1.Kapitel

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"Nicht viele 16-Jährige stehen wegen Mordes vor Gericht,was sagen sie dazu?"
"Wären Sie bereit für ein Interview?"
"Denken Sie,dass Sie den Prozess gewinnen werden?"

Die Fragen der Reporter,die sich in einer Schar um mich drängten,zogen wie Nebelschwaden an mir vorbei,unwichtig,unbeachtet und unbeantwortet.Sie schubsten sich gegenseitig hin und her,ein Glück,dass ich von zwei bodygardartigen Männern flankiert wurde,die dafür sorgten,dass ich "unbeschädigt" vor Gericht erschien.Wir erreichten eine hohe,hölzerne Tür,auf der eine silberne Tafel,mit der Gravur "Gerichtssaal 1" verziert,prangte.Früher hatte ich oft die Nachrichten im Fernsehen geschaut und mit ihnen, Aufnahmen von genau dieser Tür, in der um die Freiheit von Kriminellen debattiert wurde.

War ich wirklich ein Verbrecher?

War ich zu dem geworden,was ich früher immer verachtet hatte?

War ich zu einem dieser Monster geworden die unschuldige Leben beendeten?

Also die letzte Frage hätte ich mit 'Nein' beantwortet,Patrick war alles andere als unschuldig gewesen....bei den anderen zweifelte ich stark.

War ich jemand der für seine Vergehen eingesperrt werden musste?

Die Tür wurde geöffnet und mit meinem Eintreten verschwanden die lästigen Reporter,sie waren zwar so dreist und versuchten mitreinzukommen,wurden allerdings von Polizisten weggedrängt.

Mein, mir zugeteilter Anwalt wies zu einem hölzernen Stuhl,auf dem ich mich vorsichtig niederließ.Er verursachte ein schrecklich quietschendes Geräusch auf dem Marmorboden,als ich ein Stück nach vor rückte, was allgemeines Stöhnen verursachte. Ich spürte wie ich hochrot anlief und automatisch auf dem Stuhl zusammensank.

"Da nun alle anwesend sind,beginnen wir jetzt,die Verhandlung.Joshua Liam Sanderson.16 Jahre alt.Angeklagt wegen Mordes an seinem Stiefvater Patrick James Brooks.Mr.Sanderson,Was haben Sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?" Die kalte Stimme des Richters hallte durch den Saal. Meine Benommenheit von vorher war wie weggewischt.Ich holte einmal tief Luft, mein Herz klopfte wild, was beim Einatmen deutlich zu spüren war, dann antwortete ich:

"Sie wissen nicht, wie er war. Wie er zu uns war. Für ihn waren wir nur Dreck.Jonah und ich. Nein, Sie wissen nichts. Rein gar nichts. Und wenn sie etwas davon wüssten, säße ich jetzt nicht hier."

Überrascht von meiner Aussage, hob der glatzköpfige Richter seine Augenbraue leicht an."Was für eine äußerst philosophische Stellungnahme, haben sie sonst noch etwas zu sagen, sonst übergebe ich an Staatsanwalt Peters," säuselte er,den Blick vornehmlich auf die Akten vor ihm gerichtet, die er gerade geordnet hatte."Ja ich, ich habe aus Notwehr gehandelt," erklärte ich und meine innere Verteidigung baute sich auf. "Er holte den Revolver aus dem Schrank und richtete ihn auf mich, doch bevor er mich erschießen konnte, habe....ich..es getan..."  Die letzten Worte waren kaum mehr unverständliches Genuschel."Dann übernehme ich." Der Staatsanwalt warf mir einen besserwisserischen Blick zu, der sich schnell zu einem falschen Lächeln wandelte."Ich rufe Zeke Brooks in den Zeugenstand."

Ich sah zu wie sich dieses verlogene Schwein hinter den Schreibtisch neben dem Richter setzte."Mr.Brooks, Sie, als einziger Zeuge, haben diese Gräueltat miterlebt,wa-" "er ist nicht der einzige Zeuge, was ist mit Jonah?!" Nachträglich hätte ich mich für diese Worte schlagen können. Ich hatte mit der Faust auf den Tisch geschlagen und den Kopf gesenkt.Meine Haare hingen mir ins Gesicht und die Blicke meines Anwalts brannten in meiner Seite. Seine Worte schossen mir durch den Kopf.Sprich nur wenn du dazu aufgefordert wirst.Sprich nur wenn du dazu aufgefordert wirst.Sprich nur wenn du dazu aufgefordert wirst... "Ich denke,ich habe sie nicht darum gebeten ihre Meinung lautstark kundzutun.Dennoch korrigiere ich mich, Mr.Brooks ist der einzige volljährige Zeuge,also der einzige dessen Sichtweise ich in diesen Fall einbeziehen kann," erklärte er,immernoch dieses hämische, falsche Grinsen im Gesicht."Nun denn," fuhr er an Zeke gerichtet fort, der selbstbewusst die orangen Haare aus dem Gesicht strich und sich gedankenverloren über die,mit einem Piercing versehenen Lippen leckte."Was haben sie zur Tatzeit beobachtet?"

"Ich lag in meinem Zimmer und skypte mit meiner Freundin,als ich von unten Schreie hörte, ich ging natürlich nachsehen und musste dann miterleben wie Joshua meinen armen Vater erschossen hat," schilderte er theatralisch. So ein Mist. Zeke hatte gar nicht gelogen, er hatte lediglich erzählt was er gesehen hat. Aber er hat eben nicht alles gesehen.

Die einzigen, die die wahre Geschichte kennen, sind Jonah und ich."Das stimmt so nicht, er hat nicht alles gesehen, der einzig wahre Zeuge ist Jonah, er,-" "Ruhe,!" brüllte der Richter und auf der Stelle wurde es still."Lernen sie sich zu zügeln,junger Mann, also bitte, das ist mir meiner Lebtage noch nicht passiert,dass jemand vor Gericht so unhöflich war," zeterte er los."tut mir leid,"murmelte ich kleinlaut."Der Prozess wird vertagt."

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