Mit langsamen Schritten ging ich den Waldweg entlang. Der Schnee unter meinen Füßen knirschte und ich atmete tief ein und aus. Die kalte Luft brannte in meinen Lungen, dennoch gab es nichts Schöneres für mich, als ausgedehnte Winterspaziergänge. Alles war so still, so friedlich in der kalten Jahreszeit. Für einige Sekunden schloss ich entspannt die Augen. Ja, so fühlte sich Frieden an. Wenn es nach mir ginge, könnte es immer so sein. Durch die Wipfel der Bäume hindurch bahnten sich die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es schon so spät geworden war. Widerwillig bog ich an der nächsten Weggabelung links ab, um über einen anderen Weg wieder nach Hause zu gehen.
Während ich gemächlich den Weg entlang schlenderte, spürte ich auf einmal ein Gewicht an einem meiner Beine. Verwundert blieb ich stehen und blickte nach unten und sah ein kleines weißes Fellknäuel, dass an meinem linken Bein hoch sprang. Bei dem Anblick des Hundes, der noch ein Welpe zu sein schien, bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Langsam beugte ich mich zu ihm hinunter, bis ich schließlich neben ihm hockte.
„Na, wo kommst du denn her", fragte ich den Hund – natürlich ohne ernsthaft eine Antwort zu erwarten – und kraulte ihm den Kopf. Der kleine versuchte meine Hand abzuschlecken, erwischte allerdings nur meinen hellgrauen Handschuh, was mir ein Lachen entlockte. Ich liebte Tiere mindestens so sehr wie meine Spaziergänge, weshalb ich den Kleinen sofort ins Herz schloss.
Ich beschloss, trotz der aufkommenden Dunkelheit ein Stück in die Richtung zu gehen, aus der der Welpe gekommen war. Nach mehreren hundert Metern fand ich an einer Weggabelung einen kleinen Korb. An seinem Griff war mit einer Schnur ein Zettel befestigt. Ich löste den Zettel und entfaltete ihn.
Zu verschenken, stand in nur schwer lesbaren Buchstaben darauf. Empört hielt ich die Luft an. Wie konnte jemand so grausam sein und ein Tier einfach aussetzen? Es gab doch genug Tierheime für den Fall, dass man sich nicht mehr um sein Haustier kümmern konnte. Ich sah den Welpen, der mir glücklicherweise hierher zurück gefolgt war, an und musste trotz allem lächeln, als er mich treuherzig ansah; so als ob er mich fragen wollte, was los war. Ich strich ihm erneut über sein kleines Köpfchen. Dass ich ihn mit zu mir nehmen würde, stand für mich außer Frage.
„Na dann komm mit, du kleiner Schneeball. Jetzt geht es nach Hause." Auffordernd lächelte ich ihn an und tatsächlich folgte er mir bereitwillig bis zu meiner Wohnung, in der Haustiere zum Glück gestattet waren.
Noch am gleichen Abend fuhr ich los, um ein Halsband, eine Leine, Näpfe und Hundefutter zu besorgen. Ich würde dafür sorgen, dass es dem Kleinen bei mir an nichts fehlte, so viel stand fest. Und auch wenn es über einen schrecklichen Weg geschehen war, war Schneeball das beste Weihnachtsgeschenk, das ich jemals bekommen hatte.