⓶|𝒯𝑒𝓇𝓂𝒾𝓃 𝒷𝑒𝒾 𝒹𝑒𝓇 𝒮𝑒𝑒𝓁𝓈𝑜𝓇𝑔𝑒𝓇𝒾𝓃

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Ich liege in meinem Bett, zugedeckt, umgeben von Kissen.

Doch ich kann nicht schlafen.

Durch das Fenster im Dach über mir, funkeln die Sterne wie ferne Diamanten und der Mond lächelt sein geheimnisvolles Lächeln.

„Du wusstest das alles, oder?", flüstere ich traurig und wende den Kopf ab.

Ich lasse den Blick durch mein vertrautes Zimmer schweifen, dass jetzt plötzlich so irreal erscheint.

Ein paar mal drehe ich mich noch im Bett um, dann setzte ich mich seufzend auf.

Ich suche mein Handy auf dem Nachttisch.

Als ich es endlich ertastet habe, wähle ich sofort Maudes Nummer.

Es tutet sechs Mal, dann hebt sie ab.

„Ziss? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Ist was passiert?", fragt meine Freundin verschlafen.

Ich linse auf die Uhr und erschrecke.

Es ist schon halb zwei.

„Tut mir leid, M. Ich- ich kann nicht schlafen und da dachte ich, ich rede mit dir.", sage ich ausweichend.

Ich höre Maude auf der anderen Seite der Leitung schnauben.

„Klar und jetzt die Wahrheit?", meint sie trocken.

„Es ist was passiert. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.", antworte ich leise.

Ich weiß nicht warum ich plötzlich flüstere, aber ich habe Angst, dass mich jemand hört.

„Im Bus? Hat dich jemand angequatscht?", fragt sie und setzt sich geräuschvoll auf.

„Ja. Aber nicht nur im Bus.", antworte ich nervös.

„Ist er dir gefolgt? Hat er was gemacht? Oh Gott, Ziss, hast du deinen Eltern davon erzählt?", ruft sie aufgeregt.

„Was? Nein! Nicht so was.", sage ich grinsend.

„Eine Frau hat mich im Bus angesprochen und sich neben mich gesetzt. Sie wollte zu mir nach Hause.
Und zu Hause hat sie dann eine Broschüre für ein Internat oder so was ausgepackt. Und dann kam plötzlich noch eine Frau und von der habe ich geträumt, heute als wir im Café waren. Und als wir wieder ins Wohnzimmer sind, war die erste Frau plötzlich weg und-"

„Warte, warte, Ziss! Ich verstehe gar nichts! Wieso ist die Frau zu euch nach Haus gekommen?", unterbricht Maude und ich sehe ihr verwirrtes Gesicht förmlich vor mir.

Ich grinse. Deshalb habe ich sie angerufen. Die bringt mich immer runter.

„Ich denke sie wollte mich für ein Internat anwerben, aber ich weiß es nicht so genau. Jedenfalls kam dann mitten im Gespräch eine andere Frau, von der ich geträumt habe. Als wir mit der wieder zurück ins Wohnzimmer gingen, war die Internatsfrau weg und ihre Broschüre lag auf dem Tisch.", erklärte ich gefasst und konnte selbst nicht so ganz glauben was ich da gerade erzählte.

„Was? Wie gruselig ist das denn bitte? Und was hat die Traumfrau dann gemacht?", fragt Maude gespannt und ich höre ihre Bettdecke rascheln.

„Sie hat gefragt ob ich sie kenne.", beginne ich, doch Maude unterbricht mich sofort.

„Ist das dein Ernst? Ach du scheiße, wie unheimlich!"

Ich lache leise.

„Sie hat mir erzählt, dass ich eine Besonderheit in meiner DNA habe, was mich interessant für Leute wie die Internatsfrau macht. Und das sie mich gerne am Dienstag treffen würde, an einem geheimen Treffpunkt, den ich am Montagabend erfahren werde.", erzähle ich und meinen Körper überzieht wieder eine Gänsehaut.

„Ziss, das hört sich an wie in so einem Superheldenfilm! Was ist das denn für eine DNA Besonderheit? Hat dich 'ne Spinne gebissen?", fragt sie kichernd.

„Nein", lache ich, „ich bin ein asgardischer Gott namens Thorna, die Schwester von Thor."

„Ach, halt die Klappe!", antwortet Maude lachend.

„Nein, aber im Ernst, Menschen mit diesem DNA Dings können wirklich übernatürliche Sachen schaffen. Viele Menschen in Führungspositionen haben es, weil es einen unter Stresssituationen ruhig und überlegen macht und man generell besser ist als andere Menschen. Bei manchen Leuten mit dem DNA Ding können sogar Dinge kontrollieren, wie Gedanken oder Energie.", erkläre ich und erinnere mich zurück an Lanas ernste Miene als sie meinen Eltern und mir davon erzählt hat.

„Willst du mich jetzt verarschen? Du kannst vielleicht Gedanken von Leuten kontrollieren? Mensch, Ziss, wie krass ist das denn!", ruft Maude aufgeregt.

„Hast du dir schon 'nen Superheldennamen ausgedacht?", fragt sie gespannt und ich kann nicht anders als loszuprusten.

Das ist das tolle an Maude. Sie glaubt mir was ich sage, egal wie verrückt es ist. Wie jedes Mal wenn ich ihr sage lieber einen Umweg zu laufen als geradeaus weiterzugehen. Oder wenn ich ihr Dinge über ihre Zukunft erzähle wenn sie gerade traurig ist.

So gesehen ergibt es schon Sinn, dass ich den besonderen DNA Fehler habe.

„Noch nicht, aber du kannst dir ja einen besonders kreativen ausdenken.", sage ich und sehe wieder aus meinem Dachfenster, hoch zum Vollmond.

Er wirkt jetzt garnicht mehr spöttisch. Sein Grinsen ist liebevoll und beschützerisch.

„Ich mach mich gleich an die Arbeit.", sagt Maude sarkastisch.

Ich lächle eine Weile vor mich hin, dann unterbricht Maude die Stille.

„Soll ich dich am Dienstag begleiten?", fragt sie und mir wird warm ums Herz.

„Das wäre toll. Ich weiß zwar nicht ob du das darfst, aber wenn nicht, kannst du mich ja bis zum Treffpunkt begleiten und dann treffen wir uns später im Tonios.", antworte ich.

„Alles klar. Wenn du am Montag die Nachricht bekommst, schreibst du mir aber so was von sofort. Und in der Schule werden wir uns gründlich über die ganze Sache unterhalten. Ich meine, was ist mit dieser Frau, die einfach verschwunden ist? Wer sind die Leute die das DNA Dings haben? Wirst du die Treffen? Wieso hast du von der anderen Frau geträumt? Wa-"

Ich unterbreche meine Freundin hastig.

„Ich muss dir noch was erzählen, M."

„Na, schieß los.", meint sie gespannt.

„Lana, die zweite Frau, hat erklärt, dass Menschen mit der DNA Besonderheit auch viel anfälliger für Krankheiten sind. Die meisten sterben bereits früh und ich... ich weiß auch nicht, ich-"

Diesmal ist es Maude, die mich unterbricht.

„Was ein Quatsch. Du lebst ein langes, tolles Leben, Ziss. Nur weil du so ein bisschen mehr besonders bist als ich es eh schon wusste, verlässt du mich doch nicht.", sagt sie energisch.

Ich lächle und mir steigen Tränen in die Augen.

„Ich hab dich lieb, M.", hauche ich und streiche mir übers Gesicht.

„Weiß ich doch. Ich dich auch.", antwortet Maude und ich kann das Grinsen aus ihren Worten heraushören.

„Ich denke, jetzt kann ich schlafen gehen. Danke, Maude.", sage ich.

„Gute Nacht. Wenn noch was ist, dann rufst du an, klar?", antwortet sie und gähnt.

„Sicher. Bis Montag.", meine ich und lege mich wieder hin.

„Bis dann."

Sie legt auf und ich höre noch eine Weile auf das tuten, dann schalte ich mein Handy aus und ziehe die Decke bis zu meinem Kinn.

Was würde ich nur ohne Maude machen?

Seufzend schließe ich die Augen und schlafe endlich ein.

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A Lullaby of Blood and CursesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt