Magnus

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Mein lieber Alexander,

verzeihen Sie mir bitte, dass ich nicht eher schreiben konnte, es war mir nicht möglich.
In der stillen Hoffnung, dass Sie meine Erklärung lesen werden, werde ich Sie nun ausführen.

Als Ihr Brief mich mit Ihrem Geständnis erreicht hat, musste ich tatsächlich eine Weile darüber nachdenken und ich habe einige Tage gewartet, bis ich es gewagt habe, Ihr Foto anzusehen. Zu groß war die Angst, enttäuscht zu sein, denn auch ich bin nur ein Mensch Alexander.

Eines Abends habe ich genau wie Sie, mehrere Drinks genossen und mir Mut angetrunken. Mit laut klopfendem Herzen habe ich dann  endlich ihr Bild aus dem Umschlag gezogen und es lange betrachtet. Ich war und bin es noch, überwältigt von Ihrem Anblick. Wenn Sie erlauben, wage ich es zu behaupten, Sie sind perfekt und der schönste Mann, den ich jemals erblicken durfte. Genau wie Sie, musste ich immer wieder auf Ihre Lippen sehen und ich habe mir vorgestellt, Sie zu küssen. Meine Gedanken haben sich verselbständigt und ich habe an Dinge gedacht, die mich im nüchternen Zustand erröten lassen.
Auch diese Tatsache mögen Sie mir verzeihen.
Ich habe mit mir gehadert, Ihnen zu antworten, denn ich wusste nicht, ob ich die richtigen Worte finden würde. Niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet mir das einmal passieren würde.

Alexander, ich mag Sie sehr und ebenso wie Sie, liegt es nicht nur am ihrem Aussehen. Es liegt an Ihrer Person, Ihrem Charakter und wie Sie schreiben. Jedes Mal berühren Sie meine Seele mit Ihren Worten und das ist so wertvoll und kostbar.

Gerade als ich mich dazu durchgerungen habe, Ihnen endlich zu antworten und Ihnen Ihre Ängste und Sorgen zu nehmen, passierte das Unvorstellbare. Die anonymen Anrufe häuften sich und meine Ohren vernahmen Geräusche, die mich in Schrecken versetzt haben. Ich habe darüber nachgedacht, die Polizei einzuschalten, aber was hätte ich schon sagen können? Das ich Geräusche höre und um meine Sicherheit besorgt bin, wegen einiger Briefe und Anrufe? Niemals hätten sie mich ernst genommen und so habe ich es verworfen.

Meine Nächte waren unruhig und schlaflos und ich lag mit rasendem Herztönen wach in meinem Bett, als ich wieder unerklärliche Geräusche hörte. Ich tat es ab, als Produkt meiner Fantasie aber nach einer Weile konnte ich es nicht mehr ignorieren und habe es gewagt, aus meinem Bett zu steigen und nachzusehen.

Der Anblick, der mich erwartete, hat mir schier den Atem geraubt. In meinem Arbeitszimmer stand ein fremder Mann, ganz in schwarz gekleidet. Er durchwühlte meine Unterlagen, kramte sich durch persönliche Dinge und als ich ihn mit den Briefen, die ich von Ihnen erhalten habe, gesehen habe, hat mein Verstand ausgesetzt und ich habe mich auf ihn gestürzt. Es ist mir mehr als unangenehm, zugeben zu müssen, dass nicht der Mann mich verletzt hat, sondern ich selbst es war. Bei meinem Angriff auf ihn, stürzte ich über einen Beistelltisch und fiel unglücklich auf meinen rechten Arm.

Der Fremde erschrak so sehr, dass er sofort flüchtete und nachdem ich unter großen Schmerzen endlich mein Telefon erreichen konnte, rief ich die Polizei, welche zum meinem Glück, sofort kam und den Einbrecher wenige Meter von meinem Haus entfernt, Dingfest machen konnte. Es war tatsächlich ein gestörter Fan, der sich erhofft hatte, in meinen Unterlagen die Fortsetzung zu finden und zu lesen.
Das bringt mich zu der Frage, was gibt es für Menschen auf dieser Welt. Ich habe es so satt, mich solchen Dingen auszuliefern.

Mein Arm hat neben meinem angekratztem Ego, den größten Schaden abbekommen. Leider habe ich ihn mir gebrochen und das es ausgerechnet der rechte ist, konnte ich eine Weile nicht schreiben. Sicher hätte ich meine Sekretärin anweisen können, Ihnen in meinem Namen zu schreiben, aber ich wollte Sie nicht verunsichern und unsere Briefe sind einfach zu intim, als das sie für fremde Augen bestimmt wären.
Mittlerweile ist zumindest mein Handgelenk wieder freigelegt und ich kann wieder mit einem Stift umgehen. Ich hoffe, Sie sind mir noch gewogen und verzeihen mir die vergangene Zeit.

Eines hat mir das Alles gezeigt. Ich bin mir selbst fremd geworden, bin der geworden, der ich nie werden wollte. Ich belüge mich selbst und habe Angst vor der Liebe, weil alles irgendwann vergeht. Trotzdem ist mir klar geworden, dass Einsamkeit der Seele nur noch mehr schadet.

Alexander, sind wir nicht alle auf der Suche nach dem Besonderen? Ich möchte mich nicht mehr verstecken, möchte Ihrer Stimme lauschen und mich endlich wieder öffnen. Deswegen möchte ich fragen, ob ihr Angebot noch gültig ist? Ich würde Sie gerne besuchen, Ihnen in die Augen sehen, Ihre Welt betrachten und mich darin verlieren.

Bitte antworten Sie mir schnell und verzeihen Sie mir.
Magnus

Written Letters  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt