Kᴀᴘɪᴛᴇʟ 2

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Wie gut fühlt es sich an, jemanden zu haben der dich versteht? Jemand der dich versteht, ohne wenn und aber. So einer scheint Raphael zu sein, er versteht mich denn er hat sogut wie alles erlebt, was auch ich erlebt habe.

Ein Alkoholsüchtiger Vater und eine mit der Zeit Drogenabhängig werdende Mama, die ihr Interesse an Kindern total verliert. Raphael scheint genau so Gefühlstot zu sein wie ich - schön nicht mehr alleine zu sein.

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Die erste Nacht im Heim verläuft schrecklich, nicht ein Auge habe ich zubekommen, die ganze Nacht lang nicht. Um 7 Uhr werden wir geweckt - zum frühstücken. Viele werden außerhalb unterrichtet, ich jedoch hier und werde im Gruppen Raum Unterrichtet, wie auch Raphael den ich mach dem Frühstück dort antreffe. Stumm setze ich mich mit Block und Stift an den Tisch und blicke nach vorne. Raphael mag zwar schon 2 Jahre älter sein als ich, jedoch ist er trotzdem erst 10. Er wirkt äußerlich tot, wie ich von Gesprächen gehört habe ist er der, der immer alleine saß und spielte oder einfach nur stumm da sass. Aber als ich gerade in den Raum kam, zauberte ich ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen was mich leicht verstören mag. „Hast du gut geschlafen?", fragt er und stoßt mich etwas mit seinen Ellenbogen. „Nein".

Früh sind bei mir Depressionen diagnostiziert worden - durch meine Oma die ermordet aufgefunden wurde wirkte die Sache noch um einiges schlimmer, geholfen hat jedoch nie jemand. Alleine habe ich mich immer gefühlt.
Levin, mein kleiner Bruder. Morgens.
Ich war die erste die wach war um Levin für den Kindergarten startklar zu machen, lange ging das nicht denn wir wurden unserem zu Hause entrissen - er wurde mir entrissen.

Doch trotz allem was passiert ist, ein kleiner Hoffnungsschimmer ist vorhanden und ich hab keine Ahnung woher der kommt.

Die ersten zwei Stunden Mathe überleben ich und er knapp, die halbe Stunde Pause nützen wir dann um zu plaudern. „Weißt du", sagt Raphael und Legt ein vollgeschriebenes Blatt Papier auf den Tisch. „Mein Traum ist es Rapper zu werden".
Stumm blicke ich ihn an - sein Ernst. Nach einen kurzen Blick auf den Text muss ich zugeben, dieser scheint nicht so schlecht mit jedoch 10 Jahren wird er es nicht weit schaffen.

Jedoch muss man nicht immer unfreundlich oder ehrlich sein - meinen Blick widme ich vom Blatt zu ihm und lächele ihn gezwungen an. „Du schaffst das sicher", sage ich und klopfe ihm auf die Schulter. Ehrlich gesagt, er ist vom Charakter her stark, er hat Potential. Außerdem setzt er sich durch und gewisse Aggressivität sieht man ihm an. Der bringt es sicher weit an der Stimme muss er trotzdem üben - ob er will oder nicht.

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Die Zeit in diesem Heim vergeht extrem langsam, immer wieder gehen Kinder diese werden adoptiert. Ich und Raphael bleiben jedoch, egal wer kommt. Wir sind wohl nicht die Kinder, die man sich gerade wünscht. Die fröhlichen Gesichter der zu sehen, die adoptiert wurden, bringen mich zum kotzen.

Hier herrschen strikte Regeln, auf die ich sehr gut klar komme - Raphael, der viel länger hier ist als ich jedoch nicht. Zu Hause war es viel schlimmer, da hatte ich noch Levin zu betreuen, was mir aber keine grosse Last war. Immer essen zu finden, was ich nur ihm anbieten konnte führte jedoch dazu das ich extrem abnahm und im Untergewicht landete. Also bekomme ich hier extra Mahlzeiten, das doppelte als die anderen - extrem ungerecht nicht wahr?
Mittlerweile hat sich das Problem wieder geregelt - ich habe zugenommen.
Ob ich mich hier nach nem Monat wohl fühle ? - Nein :).

Am liebsten würde ich die Zeit überspringen oder einfach schlafen, mein Leben lang.

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Ich und Raphael ergänzen uns - fühlt sich jedenfalls so an.
Überall wo er gewisse Schwierigkeiten hat, helfe ich - genau so umgekehrt.
Raphael wohnt schon seit seiner Geburt hier in Wien, ich jedoch wohnte zuerst in der Türkei, für exakt 3 Jahre. Danach zog ich hier her. Mein Leben war nicht immer so schlimm, Mama hatte Papa und sie waren glücklich zusammen - bis er einen Tumor bekam und 1 Jahr später schon daran Starb. Mama litt sehr darunter woraufhin sie sich fallen lies und einen gewalttätigen Alkoholiker als Freund nahm einer hier aus Wien.

Da Levin und ich auch ein Opfer seiner Taten wurden - fing ich an das Vertrauen an Menschen zu verlieren, genauer gesagt an die in meiner Umgebung - an die in Wien. Bei Raphael jedoch, dachte ich nicht er sei von hier. Wohlmöglich liegt das einfach nicht an Ort, schätze ich.

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Zusammen mit Raphael sitze ich in einem großen Raum mit viel Krimskrams. Wir basteln zusammen einen Türkranz - während er im Radio passende Musik sucht. „Mein Lieblingssender ist KissFM", sagt er und klickt an den Tasten herum. „Dort hör ich immer meinen lieblingsrapper", teilt er mit und setzt sich zu mir nachdem er den Sender gefunden hat. „Achja?", frage ich und hebe meine Augenbrauen. „Wer is es denn?"
„Bushido", antwortet er und widmet sich unserem Kranz auf den er ein goldenen Glitzersternchen steckt. Kenn ich nicht - nur durch Raphael stieg ich in dieses „Business" etwas ein, wirklich tief drin bin ich nicht.
Ich weiß nicht welcher rapper gerade angesagt ist, wozu auch?

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Nɪᴇ ᴡɪᴇᴅᴇʀ ᴏʜɴᴇ ᴅɪᴄʜ || FF capisxbra Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt