racing party - chapter 4

48 5 2
                                    

05. Dezember 2014, 09:00 Uhr.

Mein Wecker dröhnte mir mein überaus übernatürliches Gehör zugrunde und ich stand aus den Federn auf. Ein gewagter Kraftstoß an den Jalousien verriet mir schmerzhaft meinen heutigen Tagesablauf: Die Sonne schien.

Ich ließ die Jalousien fallen und meine Brandwunden heilen, während ich Akira eine Nachricht schrieb, dass ich heute nicht kommen würde. Meinen Hunger stillte ich mit einer meiner gekühlten Blutkonserven in meiner dunklen Küche, beleuchtet mit Kerzen. Altmodisch, mag man meinen, doch ich hatte keine andere Wahl, denn die UV-Strahlung war mein Tod. Und die Stromrechnung noch nicht abgezahlt.

In dieser Nacht träumte ich von starker Blutgier und von dem Gefühl, fliegen zu können. Wahrscheinlich waren meine Gedanken ein wenig durcheinander, ich stellte meinen Verstand mit einigen Blutbeuteln wieder her. Gegen Mittag schien eines meiner bestellten Pakete anzukommen. Schwierig war es, die Türe zu öffnen und das Paket anzunehmen, ohne eine Strahlung UV abzukriegen.
Es war meine neue Sweatjacke. Mit Innentaschen. Für gewisse Konservenzwecke.

Ich räumte alte Kisten aus, für die ich zuvor keine Zeit hatte und kümmerte mich um den Fernsehsender an meinem Fernseher.

Gegen Abend klingelte es. Ich reagierte fragwürdig, welche Person mich da erwartete und öffnete vorsichtig die Tür. Es war Akira, sie wollte mich besuchen kommen.

„Darf ich reinkommen?“, fragte sie.

„Ich frage jetzt mal nicht woher du meine Adresse kennst., sagte ich leicht lächend und bat sie herein.

Ich bat ihr einen Kaffee an, den sie dankend ablehnte. Sie trank bitteres Zeug wie Kaffee nicht, also goss ich ihr heißen Kakao ein.

„Ich bin vorbeigekommen um dir das Material unserer Gruppenarbeit vorbeizubringen. Und um nach dir zu sehen.

Sie zauberte mir ein leichtes Lächeln ins Gesicht. Dass sich jemand Fremdes so schnell Gedanken um mich machte, ließ mich glücklich fühlen. Ich fühlte mich für einen kurzen Moment dankbar und nicht mehr allein. Ich nahm die Blätter dankend an und wir quatschten ein wenig. Menschliches Essen konnte ich ihr keines anbieten, doch das war nicht tragisch für sie. Wir sprachen über einige Klassenkameraden, sie erzählte mir einige Geschehnisse von ihr und ihrer besten Freundin Jessica, und im Allgemeinen war es sehr angenehm ihrer Erzählung zuzuhören.

„Wenn du möchtest, mache ich euch beide mal richtig bekannt!, sprach sie.

Vorerst zweifelte ich aufgrund meiner mangelnden Sozialkompetenzen, im Endeffekt jedoch sagte ich zu.

Wir einigten uns auf Samstag um 12 Uhr bei Akira zu Hause.

Am nächsten Tag klingelte ich pünktlich bei Akira zu Hause und sie öffnete die Tür. „Darf ich reinkommen?, fragte ich, während sie mich grinsend anlächelte. Bevor sie sprach, bewegte ich meinen Fuß nach vorne in Richtung Eingang. Seltsamerweise jedoch trat ich nicht über die Linie, eher wirkte es so, als würde der Türdurchgang eine Art unsichtbare Mauer besitzen und ich hätte meinen Fuß dagegen abgeprallt.

„Alles okay?, fragte ihre Freundin uns. „Alles bestens., entgegnete ich. Ich trat in das Haus ein als Akira mir entgegnete ich dürfte hereinkommen, während mich Jessica skeptisch ansah, als hätte ich eine Sünde begangen.

Freundlich und fröhlich sprach Akira: „Fühle dich hier bitte wie zu Hause, hehe!

Ihre Motivation war wohl alltäglich großgeschrieben. Wir setzten uns an den Esstisch und aßen gemeinsam Ramensuppe. Eine leckere Zubereitung mit angenehmer Kochkunst. Eine unangenehme Stille setzte Akira in Panik, weswegen sie sich dazu entschloss, den Fernseher einzuschalten. Es lief eine Dokumentation über Feuersalamander. Sehr interessante Wesen. Jessica behielt ihren skeptischen Blick an mir und Akira versuchte, uns in ein Gespräch zu locken. Mein Wohlgefühl schien sich zu verabschieden und die Tatsache, dass Jessica ein Auge auf mich warf, ließ mich umso unwohler fühlen. Sie war wohl einer der Menschen, die in vieler Hinsicht skeptisch zweifelten. Muss natürlich keine schlechte Eigenschaft sein. Akira wechselte den Fernsehsender und landete auf einem, der Kinderserien laufen ließ. Die beiden schienen viele dieser Kinderserien in ihrer Kindheit geliebt zu haben und sprachen glücklich über die Zeiten, in der sie sich diese Serien gerne ansahen. Ich hatte kaum Gelegenheiten am Gespräch teilzunehmen, da ich eher eine traurige Art von Kindheit erlebt hatte und die Serien dementsprechend nicht kannte.

Gegen etwa 14 Uhr kehrte Akiras Schwester zurück und wir waren gezwungen, nach draußen zu verschwinden. Ich warf einen Blick auf den Wetterbericht und überredete die beiden, zu mir zu kommen, da mir mein Smartphone in etwa einer halben Stunde grelle Sonne versprach. Jessicas Blick wurde immer skeptischer und als wir bei mir angekommen waren, setzten wir uns in das Wohnzimmer. Ich holte einige Brettspiele raus und erklärte den beiden das ein oder andere Brettspiel.

Nach einer gewissen Zeit war Jessica danach, das Badezimmer zu benutzen und ich erklärte ihr den Weg dorthin. Währenddessen war ich mit Akira alleine, und anstatt das Brettspiel weiterzuspielen, hatten wir Blickkontakt und lächelten uns an. Und das war mir seltsamerweise nicht unangenehm. Akira setzte sich ein wenig mehr zu mir. Als sie gerade zu mir kommen wollte, kam Jessica wieder zurück.

„Schöne Badezimmerdekoration, Kenta., sprach sie. Ich bedankte mich etwas unsicher, jedoch ließ ich mir nichts einbilden, da ich mir sicher war, dass ich im Gästebad nichts unmenschliches stehen hatte.

Wir setzten das Spiel fort und nach einer gewissen Zeit warf ich einen Blick auf die Uhr. 22:15 Uhr. Die beiden waren langsam auf dem Weg nach Hause, also begleitete ich sie bis zur Türe. Akira gab mir eine Umarmung und Jessica bat ich ein Handschütteln an. Sie zweifelte offensichtlich daran mir die Hand zu geben, doch als Akira ihr Mut gab, nahm sie es an. Als sie mir die Hand gab, schreckte sie sofort zurück. Irgendwas erschrak sie, als sie mich berührte. Sie sah sehr beunruhigt aus und ging zur Seite. Ich verabschiedete mich verwundert und legte mich schlafen. Vielleicht fiel Jessica meine ungewöhnlich kalte Körpertemperatur auf. Immerhin war Akira auch verwundert, als sie mich zum ersten Mal berührte. Als jagte es ihr fast Angst ein.

Am nächsten Morgen aufgewacht ging ich ins Bad um die Mission meiner Morgenroutine zu vervollständigen. Ich öffnete meinen Schrank um eine neue Zahnpastatube herauszuholen. Anschließend räumte ich meine Wohnung auf und befreite jegliche Schränke von ausgeleerten Blutbeuteln. Gegen 15 Uhr begann es stark zu regnen und der Himmel schien die Sonne wieder sehr versteckt zu halten.

Ich schaltete meine Playlist ein und ließ Piano Fire von DOLKINS laufen. Ein sehr angenehmer und schöner Song.

Gegen etwa 15:45 Uhr klingelte es bei mir zu Hause. Es waren Jessica und Akira. Ich fragte beide, wie sie es in dem Unwetter aushielten, da der Wind mit dem Regen draußen ein Battle Royale spielte.
„Ob Sonne oder Regen, ist doch beides gleich. Oder siehst du das anders, Kenta?“, sprach Jessica. Natürlich jagte sie mir somit einen Schrecken ein, da meine Paranoia nicht ruhig bleiben wollte. „Regen ist schöner, glaube ich.“, entgegnete ich ihr. Und bereute es gleichzeitig. Sie kamen herein und ich bat beide zum Esstisch und schenkte Jessica einen Kaffee und Akira einen Grüntee ein. Sie erzählten mir von einer Schulparty, die bald stattfinden sollte. Jessicas Blick ließ mich nicht in Ruhe, doch ich versuchte, mich auf Akiras Worte zu fokussieren. Es würden viele Klassen dabei sein. Kein guter Platz für mich.

Nach einer detaillierten Erklärung sagte ich trotz der negativen Punkte zu und beide waren relativ schnell wieder nach draußen verschwunden, als sich das Wetter beruhigt hatte. Da die Party schon am nächsten Abend stattfand, packte ich mir jetzt schon mal einen kleinen Rucksack ein. Akira würde dabei sein, das würde schon werden, sprach ich zu mir selbst. Niko soll das Oberkommando für die Party übernehmen, denn er ging bald vom College und würde seine Ausbildung starten. Außerdem soll es neben dem Partyhaus eine freie Strecke geben, an der man an einem kleinen Turnier teilnehmen dürfte. Vermutlich sehr ansprechend für Autoliebhaber. Und da es Nikos Party zu sein schien, ist es auch kein Wunder gewesen, wenn ein Autorennen mit auf dem Party-Plan stände. Niko schien also ein etwas beliebterer Typ gewesen zu sein, der die typischen Interessen als junger Erwachsener absolvieren wollte. Sicher hat er ein paar handvoll Freunde.

Ich packte meinen Rucksack, den ich schon seit Jahren verwendet hatte. Ich packte eine Taschenlampe ein, immerhin könnte man nie wissen, wo man Licht benötigen würde. Auch wenn ich als Vampir nun besser in der Dunkelheit sah. Danach packte ich noch meine Thermoskanne ein, die ich am nächsten Tag einfüllen würde, um meine Selbstkontrolle beizubehalten. Nach einer längeren Suche fand ich auch meine Powerbank, die mir auf der Party höchstwahrscheinlich das Leben meines Smartphones retten würde.

Als ich mit dem Packen fertig wurde, checkte ich meine Mails ab und legte mich schlafen.

bloodlustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt