Kᴀᴘɪᴛᴇʟ 4

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„Durch deine dummen Drogen Angelegenheiten werden wir beide in große Schwierigkeiten kommen!", schreie ich wütend nachdem ich Raphael wieder auf der Straße auffinden musste, mit seinen ach so coolen Freunden. „Du bist viel zu brav für Wien", sagt er lächelnd während ich vor ihm her laufe.
„Wir dir das irgendwann in den Kopf gehen Raphael?", frage ich laut und deute auf meinen Kopf. „Was ist aus dir geworden", mit beiden Händen zeige ich auf seinen Körper.

Natürlich meine ich nicht wirklich seinen Körper. Raphael ist viel größer und breiter geworden, er trainiert sehr viel weswegen seine Arme trainiert aussehen aber es hält sich in Grenzen, was erwartet man auch von einem 14 jährigen.

„Seit einem Jahr steckst du in dieser scheisse, wann realisierst du das, dass unnötig ist?", frage ich und bleibe empört vor ihm stehen.
„Bruder entspann dich", sagt er und läuft entspannt an mir weiter während sich die Wut in mir anbaut.
„Du redest du unverschämt, bist laut, frech und hast keine Manieren mehr! Was ist aus dir geworden!", rufe ich im hinterher mit erhobenen Armen.
„Ich bin nicht mehr dieses kleine depressive Stück Dreck!", schreit er direkt in mein Gesicht als er sich zu mir dreht und erweckt damit die volle Aufmerksamkeit der Leute im Park.
Als ich mich beschämt umblicke bemerkt auch er die Blicke der verwirrten Menschen bevor er sich entspannt und weiter geht.
Für den ersten Moment folge ich ihm stumm.
„Aber du warst brav, seitdem du mit diesen Leuten abhängst verlierst du deinen Respekt mein Junge!", sage ich und packe wieder seine Hand weswegen wir wieder zum stehen kommen und er sich zu mir dreht. Wieder scheint die Abendsonne auf uns. 
„Erinnere dich doch, wir durften vor einem Jahr nicht mal mehr raus wegen deinen Dummheiten! Was wird die nächste Konsequenz sein? Was wird sein wenn die das alles herausfinden? Von den Drogen", sage ich ohne Luft zu holen während ich mit meinen Händen herum fuchtele.
„Dann lass uns abhauen", sagt er entspannt während ich schnaufend vor ihm stehe.
Mein Kopf neigt etwas nach rechts bevor ich ironisch zu lachen beginne. „Witzig".
„Das ist mein Ernst", sagt er und nickt mit dem Kopf.
„Ich habe Kontakt mit Verwandten in Hamburg, bei denen kommen wir unter", sagt er und holt sein Handy hervor. „Und wie stellst du dir das vor? Einfach abhauen ? Wie vor allem, mit was, wie wollen wir nach Hamburg!", sage ich und betone extrem das Hamburg während er nur lächelt. „Raphael, wir sind hier in Wien".
„Wir fahren mit dem Zug", sagt er Schulterzuckend.
Nachdem ich zu reden beginne unterbricht er mich. „Immerhin habe ich das Geld dazu, du weißt auch woher. Ist zwar nicht leicht wenn Man in nem Heim lebt, aber ich hab es", sagt er als könnte er meine Gedanken lesen.
Kurz denke ich nach, schüttele dann aber den Kopf. „Nein, vergiss es", lache ich ironisch woraufhin er nur die Augen verdreht.

„Lenk doch nicht vom Thema ab! Hör auf mit diesen Leuten in Kontakt zu sein, brich ihn ab! Hör auf mit dem ganzen scheiss!", brülle ich schon fasst während Raphael meinen Kopf mit seinen Händen packt.
„Ich werde aufhören, bis ich genug Geld habe um uns zu retten", sagt er und wischt eine Träne weg, die gerade meine Wange runterläuft, diese habe ich gar nicht bemerkt. Stumm blicke ich zu ihm bevor er mir einen Kuss auf die Stirn gibt und wir uns stumm im schwachen Licht der Abendsonne in den Arm nehmen.

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Lauter Lärm auf den Fluren wecken mich auf, müde Strecke ich mich und werfe einen Blick auf meine Uhr, die auf meinem Nachttisch steht. Es ist 2:03 Uhr. Normalerweise ist hier totenstille um diese Uhrzeit, jedoch heute nicht.
Mehrere Polizeibeamte sind zu hören, weswegen ich leise meine Tür um einen Spalt öffne, um zu sehen was draußen vor sich läuft.
Im Flur steht er, Raphael umgeben von 3 Polizisten die mit den Betreuern reden. Seine Augen sind rot unterlaufen und er hat starke Augenringe sowie ein blasses Gesicht.
Fuck was hat er getan vor allem um diese Uhrzeit?

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„Ich verstehe das nicht!", sagt eine der Betreuerin und fasst sich an den Kopf. „Ich ging eine Runde und blickte in alle Zimmer, alle schienen zu schlafen - auch Raphael", sagt sie und zeigt auf ihn.
„Nun ja", sagt einer der Polizisten und räuspert sich. „Laut seiner Daten ist er schon 14, es könnte gut sein das es hier in eine Jugendstrafanstalt kommt", der Polizist klappt die Mappe mit den Informationen zu. „Wir bräuchten diese Mappe noch für weitere Ermittlungen, wir wissen nicht wie weit das hier geht. Ob er wirklich in eine Jugendstrafanstalt muss oder nur Sozialstudien ableisten muss", der Beamte zeigt auf die Mappe und blickt zwischen den Betreuern und Raphael hin und her.
Während sich die Erwachsenen unterhalten, fällt kein einziges Wort der Tat, die er begangen hat. Ich würde es so gerne wissen, jedoch werden die Betreuer niemals Auskunft geben.

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Raphael steht nur genervt da, sein Blick zeigt Trauer als könnte er losheulen, er wirkt tatsächlich sehr niedergeschlagen. Während sein Blick durch den Flur schweift bleibt sein Blick auf meiner Tür hängen. Ich öffne meine Tür noch etwas woraufhin er zu lächeln beginnt.
Reflexartig lächele ich auch, er wirkt plötzlich so glücklich was mich etwas, schockt?

Wir fokussieren uns schon fast, er versinkt total in meinem Blick, neigt seinen Kopf und lächelt.

„Gut, jedoch glaube ich wir sollten uns nach unten in den Gemeinschaftsraum begeben um weitere Dinge zu besprechen", sagt einer der Betreuerinnen und reißt mich total aus dem Bann.

Raphael blickt müde zu den Betreuerinnen die vorauslaufen, einen kurzen blickt widmet er mir bevor das Licht ausgeht und die Stimmen immer und immer leiser werden.

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Nɪᴇ ᴡɪᴇᴅᴇʀ ᴏʜɴᴇ ᴅɪᴄʜ || FF capisxbra Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt