Epilog

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Drei Monate später...

Ein mir wohl bekannter silbergrauer Kombi fuhr unsere Straße hoch, hielt direkt vor unserer Ausfahrt und wenige Sekunden später klingelte es auch schon an der Tür. Ich fütterte gerade Evy, also bat ich Luke darum, sich um den unangekündigten Besucher zu kümmern. Leicht schmunzelnd nickte er und öffnete Marco, der schon sichtlich ungeduldig wartete.

"Ah. Hallo, Luke", rang er sich eine äußerst distanzierte Begrüßung heraus. Das letzte Mal, dass die beiden miteinander gesprochen hatten, war der Anruf kurz nach Evys Geburt gewesen und ganz offenbar nahm Marco Luke das Gesagte immer noch übel. "Oder sollte ich ab jetzt Ziehpapa sagen?", hängte er nämlich noch an und hielt meinem Freund fies lächelnd die Hand hin. Aber Luke ließ sich dieses Mal nicht provozieren, nicht von so einer billigen Nummer. "Hi, Marco. Musst du nicht, ich bin doch nicht dein Ziehpapa!", grinste er schelmisch. Dann streckte er genauso umständlich seine eigene Hand aus, aber nicht, um die seines Gegenübers zu schütteln, sondern um kurz vor der anderen Hand zu stoppen und stattdessen auf Marcos Einschlagen zu warten. Sichtlich verwirrt und verärgert zog dieser seinen Arm zurück. "Witzig du Schlauberger. Bring mich zu Niki! Du brauchst mich nicht abwimmeln, ich weiß, dass er da ist. Ich will endlich mein Kind sehen. Nach meiner Berechnung müsste es seit diesem oder letztem Monat da sein!"

"'Nach deiner Berechnung', ja?", feixte Luke belustigt, machte dann aber den Weg in den Flur frei. Von Marco kam nur ein verächtliches Schnauben. Rücksichtslos drängte er sich an meinem Partner vorbei und bis zur Küche durch.

Evy war gerade fertig mit Trinken und beruhigend schaukelte ich sie in meinen Armen, als der blonde Mann hereinkam und zwei Meter von mir entfernt anhielt. Ich schaute auf. "Marco."

Sein Blick klebte geradezu gierig auf dem kleinen Körper an meiner Brust. "Es ist ein Mädchen geworden? Das ist ja schön! Wie heißt meine kleine Maus denn?"

"Evangeline", antwortete Luke hinter ihm zufrieden. Es war ein viersilbiger Name wie auch Tiziana, bedeutete so viel wie frohe Botschaft und führte die Tradition leicht ungewöhnlicher Namen fort, die meine Familie angefangen hatte. Außerdem war er lang, kam aus dem Englischen und klang kompliziert, alles Dinge, die Marco an Namen ungemein störten. Spätestens als ich Luke davon erzählt hatte, war er Feuer und Flamme für meinen Vorschlag gewesen. Evangeline. "So wie die Schauspielerin!"

Marcos Gesicht war Gold wert. Als wäre ihm jemand auf die nackten Zehen getreten. "Evangeline...", wiederholte er schließlich mit mäßiger Begeisterung. "Oder kurz Evy", erbarmte ich mich. Damit konnte mein Ex-Partner scheinbar leben. "Und ihr behaltet sie tatsächlich. Hm hm... Wisst ihr was? Das ist okay für mich. Das ist sogar sehr gut. Ich weiß immer wo sie ist und dass es ihr gut geht, besser als bei völlig Fremden!" Er lächelte wieder überlegen und nach einer kurzen Pause fuhr er fort: "Ich will sie gerne öfters sehen, sobald sie alt genug ist. Dreimal im Monat mindestens, am besten über die Wochenenden. Vor ein paar Tagen habe ich mir auch den Hund zugelegt, sie wird ihn sicher lieben!" Ohne eine Antwort von uns zu erwarten, streckte er auffordernd seine Arme aus und nach kurzem Zögern überreichte ich ihm Evy auch. Reichlich ungeschickt nahm er sie an sich, wiegte sie kurz mit einem rührseligen Ausdruck, dann hob er sie auf Augenhöhe an. "Hi Evy. Hey meine Kleine. Weißt du schon, wer ich bin? Ich bin dein Papa!"

Hinter seinem Rücken schnitt Luke mir eine Grimasse. So affig wie Marco sich anstellte, war ich doppelt froh, dass Evy nicht mit ihm aufzuwachsen brauchte. Doch das Beste sollte erst noch kommen! Denn noch während der Mann sie bespaßte, gluckste sie und strampelte mit den Füßen. Marco lächelte: "Guckt, sie mag mich! Ich glaube sogar, sie hat-!" Evy gluckste nochmal und spuckte Marco plötzlich einen mundvoll Milch ins Gesicht, den sie noch nicht ganz herunter geschluckt hatte. Er erstarrte mitten im Satz und schnell nahm ich ihm unser Baby ab, bevor er es vielleicht noch durch seinen Schock fallen ließ. Wie ich mir dabei das Lachen verkneifen konnte, war allerdings ein Wunder! Angewidert wischte Marco sich mit seinen Ärmeln trocken: "Scheiße..."

"Hmm, nein, zum Glück doch nur ein Bäuerchen", kommentierte ich milde und schaffte es, dass Luke nicht mehr an sich halten konnte und laut prusten musste. Stahlblaue Augen durchbohrten mich. "Haha, sehr witzig. Das ist echt widerlich..."

"Was hast du denn erwartet? Dass sie jetzt schon mit dir spricht und spielen wird? Sowas gehört halt mit dazu, wenn man ein Kind großzieht!", belehrte ich ihn fröhlich, während ich Evys kleinen Mund mit ihrem Lätzchen abtupfte. Ihre Hände griffen nach meinen Fingern und hielten sich an ihnen fest. "Und sie ist perfekt, so wie sie ist."

"Hmpf, wenn du meinst. Ich will gar nicht wissen, wie du das den ganzen Tag über aushältst!" Marco schien einfach nicht zu begreifen, wie lächerlich er sich gerade machte! Kam hierher, tat auf "Perfekter Vater" und versagte bei jeder Gelegenheit, mit der er sich hätte beweisen können. Es war eine reine Lachnummer! Vor wenigen Monaten hatte er mir noch gedroht und angekündigt, wie er das Jugendamt nutzen würde, um das Sorgerecht für das Kind zu bekommen, und jetzt machte er so einen Zirkus wegen der einen Minute, die er Evy hatte halten dürfen! "Er ist ja zum Glück nicht alleine", schaltete Luke sich wieder ein, kam zu mir und nahm mich in seine Arme, "Ich hab ihm versprochen, dass ich ihn liebe, egal was passiert und unser Mädchen hat meine Gefühle nur noch verdoppelt. Ein gewisser Jemand hat sich zwar ziemliche Mühe gegeben um zu versuchen, das zu zerstören, aber jetzt ist alles wieder gut. Zusammen schaffen wir das schon, trotz schlafloser Nächte und der einen oder anderen Windel. Stimmt's Niki?"

"Ich hätte es nicht besser sagen können", kicherte ich und küsste ihn rasch. An Marcos Schläfe begann eine Vene zu pochen. "Tch, Klugscheißer! Alle beide! Ich bin trotzdem noch der echte Vater und das könnt ihr mir nicht wegnehmen!", knurrte er böse. Auch darauf hatte Luke lange gewartet, nachdem er sich bei ihrer direkten Auseinandersetzung so leicht hatte provozieren lassen. Gelassen schmunzelte er: "Ja, so sieht es aus. Erinnere mich bitte nochmal daran, wenn die erste Unterhaltszahlung fällig wird!"

Marco rauchte. Stampfend zog er sich aus unserer Küche zurück und schlug laut die Tür hinter sich zu. Evy begann vor Schreck zu weinen und hastig tröstete ich sie. "Jetzt ist er ja wieder weg. Alles gut..."

Plötzlich lachte Luke auf, strich unserer Kleinen über den Kopf und grinste breit. "S-sein Gesicht! Als Evy ihn bekleckert hat! Das-, das war perfekt gewesen! Den werden wir so schnell nicht wieder sehen!"

"Gott sei Dank!", ergänzte ich noch und schmiegte mich an meinen Freund. Dafür bekam ich einen Kuss auf die Wange. "Ich bin so glücklich, dich zu haben, weißt du das Luke?"

Er nickte zufrieden: "Und ich bin froh, einen perfekten Partner wie dich gefunden zu haben!" Evy hatte sich wieder beruhigt und quietschte zustimmend und gleichzeitig grinsten wir. Wir hatten alles richtig gemacht. Nichts, was es zu bereuen gab. Keine verpassten Chancen. Kein Wenn-und-Aber mehr. Endlich war alles wieder gut in unseren Leben und wir würden sicherlich noch sehr sehr lange Zeit glücklich als Familie zusammenleben.

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Und damit geht eine weitere Geschichte zuende. Ich danke euch allen fürs Lesen, Liken und fleißig Kommentieren! Ihr ward überwältigend und eure Unterstützung hat mir gezeigt, dass ich es in Zukunft wagen kann, weitere Geschichten mit eigenen Charakteren anstelle von Youtubern zu schreiben und dass meine Leserzahl nicht unbedingt an solche Shippings geknüpft ist, wie ich es lange befürchtet hatte. Vielen vielen Dank dafür!

Ansonsten wünsche ich euch in zwei Tagen einen guten Rutsch und ein erfolgreiches Jahr 2020! Wir lesen uns, bis bald!

Der Deal (mPreg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt