[seoul.spring.they are falling.painfully.]
잃어버린 - lost
|you're young and wild and running free,
you're losing yourself but all you got is me to fall on|Es war ein Tag im Frühling vor zehn Jahren als Min Yoongi zum ersten mal seine nihilistischen Gedanken niederschrieb und sie mittels eines lächerlichen Papierfliegers in die Sphären entließ. Und nie, nie hatte er nur eine Sekunde daran geglaubt, jemand würde ihn jemals hören.
Der unmöglichste Fall aller Fälle war nun kaum ein Jahrzehnt später eingetreten und manifestierte sich im Hohn des Schicksals in einem wahr gewordenen Fiebertraum von absoluter Perfektion in Fleisch und Blut direkt vor ihm. Jeder Gott der Welt, warf in diesem Augenblick wohl einen wohlwollenden Blick auf die beiden jungen Männer, deren Schicksale sich in krankhafter Präzision so plötzlich ineinander verwickelten.
Yoongi spürte wie seine Welt aus ihrer Achse fiel. Er würde schwören, dass er das unheilvolle Knacken vernahm als sie zu kippen drohte. Und er wusste — oh wie er wusste das dies sein Ende bedeutete. Er würde fallen. Unweigerlich. Um jeden Zweifel erhaben.
Doch dann gab es da noch diesen einen winzigen Teil in ihm, der trotz seiner Größe so evident einnehmend war, dass er nichts anderes zuließ als in den Widerstand zu ziehen. Eine Kapitulation würde bedeuten, er müsse die Existenz der Naturgewalt, welche der Fremde darstellte einfach so eingestehen und sich ihrer in ihrer vollen Gänze hingeben. Aber er war noch nicht so weit. Und so riss er ihm den Papierflieger aus der Hand und entfaltete seine zerknitterten Seiten um zu lesen, was er in seinen verzweifeltsten Momenten verfasst hatte.
„Fall noch ein Stück tiefer, Min Yoongi. Der Aufprall wird uns beide erlösen.
- Agust D"Tokyo, schoss es ihm durch den Kopf. Er konnte sich an alle Papierflieger erinnern, die er je losgelassen hatte. An jeden verdammten Papierflieger.
Besagte Nacht in dieser Metropole war bereits einen Monat vergangen und der Fremde, welche offensichtlich ebenfalls dort gewesen war, hatte ihn seither aufbewahrt ohne dass sich ihre Wege jemals zuvor gekreuzt hatten.
Yoongi war sich sicher, an ihn hätte er sich erinnert.„Warum hast du das bei dir?"
Seine Stimme klang gehetzt und er suchte im Gesicht des anderen nach etwas, was ihm die Lösung offenbaren würde. Alles vorauf er aber stieß war eine unerklärliche Determination aus Granit und der erschreckenden Feststellung, dass sein gegenüber wohl eines dieser menschlichen Exemplare war, deren brutale rohe Schönheit, sich auf ewig in seinem Inneren einnisten würde.
„In der bisher schlimmsten Nacht meines Lebens hat mich dein Papierflieger ohne, dass ich es bis heute bemerkt hatte mehr getroffen als nur meinem Sehnerv. Du hast eine erstaunliche Treffsicherheit. Nur so nebenbei bemerkt."
Seine Stimme war eine wahrhaftige Erleuchtung für Yoongi. Ein Klang der so pur, so perfekt war, dass seine grundlegende Wut gegenüber jeglichen weltlichen Plänkeleien im Hintergrund verblasste und er das sanfte Echo förmlich extrahierte und es seine eigenen Gedanken zu jagen begann.
„Und ich weiß nicht wieso, werde wohl nie genau wissen was mich antrieb, aber ich habe ihn behalten und mit mir herum geschleppt und heute Abend hast du mich erkennen lassen, bis zu welchem Punkt dieser Zettel eine Wahrheit mit sich trägt, welche ich nicht leugnen kann."
Yoongi versank in seinen Worten, die so sanft, so verzweifelt klangen und er begann es zu erkennen.
Der Fremde hatte zum ersten Mal in seinem Leben die Hoffnung verloren und sah in Yoongi, den Paradebeispiel aller Hoffnungslosigkeiten wohl so etwas wie einen Weggefährten, der es vermag ihn aus dieser Einöde herauszuführen.Ein spöttisches Lächeln wollte sich auf seinen Lippen bilden, aber es versagte. Stattdessen öffneten sie sich nur ein Stück, so als ob sie alle verhallten Schreie in die Freiheit entlassen wollten.
„Welche Wahrheit", brach er brüchig hervor und verfluchte sich im selben Moment für seine Schwäche, die er gerade durchblicken ließ.
Der andere atmete schwer aus und Yoongi wurde bewusst, dass er die Luft angehalten haben musste.
„Du bist kurz davor in den Abgrund zu springen und ich habe das leise Gefühl, dass noch nicht bereit bist dem nachzugeben."
Wie war es möglich, dass dieser Junge, ein Fremder ihn nach nur einem Abend auf der Bühne und einen winzigen Papierflieger so durchschaut hatte? Und wie zur Hölle hatte es sein können, dass er bereit war jeden Gedanken an den möglichen Fall eines Hochhauses von aus seinem Kopf verbannte und stattdessen lieber für jemanden fiel, dessen Namen er nicht einmal kannte?
„Wie heißt du?"
Er musste es wissen. Musste den Namen desjenigen kennen, welcher seine Welt nicht nur in seinen Grundfesten erschüttern, sondern gleich auch aus ihren verqueren Angeln heben würde.„Park Jimin."
Es war ein abgehetztes Flüstern, was die Wahrheiten verkündete und Yoongis Vernichter einem Namen gab.
Das Erdbeben unter seinen Füßen war nur Imagination, das wusste er. Und dennoch flackerten die Ränder seiner Augen verschwommen umher. Der Rausch, welcher ihn plötzlich erfüllte war gigantisch, gewaltig und Yoongi tat etwas, von dem er sich geschworen hatte es nicht zu tun.
Er kapitulierte.
„Park Jimin." Er probierte wie sich die Worte auf seinen Lippen anfühlten und es hörte sich an wie eine Verheißung.
„Park Jimin", wiederholte er und diesmal fühlte es sich nicht nur an wie sybillinische Worte, die ein Abenteuer versprachen, es war auch so.
Schwerfällig erhob er sich von seinem Stuhl, schob die dunkle Kapuze von seinem Kopf und bedeutete Jimin mit einem Nicken ihm zu folgen.
„Wo gehen wir hin", fragte dieser mit der Stimme eines erwartungsfreudigen Kindes.
„Wir lassen Papierflieger steigen."
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PAPER BOYS
FanfictionMin Yoongi lässt gerne Papierflieger los wenn er das Konstrukt seiner selbst nicht mehr aushält. Park Jimin hebt gerne schmutzige Zettel auf, die ihn Sekunden zuvor fast das Auge ausgestochen hätten. Und wenn sie beide nicht gerade mit ihren größt...