2.Kapitel

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Mittwoch 12. November.
Der Prozess um den 16-jährigen Joshua S. der letzten Samstag,den 8. November, seinen Stiefvater Patrick B.(46) in der Wohnung,in der die Brüder Joshua und Jonah S. sowie B. und sein 18-jähriger Sohn,der als einziger Zeuge aussagt,lebten,erschossen hatte,wurde auf Freitag vertagt. S. war aufgrund von Streitigkeiten handgreiflich geworden[...]
Nachbarin fand Leiche,Strafe abschätzbar[...]

Meine Augen flogen über die schwarzen kleinen Buchstaben auf dem knittrigen Zeitungspapier.Es war eigenartig einen Zeitungsartikel über sich selbst zu lesen.Neben dem Artikel war ein Foto von mir abgedruckt.Dort sah ich so glücklich und unbeschwert aus.Ja,es war zweifellos Ich.Die braunen,relativ kurzen Haare,die schmalen Lippen,die dunklen Augen...

Schade nur,dass alles was die Zeitungsagenturen abdruckten absolut erlogener Mist war.

Ich las weiter:
Jugendamt gibt bekannt,dass der 13-jährige Bruder des Täters vorerst ins Jugendheim und dann zu einer Pflegefamilie kommen wird[...]

Nein, !

Tränen schossen mir heiß in die Augen.Nicht Jonah.Das einzige was mir an Familie geblieben war, sollte nun auch weg? Und warum wissen es diese verdammten Zeitungen vor mir?? Ich warf die Zeitung durch die Untersuchungszelle, bis sie an der Wand abprallte und die Seiten einzeln zu Boden fielen. Ich stütze meinen Kopf in die Hände und sah zu, wie sich auf meiner Bettdecke dunkle Flecken ausbreiteten, die stetig größer wurden, heiße Tränen tropften auf den mattweißen Stoff.

"Mr.Sanderson?"

Als Antwort schüttelte ich bloß den Kopf. Eine junge Frau trat ein, ich schätzte sie auf Anfang dreißig. Ihre Stirn war in tiefe Falten gelegt."Guten Tag,mein Name ist Claire Smith, Ich denke Sie haben es gerade erfahren,?" fragte sie. Ich nickte karg,sie faltete die Hände und sah mir ernst in die Augen."Sie dürfen vor Gericht nicht so aufbrausend sein,immerhin geht es um ihre Freiheit.Jetzt kann man den Richter vermutlich nicht mehr von seinem Urteil abhalten, Sie wissen,dass man für einen Mord lebenslänglich bekommt?" "Was,!?!?" Ich sollte mein gesamtes Leben in diesem fucking Gittergestell leben, wie ein Hamster?!? Die letzten Worte hatte ich noch zu meiner Empörungsrede hinzugefügt. "Nein,vermutlich kommen sie nach 15 Jahren wieder hinaus, das ist bei vielen Häftlingen der Fall allerdings werden sie dort in die Schule gehen und später arbeiten." Ihre Miene war immernoch gleich ernst wie zuvor,doch ich war am Boden zerstört.Mein Kopf lag auf der Glasplatte des Tisches, an den wir uns gesetzt hatten. Ich drückte meine Stirn daran flach und versuchte die inneren Schmerzen gut genug zu verbergen.Dieses Arschloch von einem Richter zerstörte mein ganzes Leben,wenn ich wieder raus kommen würde,wäre ich 31! Stumme Tränen sammelten sich an der Tischplatte und verklebten meine Augen.Meine Zukunft wäre für immer zerstört, ich wollte nach der Matura reisen,irgendwohin wo mich niemand kannte, die Welt sehen. Das werde ich wahrscheinlich nie mehr tun können.

"Wer sind sie überhaupt," fragte ich tonlos ohne meinen Kopf zu heben."Claire Smith,sagte ich ja schon,-" "Warum sind sie hier." "Ich bin dein Anwalt, Mr.Pirks wollte sich nicht länger um diesen Fall kümmern," erklärte sie schamlos."Verstehe schon, er wollte mich nicht, so wie viele..." "Ehrlich gesagt sind sie auch kein einfacher Mandant." "Ehrlich gesagt ist es auch nicht einfach, allen zuzuhören wie sie Lügen verbreiten,niemand außer Jonah hat die ganze Wahrheit gesehen, aber niemand will ihn aussagen lassen! Die wollen doch alle, dass ich verurteilt werde,die wollen alle mein Leben zerstören,!" keifte ich sie an. "Bleiben sie ruhig, es bringt sie auch nicht weiter sich bei mir aufzuregen,es ist deren Job sie zu verurteilen und ich als ihre Anwältin habe die Aufgabe dem entgegenzuwirken."

Ich richtete mich wieder auf, streckte mich kurz und sah Mrs. Smith ernst an, ernster als sie mich."Ich soll für etwas ins Gefängis worüber es keine Klarheiten gibt?" "ja" Karg schüttelte ich den Kopf, ich verstand es nicht und ich würde es vermutlich nie verstehen. Ich musste ins Gefängnis,wurde meiner Freiheit beraubt, doch tief in meinem Inneren begann ein wirrer Plan Gestalt anzunehmen...

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