Kapitel 5 - Ankunft in Aminion Teil 1

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Ich fiel. Mit dem Kopf voran. Immer schneller ins Nichts und ganz plötzlich sah ich ein Licht am Ende der Dunkelheit. Ich legte meine Flügel instinktiv an und schoss in die Tiefe. Ein berauschendes Gefühl umfang mich, doch ich empfand keine Angst, kein Unbehagen. Ich fühlte die Freiheit des Fallens, meine Ungebundene Seele, die gar einen neuen Körper schuf. Das Licht kam rasend schnell näher. Und ehe ich mich versah war ich in eine Erdatmosphäre eingedrungen. Zuerst sah ich nur Blau. Meer. Dann als ich näher kam bildeten sich Umrisse von Kontinenten, doch es waren nicht die Umrisse der Erde, die würde ich erkennen. Diese unbekannte Welt lag in einem großen Schatten. Ein Blick aus der Richtung woher ich kam verriet mir das auch hier eine Sonnenfinsternis war. Und ich erkannte, dass die Sonnenfinsternis ein Tor durch Welten, Raum und Zeit war. Ich begriff das zwar, aber ich realisierte es nicht. Ich fiel weiter. Stetig auf das Meer zu. Bis ich eine Insel erblickte, die unfassbar schnell größer wurde. Die Insel wurde immer größer bis sie die halb Größe von Australien erreichte. Erst jetzt machten sich mulmige Gefühle in meinem Bauch zu schaffen. Voller Furcht zu sehen, das ich mitten in eine Stadt abstürzen würde, bereitete ich meine Flügel aus und wurde je von meinem Sturz abgefangen. Ich glitt nun sanft Richtung Boden und berührte ihn nur wenige Minuten später mit nackten Füßen. Leider war die Wucht meiner Landung und die Anziehungskraft dieser Erde noch ungewohnt weshalb ich mit einem Knie einknickte und ich meinen Fall mit meiner Hand stoppen musste. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich mit Nichts außer einem Knielangen weißen Kleid gekleidet war. Augenblicklich richtete ich mich auf und schämte mich für meine leichte Bekleidung. Ich war auf einem glatt polierten Felsen in Mitten eines großen Hofes gelandet, in dem eine Menge Leute standen. Rechts und Links von mir befanden sich zwei junge Männer. Ebenfalls in schneeweißen Hosen und jeweils ein prächtiges Paar Flügel auf dem Rücken. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust um mich von den gaffenden Blicken der Menge zu schützen. Offensichtlich waren auch die jungen Männer neben mir verwirrt und beschämt denn auch sie versuchten ihren Nackten Oberkörper vor den Blicken der Damen vor allem zu schützen. Die Menge begann zu raunen und zu tuscheln und warfen uns allen bewundernde Blicke zu. Ich versuchte meine Nervosität in Zaum zu halten und schaute mich um, um mich zu vergewissern wo ich eigentlich war. Die Sonnenfinsternis ging soeben zu ende und Mond und Sonne gingen wieder ihren eigenen Weg. Wir geflügelten Standen auf einer Art erhöhtem Platz, einer Bühne. Vor der Bühne standen Soldaten, die dafür sorgten dass die Menschen nicht auf die Bühne steigen konnte. Vor uns waren viele fremd aussehende Menschen, die ganz verschieden gekleidet waren. Einige trugen edle Sachen: feines Leder, Stiefel, Mantel, Schwerter, Dolche, Taschen. Andere waren eher schäbig gekleidet: Grauer zerfetzter Mantel, Stoffkleidungen, welche um den Körper gewickelt waren, Barfuß oder mit zertretenen Schuhen.

Der Hof auf dem ich gelandet war, war riesig. Es war nicht mal ein richtiger Hof sondern eher ein Schauplatz, mit viel Platz für viele Leute. Rings um den Platz waren Häuser aus denen ebenfalls Leute neugierig aus den Fenstern starrten. Hin und wieder stand ein Baum zwischen den Leuten. Wenn man genau hinsah konnte man kleine Gesichter von Kindern entdecken die sich dort oben versteckt hielten. Der Boden war mit riesigen Steinplatten belegt. Eine Art riesige Pflastersteine. Jetzt schaute ich mir die beiden Jungen neben mir an. Der eine hatte braunes Haar und einen dunklen Teint, aber er schien sich einigermaßen wohl in seiner Haut zu fühlen. Der andere war hellhäutig und hatte pechschwarze Haare. Beide kamen mir bekannt vor. Aber ich wusste nicht mehr woher sie mir so bekannt vorkamen.

Plötzlich ertönten Rufe: " Platz da! Macht Platz für den König und seine Garde! Hey! Geht aus dem Weg!!" Aus der Ferne war wildes Grollen zu hören. Die Menschen blickten gen Himmel und drängten sich weiter an die Seite um in der Mitte genügend Platz zu lassen. Auch ich blickte nun nach oben. Weit über uns konnte ich fliegende Geschöpf ausmachen. Sieben kleinere und vier größere. Die größeren waren eindeutig Drachen. Das konnte ich klar daran ausmachen wie sie sich bewegten und ab und zu einen Feuerstoß abfeuerten um sich gegenseitig zu triezen. Als die Wesen näher kamen, erkannt ich auch die Kleineren Geschöpfe. Es waren Greife. Ein Wesen, ein Mischling aus Löwe und Adler. Vier Beine, Einen Schwanz mit Federn am Ende statt Haaren, Ein Adlerkopf mit spitzem Schnabel,, scharfe Greifzangen statt Pranken. Zwei wunderschönen braun-rote Flügel die in der Sonne leicht golden glänzte. Wie auf einem unsichtbaren Befehl hin stürzten sich die Greife mit ihren Reitern in Richtung Boden, landeten Ringförmig und bildeten somit einen Kreis. In der Luft hatten diese Wesen klein aus gesehen, doch jetzt am Boden, erkannte ich ihre Wahre Größe. Als der ein Reiter abstieg, weil er etwas verloren hatte, war sein Kopf auf der Höhe der Schulter des Greifen. Als der Reiter wieder auf seinem Greifen saß, setzten sich die Drachen in einen gleichmäßigen Sinkflug und landeten würdevoll in dem Kreis aus Greifen. Als die Drachenreiter abstiegen, verbeugte sich die Menge vor ihnen. Die Drachenreiter, welche Wohl von Hohem Range waren wurden von den Reitern der Greifen in ein zentrales nah liegendes Haus geführt, welches einen Direkten Blick auf uns bot. Das Tuscheln der Menge hob an als die hohen Leute ins Haus geführt wurden und senkte sich als diese wieder auf einem Balkon hervortraten. Es waren ein Mann ungefähr dreißig Jahren, einer Frau in etwa dem gleichen Alter und zwei Mädchen, die offensichtlich Zwillinge waren und etwas Jünger als ich. Jeder von ihnen trug einen Krone auf dem Kopf und trugen edle und sehr kostbare Kleidung, mit vielen kleinen Edelsteinen und Kristallen. Offenbar war dies die Königsfamilie. Als die Königsfamilie auf dem Balkon Platz genommen hatte, zischte ein Schatten über die Menge und entlockte dem ein oder anderen einen kleinen Aufschrei. Der Schatten war viel kleiner als die Greifen und zeigte keine Art von Bedrohung. Er flog ein Paar Mal über uns drüber und drehte den ein oder anderen Looping. Schließlich landete der Schatten in dem Kreis den die Greifen gebildete hatten und entpuppte sich als in die Jahre gekommener älterer Mann in einem weiß-grauen Gewand .Das Gewand wurde von einem prachtvollen Gürtel gehalten und an seiner Seite trug er ein Schwert. Sobald er gelandet war verbeugte er sich vor der Königsfamilie und machte sich dann auf direktem Weg zu der Bühne auf der ich und die anderen beiden standen. Ehrfurchtsvoll machten die Leuten Platz und waren so still, dass man das träge Schleifen seiner Flügel auf den Boden hörte. Nach einer Weile kam er endlich bei der Bühne an und erklomm die Treppen hinauf. Jetzt stand er vor uns. Er hatte lange Haare von brauner Farbe mit feinen Grauen Strähnen. Seine Flügel waren Silbergrau und glänzten gepflegt und wirkten sehr stark und muskulös. Er betrachtet uns einem nach dem anderen. Dann drehte er sich der Menge zu und rief laut: " Bürger von Aminion, ich präsentiere euch: Die Anwärter der Königswache!". Die Menge jubelte und kreischte begeistert. Während die Leute so laut waren wandte sich der Mann zu uns und sagte: " Willkommen in Aminion. Ich bin Master Morice und derzeitiger erster Wächter des Königs und der Hauptstadt." 

Geschichten aus Aminion - Die KönigswächterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt