IV - A tomato a day keept anscheinend nicht den doctor away

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„I'm still standing."
~Elton John

Mein Magenknurren riss mich aus meinem Schlaf. Wie spät mochte es sein?
Ächzend richtete ich mich auf und sah hinaus in den Himmel. Es war schon sehr hell draußen. Vielleicht 11 Uhr?
Egal. Ich ging ins Bad nebenan und wusch mir gründlich das Gesicht. Dann humpelte ich zurück ins Schlafzimmer und zum Kleiderschrank. Endlich konnte ich wieder vernünftige Kleidung tragen. Ich entschied mich für eine Jeans, eine Bluse und einen dunkelgrünen, weiten Wollpullover darüber.
Dann schlurfte ich nach unten, um endlich das Magenknurren zu besiegen. Die Suppe schien noch gut zu sein, also setzte einen Topf auf den Herd, wärmte die Suppe auf und goss mir einige Kellen in eine Schüssel. Den Weg über den Löffel sparte ich mir, stattdessen kippte ich mir die Suppe direkt runter. Erstens war niemand da, der mich hätte schief angucken können und zweitens hatte ich einfach einen zu großen Hunger, um über Etikette nachzudenken. Und wie ich schon mal dabei war goss ich mir noch einen zweiten Teller in den Rachen.
Sie schmeckte ziemlich lecker. Niemals hatte ich die eigenhändig gekocht.

Es klingelte an der Tür. Ich humpelte hinüber und erblickte zu meiner Freude May.
"Hi.", sagte ich erleichtert und umarmte sie zur Begrüßung. "Komm rein." Es fühlte sich merkwürdig an, sie wiederzusehen, aber dennoch war das vertraute Gefühl unserer Freundschaft wieder über mich gekommen. May hatte sich kaum verändert seit meiner Abreise. Sie wirkte alles in allem erwachsener, aber ihr Look war noch derselbe: Sie trug heute ein schwarzes Latzkleid mit einer weißen Bluse darunter. Doch während ihr wahrscheinich sündhaft teurer Mantel sie ziemlich nach einer Anwaltstochter aussehen ließen, ließen die schwarzen Boots und die Piercings am linken Ohr ein wenig Rebellion durchschlagen. Genau das war May!
"Wow." May nahm Mantel und Schal ab und sah sich im Raum um. "Wie früher." Dann blickte sie in die Küche und verstummte.
"Ich weiß." Ich folgte ihrem Blick zum Küchentisch. Ich erinnerte mich daran, wie May, Idris und ich ständig am Küchentisch saßen und versucht hatten, Grandma zu überreden, Pfannkuchen für uns zu machen. "Irgendwie verbinde ich dieses Stück Holz mehr mit ihr als alles andere in diesem Haus." Ich schluckte schwer. " Setzen wir uns ins Wohnzimmer."
Wir ließen uns auf die Sofalandschaft fallen und während ich aus den Fenstern sah, spürte ich genau, wie May mich anstarrte.
"Ich weiß, ich weiß... ich schulde dir eine Erklärung." Ich strich mir nervös durch die Haare. "Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll."
"Naja, wie wäre es mit dem Anfang?", schlug May vor. "Warum bist du zurückgekommen?"
In meinem Hirn bildete sich eine Wand wie aus Milchglas. Ich wusste, dahinter war die Antwort auf diese Frage, aber ich konnte sie beim besten Willen nicht greifen.
"Keine Ahnung. Ich denke, weil ich Zeit hatte, euch zu besuchen."
May nickte, als hätte sie verstanden. "Und was hast du dann hier gemacht?"
"Du meinst, anstatt euch zu besuchen?" Ich musste milde lächeln. "Tut mir Leid, selbst wenn ich das getan habe, kann ich mich nicht erinnern. Meine letzte Erinnerung ist von Freitag Abend, da war ich noch in Deutschland. Vor drei Tagen bin ich am Strand aufgewacht - mit einer Platzwunde am Kopf und einem Schnitt am Bein - und ich kann mich an nichts danach erinnern."
Sie sah mich ungläubig an. Ich konnte sehen, dass sie die Luft anhielt, anscheinend fehlten ihr die Worte - oder sie zögerte, auszusprechen, was sie gerade dachte.
"Ach May, es ist grässlich. Diese Morwenna, die diese drei Tage die Kontrolle über mein Leben hatte, ist weg. Und was sie gesagt, getan und erlebt hat ist mit ihr gegangen und ich muss jetzt irgendwie herauskriegen, was passiert ist."
May beugte sich zu mir vor und legte ihre Hand auf meine. "Ich helfe dir, wenn du das möchtest." Ich atmete laut aus. May Berührung hatte mich aus der Anspannung geholt, derer ich mir bis eben nicht bewusst gewesen war.
"Danke. Wenn du von irgendwem hörst, der mich am Wochenende gesehen hat, sagst du mir bitte Bescheid, okay? Ich kann jeden Anhaltspunkt gebrauchen. Und vor allem muss ich wissen, warum ich mich nicht mehr erinnern kann." Ich drückte Daumen und Zeigefinger auf meine Augen, um den Kopfschmerz zu kompensieren, der sich wieder anbahnte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 07 ⏰

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