Fünf

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Verzweifelt saß ich vor unserem Haus und dachte scharf nach wen ich anrufen könnte. Ich konnte keinen aus meiner Familie anrufen, denn ich wusste genau, dass uns keiner helfen würde. Sie hatten schon damals als meine Eltern am Leben waren uns den Rücken zugekehrt und nach deren Tod stand uns auch keiner von ihnen bei.
Ich könnte Dila anrufen. Sie war die einzige die ich in einem solchen Moment anrufen könnte. Ich wollte keinem Vertrauen, ich durfte keinem Vertrauen. Die Menschen waren herzlos.
Ich hasste es einfach schon seit meiner Kindheit auf andere Menschen angewiesen zu sein. Ich fühlte mich einfach wie eine Last. Wäre ich alleine in diesem Zustand würde ich in irgendein Hotel und schauen wie ich weiterleben würde. Allerdings dürfte ich das Aras nicht antun. Er war noch zu jung. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und dann wieder aus.
„Aras, ich rufe jetzt Dila an und frage sie, ob wir bei ihr bleiben können, okay?" Ich brauchte die Zustimmung meines Bruders. Ich dürfte ihn nicht irgendwohin mitschleppen, wo er eigentlich nicht sein wollte. Aras sah mich skeptisch an und nickte nur. Ich schluckte schwer. Es zerbrach einfach mein Herz. Wer hätte denn jemals gedacht, dass wir in einem solchen Zustand enden würden.
Ich holte mein Handy raus und wählte die Nummer von Dila.

Nachdem wir bei Dila ankamen, stiegen wir gemeinsam mit Aras aus. Wenigstens hatte ich noch mein Auto. Es war schon abbezahlt und stand unter meinem Eigentum.
Wie sagt man so schön, man sollte im schlechten immer das Gute sehen. Dies versuchte ich. So gut es mir auch nur gelang.
Mit Aras in der Hand lief ich auf die kleine Wohnung von Dila und ihrer Familie zu.
Mein einziger Gedanke war es, so schnell wie möglich aus dieser Wohnung wieder zu gehen.
Sie hatten sowieso keine große Wohnung und waren eine fünfköpfige Familie, wo wir einfach eine sehr große Last wären.
Meine zitternde Hand ging zur Klingel und betätigte diese.
Im nächsten Moment wurde die Tür von Dila geöffnet, sofort zog sie uns rein und umarmte mich.
„Nicht jetzt Dila, bitte", flehte ich sie leise an, sodass nur sie dies hörte. Sie verstand mich sofort und ließ mich los. Sie wandte sich an Aras und küsste ihn auf die Wangen.
Auch die Familie von Dila empfang uns freundlich. Dila's Mutter war wie eine zweite Mutter für mich. Auch sie kümmerte sich seit dem Tod meiner Eltern um uns. Sie hatte mich schon tausend mal darum gebeten, dass wir bei ihnen bleiben, allerdings lehnte ich es freundlich ab. Jetzt siehe da wo wir stehen.

Aras war im Zimmer von Dila's achtjährigen Schwester und sie spielten gemeinsam.
Dila und ich zogen uns im Zimmer von Dila zurück und sofort brach ich zusammen. Ich weinte mir die Seele aus dem Leib und zitterte stark.
Alles was wir durchmachten nahm mich einfach zu sehr mit. Es tat mir schrecklich im Herzen weh.
Nach dem Tod meiner Eltern kam alles auf einmal und ich wusste nicht, wie ich alles alleine überstehen sollte. Manchmal dachte ich mir einfach, dass wenn Aras nicht bei mir wäre, dass ich allem schon ein Ende gesetzt hätte. Aras war die letzte Hoffnung die mich am Leben hielt.
Mein Sonnenschein. Es tat mir so schrecklich Leid, dass ich eine schlechte Schwester bin.
Ich tat alles was ich machen konnte, aber ich scheiterte immer wieder. Nichts half uns weiter. Es schmerzte. Ich konnte diesen Schmerz nicht einmal in Worte fassen, so sehr schmerzte es.
Ich hoffte einfach auf gute Tage. Ich hoffte es so sehr.
Lange weinte ich in den Armen von meiner Seelenverwandten und nach einer Zeit versuchte ich ihr meine Gefühle zu erklären, aber es gelang mir nicht. Es waren keine Schmerzen, die ich in Worte fassen konnte.

Gegen Abend machte ich Aras und mich bettfertig und kontrollierte nochmal die Tasche von Aras, ob er auch alles was er für die Schule benötigte hatte. Nachdem ich soweit war legte ich mich neben Aras. Er sah mich mit seinen grünen Augen traurig an. Ich lächelte ihn schwach an und küsste ihn sanft auf die Wange.

„Es tut mir Leid. Es tut mir schrecklich Leid, mein Sonnenschein. Ich weiß es sind keine leichten Tage, ich weiß auch, dass dich alles mitnimmt, aber glaube mir es wird alles ein Ende haben. Gott ist groß. Er wird uns helfen. Wir werden wieder schöne Tage haben. Wir werden gemeinsam lachen und werden unendlich glücklich sein. Wir müssen nur bisschen durchhalten. Ich versuche alles wieder gerade zu biegen, okay? Egal was ist, ich bin immer an deiner Seite. Ich werde immer deine Hand halten und sie nie loslassen, vertraue mir. Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt. Du bist das einzig wertvolle auf dieser Welt. Solange ich bei dir bin, wird dir nichts schlechtes zustoßen. Dafür werde ich sorgen!"

Für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt