietschend öffnete. Meine Hände,die mit Handschellen aneinander gefesselt waren lagen auf meinem Schoß und jedes Mal wenn ich das Bedürfnis hatte, irgendetwas mit meiner Hand zu tun wurde ich schmarzhaft daran erinnert, dass es unmöglich war.
Mein Herzschlag beschleunigte sich langsam in Hinsicht auf meine jetzige Lage. Das Auto hielt quietschend an, die Autotüre auf meiner Seite wurde aufgerissen und eine raue, männliche Stimme befahl mir auszusteigen.
Ich hielt den Kopf gesenkt, sah auf meine alten, abgetretenen Schuhe,deren Farbe sich nicht mehr klar definieren ließ. Jeder schritt erschütterte meinen Körper. Eine kleine Stiege mussten wir hinauf, ich hatte den Kopf immernoch gesenkt.Eine Tür knarrte, ich trat ein ohne den Blick zu heben, ich wollte nicht,dass irgendjemand diese Wunden sah, keine körperlichen Wunden.Seelische Wunden. Seelische Wunden, die jeder, der etwas von Empathie verstand, sofort sehen würde. Die,die nur die Zeit heilen kann, auch wenn es lange dauert.Doch stimmt es? Kann die Zeit Wunden heilen? Viele, aber niemals alle, einige werden immer bestehen bleiben...
"Joshua Liam Sanderson...-" Ruckartig riss ich den Kopf auf,meine Haare wirbelten durcheinander und ich sah den Mann vor mir erschrocken an. Schon wieder nannte man meinen kompletten Namen. Den Namen, den ich nicht leiden konnte. Joshua. Das klang einfach viel zu brav und schmeichelnd. Meine Freunde nannten mich einfach nur Josh, was um einiges besser klang. Liam hingegen fand ich wirklich schön.
Der Mann der meinen Namen vorgelesen hatte, hatte schütteres,braunes, glanzloses Haar, das er sorgfältig zur Seite gegelt hatte und eine eher rundliche Figur. Nachdenklich schob er sich die Hornbrille zurecht während er versuchte die Dokumente in seinen Händen zu ordnen."- seid dem 9. Oktober 16 Jahre alt,Vergehen: Mord,Strafe: 10 Jahre Haft,ist das korrekt,?" fragte er nach,ohne dass seine Worte nach einer Frage klingen wollten."Ja," antwortete ein bärtiger Polizist neben mir."Gut,dann würden ich sie bitten zu gehen, Mr.Sanderson, sie können anfangen sich auszuziehen." "Was!?Ausziehen?? Warum,!?" fragte ich entgeistert. "Um sicher zu gehen,dass sie keine gefährlichen Gegenstände bei sich tragen."
Na das konnte ja heiter werden...
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Jetzt saß ich in meiner Zelle auf dem Bett und starrte die weiße Wand an.Ich hatte mir das Gefängnis ganz anders vorgestellt, doch es wirkte fast wie ein gewöhnliches Hotelzimmer, einzig und allein die schwere, ausbruchssichere Tür fiel einem sofort ins Auge. Der zweite Tag erst und ich versank schon in meinen Philosophien. Manchmal fing ich an zu singen, bis ein Aufseher hereinkam und mir sagte,ich solle leiser sein. Dann hörte ich auf. Auch wenn das Singen das einzige war, was mich davon abhielt verrückt zu werden. Ich war vor die Wahl gestellt worden, den Unterricht zu besuchen oder eine Lehre zu machen gestellt worden, doch nun ist Wochenende und ich hatte Zeit nachzudenken und verschwendete keine Sekunde in unnützer Lernerei. Meine Gedanken kreisten wie gewaltige Adler. Jedoch nicht um die Wahl zwischen Schule und Lehre. Nein, einer meiner 'Kollegen' hier war ursprünglich aus Norwegen und schwärmte tagtäglich von der natürlichen Schönheit dieses Landes im hohen Norden. Doch jedes Mal wenn ich daran dachte, verspürte ich einen tiefen Stich in meinem Herzen.Jonah war in Norwegen...
So hatte ich im Laufe der Zeit einen Entschluss gefasst, ich hielt es einfach nicht mehr hier aus, eingesperrt, weil ich mich gegen meinen brutalen, hasserfüllten und mordlustigen Stiefvater gewehrt hatte. Eingesperrt aus Unrecht. Ich hatte beschlossen zu fliehen...
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Justice
Adventure~"Joshua Liam Sanderson.16 Jahre alt.Angeklagt wegen Mordes an seinem Stiefvater Patrick James Brooks.Mr.Sanderson,Was haben Sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?" Die kalte Stimme des Richters hallte durch den Gerichtssaal,bis sie schließlich verstum...