achtunddreißig

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》Wenn ihr einen Tannenbaum kauft《

Kim Namjoon

Ein Ereignis steht vor euch.
Ein Ereignis, welches sich nur so selten abspielt.
Nur einmal im Jahr kommt es zu diesem Ereignis.
Nur einmal im Jahr könnt ihr diese eine Entscheidung treffen.
Nur einmal im Jahr könnt ihr einen Weihnachtsbaum aussuchen, könnt dadurch die Weihnachtszeit genießen.
In jedem Jahr freut ihr euch auf diesen einen Tag, auf diesen einen Einkauf.
Ihr wollt ihn voll und ganz genießen, wollt wenigstens diesen einen Tag vor dem eigentlichen Fest entspannt und ohne Stress verbringen.
Zeit habt ihr euch für dieses Ereignis genommen, habt euch versprochen den morgigen Tag in Ruhe und Gelassenheit zu verbringen.
Ihr wollt eure Entscheidung gut überdenken, nicht aufgrund von Zeitmangel eine falsche treffen.
Ihr wollt die Meinungen des anderen anhören, sie zu verstehen versuchen und nicht im Streit auseinander gehen.
Ihr wollt an diesem Tag keinen Fehler machen, keine Trauer verspüren.
Für das erste Mal seit Wochen wollt ihr einfach nur glücklich sein, einen freien Kopf haben.
Und auch an dem Abend vor dieser großen Entscheidung wollt ihr eure gemeinsame Zeit genießen, die letzten Vorbereitungen treffen.
Einen passenden Ort für den diesjährigen Tannenbaum müsst ihr in eurer Wohnung noch finden und diesen schließlich ausmessen.
Fast den gesamten Nachmittag habt ihr euch mit dieser Begründung frei genommen, nehmt diesen Anlass, um einen gesamten Abend wieder einmal in Zweisamkeit und völliger Entspannung zu verbringen.
Doch müsst ihr diese Aufgaben auch erledigen, müsst diese Entscheidung vorher treffen.
Eine so einfache Entscheidung müsst ihr treffen, bevor ihr euch auf die restlichen Stunden konzentrieren könnt.

"Vor das Fenster?" fragst du verwirrt nach, als Namjoon dir seinen ersten Vorschlag zeigt.
Mitten vor das große Fenster im Wohnzimmer will er den Tannenbaum stellen, damit den unglaublichen Ausblick auf die Stadt verdecken.
"Abends ist es doch eh dunkel draußen. Da können wir auch den Tannenbaum davorstellen" versucht er seine Meinung zu erklären.
"Und am Tag?"
"Sind wir nicht zu Hause."
Nicht zufrieden bist du mit seiner Antwort, hast nicht mit dieser gerechnet.
Überrascht bist du mit diesen knappen Worten, brauchst einige Sekunden, um dir über den Sinn bewusst zu werden.
"Du...Du hast... keinen Urlaub?" bringst du stotternd hervor.
Seine Augen weiten sich.
Ab dem Weihnachtsfest wolltet ihr bis zu dem ersten Wochenende des neuen Jahrzehnts Urlaub nehmen.
Ihr wolltet eure Gedanken frei bekommen, all die Fehler und Probleme, die in den letzten Wochen eure Beziehung so sehr erschwert haben, aus der Welt schaffen.
Ihr wolltet Abstand von eurer Arbeit nehmen, einander wieder näher kommen.
Ihr wolltet einander in jeder Minute des Tages ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
Du wolltest ihm in jeder Minute des Tages ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
"Ich... Ich" flüstert er, ist sich nicht sicher, was er jetzt sagen soll.
Versprochen habt ihr es euch.
Ihr habt es euch versprochen.
"Tut mir leid" sind seine nächsten Worte.
Mit langsamen Schritten kommt er auf dich zu gelaufen, doch trittst du noch im selben Moment zurück.
Ihr wolltet eure Beziehung wieder richten, sie nicht einfach so auseinander fallen lassen.
"Kannst du... bitte gehen?" murmelst du, brichst den Augenkontakt zu ihm ab.
Mit weit geöffneten Augen starrt er dich für einige Momente still an, bevor er zögerlich nickt.
"Ich mache das wieder gut. Ich verspreche es dir" sind seine letzten Worte, bevor er noch immer zögernd an dir vorbei geht, dass Zimmer darauf verlässt.

Deine Beine geben mit seinem Verlassen des Raumes nach.
Du sackst auf den Boden, kauerst dich dort zusammen.
Deine Beine ziehst du an deinen Körper, legst deine Stirn auf deinen Knien ab.
Alles, was du wolltest, war diese Beziehung retten.
Du liebst Namjoon so sehr.
Du liebst alles an ihm, liebst jeden seiner Fehler.
Und dennoch sind seine Fehler, eure beiden Fehler der Grund, warum zu bezweifeln ist, ob ihr auch noch das nächste Jahrzehnt, das nächste Jahr an einer Seite verbringen werdet.
Eure Fehler sind die Gründe für all die Diskussionen, all die Auseinandersetzungen, die ihr in den letzten Wochen hattet.
Alleine ihr seid an dem Zerfall eurer Beziehung Schuld.
Und alleine ihr könnt sie wieder retten.
Ich verspreche es dir.
Leise schluchzt du auf, versuchst seine Aussprache dieser Worte aus deinem Kopf zu treiben.
In keiner Weise klingen diese Worte wie eine Lüge.
Noch nie hast du Worte mehr geglaubt, als diese.
Und dennoch musstest du in den letzten Wochen so oft erleben, wie sich diese vier Worte in eine Lüge entwickelten.
So viel hat er dir versprochen, so wenige dieser Versprechen hat er wirklich gehalten.
Ein Seufzen verlässt deinen Körper, langsam hebst du deinen Blick wieder und siehst aus dem großen Fenster, vor welchem Namjoon vor wenigen Minuten noch stand und dir seine Idee zeigte.
Dein Blick fliegt über die Umgebung, die du von dieser Punkt aus sehen kannst.
Noch nicht lange lebt ihr in dieser Wohnung, noch nicht lange lebst du in dieser Nachbarschaft.
Sie fühlt sich nicht wie dein Zuhause an.
Und dennoch hast du dich darauf eingelassen, bist mit ihm zusammengezogen.
Er hat diese Nachbarschaft, diese Wohnung zu deinem Zuhause gemacht.
Denn er ist deine Familie, er ist dein Zuhause.
Mit diesem Gedanken stehst du wieder auf, stellst dich wieder auf deine Beine.
Du siehst um dich, hältst nach dem Maßband Ausschau, welches irgendwo in diesem Zimmer liegt.
Alles wirst du tun, um ihn nicht zu verlieren.
Wird er nach Weihnachten arbeiten, wirst du ihn unterstützen, wo du kannst.
Du wirst persönlich dafür sorgen, dass die wenigen Momente, dir ihr gemeinsam verbringen werdet, mit Glücksgefühlen gefüllt sein werden.
Du wirst nicht einfach so aufgeben.
Du wirst ihn nicht einfach so aufgeben.

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