Ungeduldig saß ich auf der Bank und sah jede zehn Sekunden auf meine Armbanduhr.
Wo blieb er? Wir hatten uns auf 14 Uhr geeinigt. Wir hatten schon fast 15 Uhr und er war immer noch nicht in Sichtweite. Ich schrieb ihm nochmals eine Nachricht, allerdings schrieb er wie erwartet nicht zurück. Ich hatte ihm schon mehrere Nachrichten zugeschickt. Es wurde mir allmählich zu kalt, weshalb ich mich entschied zurück in die Wohnung von Dila zu laufen.
Ich stand von der Bank auf und bewegte mich fort.
Während ich dabei war zu gehen, sah ich dauernd auf mein Handy. Allerdings hatte ich keine Nachricht erhalten.
Wie unhöflich, dachte ich mir. Er könnte auch Bescheid geben, wenn er nicht kommen kann. Dann müsste ich nicht in dieser Kälte eine Stunde auf ihn warten. Es verletzte mich etwas. Nicht die Tatsache, dass er mich versetzt hatte verletzte mich. Nein. Es war ja schließlich kein Date.
Es verletzte mich einfach, dass er meine Sorge um meinen jüngeren Bruder nicht ernst nahm.
Okay Liya, woher soll er denn wissen, in was für einer Situation du dich befindest? Er ist ein Fremder. Ein Fremder, der deinem Bruder näher steht als gewöhnlich.
Die Tatsache, dass Aras mit ihm sprach, allerdings nicht mit mir machte mich verrückt.
„Liya!", rief jemand hinter mir her, weshalb ich aus meinen Gedanken gerissen wurde und mich umdrehte. Da stand er. Er atmete unregelmäßig und sah mich mit einem entschuldigenden lächeln an. „Tut mir Leid, dass ich dich so lange warten lassen habe. Mir ist etwas wichtiges dazwischen gekommen." Ich nickte nur abwesend. „Kein Problem",entgegnete ich ihm.
„Wollen wir uns in ein Café setzen? Dir ist bestimmt von dem ganzen warten kalt geworden." - „Ja, wäre mir auch lieber." Er nickte zufrieden und somit liefen wir gemeinsam schweigend in ein Café, welches sich in der Nähe befand. Im Café angekommen, setzten wir uns etwas abseits und bestellten unsere Kaffees.
„Wie geht es dir?", fragte Yavuz mich. Ich sah ihn leicht lächelnd an. „Gut, danke der Nachfrage und dir?", stellte ich ihm die Gegenfrage. „Auch gut", antwortete er knapp.
„Also ich möchte nicht um den heißen Brei reden. Soweit ich mitbekommen habe, machst du gerade eine etwas schwierigere Phase durch..", kurz stoppte Yavuz und sah mich mit einem vertrauensvollen Blick an. Ich wandte meinen Blick ab und sah aus dem Fenster raus. „Ich möchte dir nicht zu nahe treten, Liya. An dem Tag wo du in Ohnmacht gefallen bist und im Krankenhaus lagst war Aras bei uns zuhause. Ich hatte keine böse Absicht. Ich wusste einfach zu diesem Zeitpunkt nicht, wie ich handeln soll. Er war auch keine Sekunde unbeaufsichtigt. Ich habe paar Stunden mit Aras verbracht. Er hat minutenlang geweint. Weder ich noch meine Mutter konnten ihn trösten. Er hat kaum geredet, weshalb wir keine Infos bekommen haben. Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht. Ich konnte schon ahnen, dass es sich um einen Tod handelt, da ich euch aus dem Friedhof laufen gesehen habe. Ich habe die ganze Zeit auf Aras eingeredet. Ich habe ihm vieles erzählt, damit er sich beruhigt. Am Ende habe ich es auch geschafft. Im Nachhinein habe ich ihm einfache Fragen gestellt, welche er mit einem Nicken bestätigen konnte. Gegen Ende habe ich ihm Fragen gestellt, wo er dazu gezwungen war mir zu antworten. Es waren keine Fragen zum Vorfall, sondern um seine Lieblingssuperhelden und ähnliches. Gegen Ende hat er sich mir gegenüber selber geöffnet. Er hat von eurem Verlust erzählt und von seiner Angst auch dich zu verlieren. Er hat mir so viel von dir erzählt. Die Liebe zu dir. Die Liebe zu euren Eltern. Er beschuldigt sich selber, dass du an dem Tag in Ohnmacht gefallen bist. Deswegen möchte er dich nicht noch mehr verletzen. Ich gehe stark davon aus, dass er deswegen nicht mit dir redet. Er hat auch mit meinen Eltern gesprochen."
Ich wischte die kommenden Tränen weg und versuchte mich zu beherrschen.
„Er mag euch", sprach ich und sah Yavuz an. „Ich danke dir, dass du an dem Tag Aras nicht alleine gelassen hast. Ich denke er hat das gebraucht. Er war zuvor die Wochen nur in seinem Zimmer. Er hat nur mich zu Gesicht bekommen. Es hat ihn bestimmt schon genervt. Ich habe einfach versucht eine gute Schwester zu sein, ich habe es einfach nicht hinbekommen. Ich tu ihm nicht mal halbwegs so gut wie..-", bevor ich weitersprechen konnte fiel mit Yavuz ins Wort.
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Für immer
RomanceJeder hat in seinem Leben ein Wendepunkt. Dieser Wendepunkt kann das Leben einer Person positiv oder negativ verändern. Wie geht man überhaupt damit um, wenn plötzlich die Menschen weg sind, die man jeden Tag bei sich hatte und die man über alles ge...