Freunde

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Langsam trudelten immer mehr Leute in die Klasse. Alle hatten rote Uhren und ich sah gebannt und wartend auf den Lehrer aufs Pult.
Als er kam, schloss er die Tür hinter sich und alle setzten sich auf ihre Plätze.

Ein Junge mit hellbrauem, kürzerem Haar saß sich schweigend neben mich und zappelte nervös mit dem Fuß.
,,hey" sagte er leise nach einer Weile und ich antwortete nur kleinlaut ,,hallo"
,,ich bin Patrick" lächelte er und schüttelte meine Hand.
Er schien nett und so lächelte ich zurück.
Der Unterricht begann und dauerte lange, viel zu lange. 6 Stunden in einem stickigen, kleinen Raum. Denn die Roten hatten schließlich keinen größeren Raum verdient.

Der Lehrer ging eigenartig mit uns um, er hatte eine graue Uhr und ich war nur froh, dass er nicht einer der Blauen war.
Wäre er einer dieser Klugscheißer, würde er uns behandeln wie ein Stück Dreck. Aber es war unmöglich, denn die Blauen ließen sich nicht so herab. Die meisten arbeiteten nicht mal oder hatten eine hochrangigen Job, bei dem sie eh nichts machen mussten.

In der Pause, hockte ich mit Patrick und noch 2 an einem kleinen Tisch an der Ecke der Mensa.
Das Mädchen, das Lilia hieß wie sich herausstellte, war ziemlich schüchtern und sprach kaum. Ihr Haar war rostrot und ihr Gesichtsausdruck betrübt.
Der Junge, der neben mir saß und Leon hieß kam mir auch ziemlich merkwürdig vor. Er aß still und zitternd sein Essen.

Das Essen war nicht besonders gut und meistens bekamen wir das, was den Blauen nicht schmeckte.
Patrick saß mir gegenüber unf war der Einzige der mit mir redete.
Er hatte vor 3 Tagen seinen Test gemacht und als das Ergebnis rot war, waren alle am Boden zerstört.
Er hielt es nicht für möglich, da alle aus seiner Familie blau waren und er so ein großes Haus und viel Geld besaß.

Er hatte ziemliches Glück, dass er noch bei seinen Eltern wohnen durfte aber es bedrückte ihn ständig im Schatten seines Bruders zu stehen, der ach so perfekt war.
Ich konnte beinahe behaupten ihn zu mögen. Er war eben dem selben Schicksal geweiht wie ich.

Xxx
Mein Wecker klingelte laut und ich schubste ihn genervt von meinem Nachtkästchen.
Ich ging schon 1 einhalb Wochen in diese Schule und mehr als Hänseleien und Verachtung bekam ich nicht.
Aber trotzdem fand ich es nicht all zu schlimm. Wahrscheinlich weil ich nie viel gesagt hatte, sei es als Graue oder als Rote.

Ich hing viel mit Patrick ab, da er anders war als die Anderen oder wahrscheinlich einfach nur, weil er auch ein Roter war.
Louisa ging auch in meine Klasse, sie hielt sich sehr zurück und sprach kaum noch. Nicht mal mehr mit mir. Es betrübte sie sehr, dass sie jetzt zu der unteren Stufe gehörte.
Sie war eben gar kein bisschen selbstbewusst, und das brauchte man heutzutage in dieser Welt.

Die Leute starrten uns ständig komisch an und entweder wir wurden überrannt oder aus dem Weg geschubst.
Keiner nahm Rücksicht auf uns. Nichtmal die Lehrer, denn die teilten unser Schicksal nicht.
Alle Lehrer waren Graue, die der Hohen Stufe aber Blau.
Es gab auch keinen Vertrauenslehrer, dem man von den Problemen erzählen konnte. Sie hielten es nicht für nötig uns zu zu hören.

Wenn es nur eine Farbe wäre(pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt